Christoph Schlingensief über seinen Krebs

21.04.2009 - 08:45 Uhr
Christoph Schlingensief
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In So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein erzählt er von seiner Krankheit.

Christoph Schlingensief war in diesem Jahr Mitglied der Internationalen Jury bei der Berlinale. Vor 10 Jahren hätte das niemand für möglich gehalten, denn das Berliner Festival lehnte seine Filme regelmäßig ab. Sie waren so abseitig, irgendwie anders und damit konnten die Verantwortlichen nicht umgehen. Dass er jetzt in die großes Ruhmeshalle aufgestiegen ist, zeugt nicht nur von einer Veränderung bei der Berlinale, sondern auch vom Stellenwert des Actionkünstlers, Filmemachers, Theater- und Opernregisseurs und nun auch Autors Christoph Schlingensief.

Anfang 2008 wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Infolge seiner Krankheit wurde ihm die linke Lunge entfernt und im Dezember 2008 wurden in der verbliebenen rechten Lunge neu entstandene Metastasen gefunden. Bewunderung und Respekt zollten ihm auch ehemalige Gegner wie die Boulevard-Presse a la Bild & Co., als sie über seine Auftritte bei der Berlinale im Februar 2009 berichteten. Er hat sich von seiner Krankheit nicht unterkriegen lassen und jetzt auch ein Buch über sich und den Krebs geschrieben.

“Die zentrale Frage wird sein, wie ich diesen alten Halligalli-Christoph mit seinem Bedürfnis, wahrgenommen zu werden und überall dabei zu sein, umbauen kann”, schreibt er. Letztlich ist er zu dem Ergebnis gekommen, dass er den alten Schlingensief gar nicht verändern will. Und so ist er wieder mittendrin und berichtet in dem Buch, was eine Krebserkrankung alles mit sich bringt: “Ich habe lernen müssen, auf dem Sofa zu liegen und nichts anderes zu tun, als Gedanken zu denken.”

Da geht es um den Himmel, um Gott: “Ich habe keinen Bock auf Himmel, ich habe keinen Bock auf Harfe spielen und singen und irgendwo auf einer Wolke herumhocken.” Und es geht um die Welt, um die Liebe nach dem Leben, um die Angst vor dem Tod, um Selbstmordgedanken. Fragen tauchen auf, wie: Bin ich vielleicht bestraft worden, weil ich nicht richtig gelebt habe? Und er schreibt über den Mut. Mut, das alles auszuhalten, Mut, den Freunde und Ärzte ihn machen, Kollegen, die anrufen, Fans, die Briefe schicken. Und am Ende glaubt er es zu wissen: “Tief in meinem Innern glaube ich, dass es sich noch um zwei oder drei Jahre handelt, die ich auf der Erde bin. Ist komisch, aber das spüre ich so.”

Heute Abend stellt der Künstler sein Krebstagebuch im Prater der Berliner Volksbühne vor. Unter dem Titel “So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein” ist es bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

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