“Sei einfach ganz Du selbst”, werden Lee Aronsohn und Chuck Lorre, die Macher der Sitcom Two and a Half Men, vor rund acht Jahren zu ihrem Hauptdarsteller gesagt haben. Und Charlie Sheen – ganz der Profi – hält sich seitdem strikt an diese Anweisung. Als Lebemensch Charlie Harper hängt er den lieben langen Tag in seinem Strandhaus in Malibu rum, trägt hässliche Hemden, trinkt Whisky und wenn er davon genug hat, fängt er sich ein Betthäschen. Genauso, wie er es wahrscheinlich auch im richtigen Leben tut, nur dass er in der Serie noch massig Geld dafür bekommt und keine Haftstrafe befürchten muss.
Am 22. September 2003 ging in den USA mit der ersten Folge (deutscher Titel: Stur, zwanghaft und unflexibel) die Sitcom Two and a Half Men auf Sendung. Ein denkwürdiger Augenblick für Comedy-Fans weltweit, auch wenn damals wohl nur die Wenigsten geahnt haben werden, welch Kultpotential der Serie um Charlie Harper, seinen Bruder Alan (John Cryer) und dessen Sohn Jack (Angus Turner Jones) innewohnt.
Charlie Harper ist Mitte 40, Junggeselle und sehr stolz darauf. Verständlich, da das zynische Machoarschloch mit Mutterkomplex bisher auch ein äußerst entspanntes Dasein gefristet hat in seinem schicken Strandhaus. Einen Beruf hätte er eigentlich nicht nötig, zum Spaß “arbeitet” er aber trotzdem als Werbe-Jingle Komponist. Das tut er zwar nur mehr oder minder erfolgreich, aber erstens geht der Titelsong der Teenage Mutant Hero Turtles auf seine Kappe und zweitens spielt Geld für ihn sowieso keine wesentliche Rolle. Das alles ändert sich aber, als plötzlich sein Bruder Alan vor der Tür steht, der daheim von seiner Frau rausgeschmissen wurde und nun bei Charlie wohnen will. Nur ein paar Tage bis sich seine Ehe wieder eingerenkt hat.
Natürlich renkt sich da gar nichts wieder ein, weil seine Noch-Frau Judith eine fiese Ziege ist und so macht es sich Alan bis auf Weiteres bei seinem wohlhabenden Bruder gemütlich. Der Spaß geht damit aber erst los, denn die Zwei könnten kaum unterschiedlicher sein. Alan ist ein rückratloser Schwächling, spießig und im Umgang mit Frauen völlig überfordert, Charlie ist all das nicht. Erschwerend hinzu kommt, dass Alan einen Sohn hat, den zehnjährigen Jake. Der wiederum ist klein, dick und nicht gerade die hellste Birne im Kronleuchter. Und ganz zum Leidwesen von Charlie wohnt Jake am Wochenende auch mit im Strandhaus.
Selbstherrliche Machos gibt es in Film und Fernsehen wie Sand am Strand von Malibu, nur dass keiner von all den anderen nur annähernd so sympathisch ist wie Charlie Sheen als Charlie Harper. Gut, vielleicht noch David Duchovny als Hank Moody in Californication, aber sonst wirklich keiner. Doch eigentlich haben wir alle Charaktere von Two and a Half Men irgendwie in unser Herz geschlossen. Sei es die patzige Haushälterin Berta, ohne die Charlie vollkommen hilflos wäre, die leicht psychopathische Stalkerin Rose oder Evelyn Harper, die männermordende Mutter der beiden Brüder. Jake müssen wir einfach liebhaben und sogar für Alan empfinden wir manchmal so etwas wie Sympathie, wenn wir uns nicht gerade unsäglich für ihn schämen.
Zugegeben: Two and a Half Men würde keinen Preis für herausragende Originalität gewinnen. Die Serie hebt nicht den moralischen Zeigefinger wie Scrubs – Die Anfänger es beispielsweise gerne mal tut, sie hat nicht den Anspruch und den Tiefgang von Breaking Bad und in Punkto Komplexität ist sie wohl das genaue Gegenteil von Lost. Nein, Two and a Half Men konzentriert sich auf’s Wesentliche: auf seine unglaublich liebenswerten Hauptfiguren, die jedes Mal ein Feuerwerk aus spaßigen One-Linern abfackeln. Das Ergebnis ist häufig gehässig und sexistisch, aber fast immer auch unglaublich sympathisch und charmant. Kurz: Two and a Half Men ist ganz ähnlich wie King of Queens überschaubare Comedy-Unterhaltung für Zwischendurch, bei der niemand den Anschluss verliert, nur weil er mal eine Folge verpasst hat. Aber trotzdem, und das ist die große Stärke der Serie, ist der Humor nur ganz selten platt und primitiv. Und wenn ein Gag dann aber doch mal weit unter die Gürtellinie zielt, dann hat das sicherlich berechtigte Gründe.
161 Folgen in sieben Staffeln gibt es mittlerweile schon von Two and a Half Men und zwei weitere Staffeln werden auch noch folgen. Danach ist aber definitiv Schluss für die zweieinhalb Männer im Hause Harper. Wollen wir nur hoffen, dass Charlie Sheen sich so lange aus allen Scherereien heraushalten kann und nicht noch kurz vorher in den Knast oder die Reha muss. Also bitte Hände weg von Drogen, Prostituierten und Alkohol, Herr Sheen. Die zwei Jahre schaffen wir jetzt auch noch.