Auf Cowboys & Aliens habe ich mich schon Wochen vor dem Kinostart gefreut. Geballte Manneskraft verkörpert durch Daniel Craig und Harrison Ford – welch Augenweide. Umso überraschter war ich, als Olivia Wilde das taffe Duo zum Trio machte, frei nach dem Motto: “Wir haben ein Kind und einen Hund dabei. Warum nicht auch noch eine Frau?!” Ich witterte die längst überfällige Emanzipation der Frau in den Männer Genres Western und Sci Fi. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr erschien mir Olivia Wilde eine emanzipatorische Mogelpackung zu sein.
Frauen im Western: Heilige und Huren
Im Western spielten Frauen schon immer eine ziemlich untergeordnete Rolle. Für weibliche Schauspielerinnen gab es grundsätzlich zwei Rollen zur Auswahl: die Heilige und die Hure. Die Heilige war Lehrerin oder Pfarrerstochter, ohne Hilfe eines Mannes vollkommen hilflos und drohte dem Helden mit Domestizierung. Die Hure hingegen durfte stärker sein, aber letztendlich war sie unmoralisch und musste daher traurig und allein bleiben. Dazwischen gab’s nichts und eine charakterliche Entwicklung oder Einfluss auf den Handlungsverlauf hatten die Frauen im wilden Westen auch nicht.
Im Zuge der Emanzipation hat sich das natürlich geändert und seit den 90ern darf auch eine Power-Frau wie Sharon Stone mal Schneller als der Tod ihre Knarre ziehen. Aber die Helden der modernen Western wie Todeszug nach Yuma oder Open Range – Weites Land sind immer noch Männer.
Frauen in Science Fiction: Mutter werden ohne Sex
Da Cowboys & Aliens ja ein Mashup ist, müssen wir auch noch einen Blick in das Science Fiction Genre riskieren. In den 50ern waren Frauen im Science Fiction wie auch im Western eigentlich nur dazu da, dem Helden einen Grund zu geben, in den Kampf zu ziehen: Sie mussten gerettet werden. Eine Figur, die dieses Schema ein für alle mal durchbrach, war Sigourney Weaver als Ripley in Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Bis heute ist sie im Grunde die einzig ernstzunehmende Frau im Science Fiction Kino. Etwas geschmälert wird ihre Emanzipation jedoch dadurch, dass Ripley wenig ur-weibliche Eigenschaften hat. Ich könnte auch sagen: Ripley ist ein männlicher Actionheld mit Titten und Gebärmutter. Darüber hinaus besitzt sie leider keine sexuelle Identität: Zu ihrem außerirdischen Nachwuchs kommt sie quasi wie die Jungfrau zum Kinde.
Eine andere Variante, die der Science Fiction Film wählt, um scheinbar starke Frauenfiguren zu erschaffen, lässt sich gut an Leeloo aus Das fünfte Element verdeutlichen. Irgendwie ist sie zwar ein weibliches Wesen, doch ist sie viel zu kindlich, um als Frau zu zählen. Darüber hinaus ist sie, wie der Name des Films schon sagt, nicht im eigentlich Sinne eine Person mit einem Charakter, sondern ein bloßer Typ, ein Element, das den Männern einen Grund zum Handeln gibt.
Die Frau spielt im All eine deutlich größere Rolle als im Wilden Westen. So ganz gleichberechtigt sind die Damen dann aber doch nicht: Als kindgleiche Figuren haben sie kaum Persönlichkeit und als tatkräftige Alienjäger kaum weibliche Charakteristika. Eine sexuelle Identität wird ihnen stets verwehrt.
Western meets Science Fiction – Zeit für starke Frauen?
Mit Ella Swanson, der von Olivia Wilde verkörperten Frau in Cowboys & Aliens, soll mit diesen Traditionen nun gebrochen werden. Endlich steht auch eine Frau im Mittelpunkt des Geschehens, darf an der Seite der Männer in die Prärie reiten, eine Waffe tragen und die Welt retten.
Aber stimmt das wirklich? Ella ist eine Frau, die zupacken kann und sich ohne Angst mitten ins Gewühl stürzt. Sie ist engagiert im Kampf gegen die Aliens und riskiert ohne Wimpernzucken ihr Leben für das Wohl der Menschheit. Aber wieder stellt sich die Frage: Ist Ella denn auch eine Frau?
Ella zeigt Muttergefühle und damit ein urweibliches Charakteristikum. Ella ist schön: Mehr als einmal fallen den Cowboys bei ihrem Anblick die Augen aus dem Kopf. Aber hier fangen die Probleme auch schon an: Olivia Wilde wird zum Sexobjekt degradiert, wenn sie splitterfasernackt vor versammelter Mannschaft ihre Vorzüge präsentiert. Daniel Craig hingegen ist den ganzen Film über brav bekleidet. In ihrer Anziehungskraft aber bleibt Ella unschuldig. Gucken dürfen die Cowboys gerne, aber anfassen ist nicht drin. Ella darf sexy sein, aber nicht im eigentlichen Sinne sexuell. Die andere Frau an Daniel Craigs Seite ist, wie sollte es auch anders sein, eine Hure. Eine pensionierte Hure zwar, aber trotzdem eine Hure.
Fazit: Ein Männerfilm ist keine Bühne für die Emanzipation
Cowboys & Aliens präsentiert uns also keine Lösung für das Problem der Frau im Western: Auch hier haben wir im Prinzip eine Heilige und eine Hure. Ella Swanson will die Welt retten und tut es auch, bleibt dabei aber in ihrer Weiblichkeit ähnlich abstrakt wie Leeloo. Demgegenüber steht die Hure, die nicht mal Teil der Haupthandlung sein darf. Aber vielleicht macht das auch alles nichts und Cowboys & Aliens ist einfach genau das, was er verspricht: Das perfekte Mashup zweier “Männer-Genres” mit mutigen Cowboys, blutrünstigen Aliens und schönen, nackten Frauen.