Wer ist eigentlich David Caruso? In meinem Universum gibt es nur eine CSI-Serie und die heißt CSI: Den Tätern auf der Spur. Zugegeben, sechs oder sieben Staffeln hätten gereicht. Spätestens beim Ausstieg von William Petersen hätte CBS die Notbremse für ihr Erfolgsformat ziehen sollen. Denn wie immer gilt: Früher war alles besser. Die Enttäuschungen der Gegenwart ändern allerdings nichts an den Errungenschaften, welche diese Mutter aller stylishen Forensikerserien in ihren ersten Jahren vorweisen konnte. Mein Herz für Serie geht deswegen an die Tatortspezialisten um Gil Grissom.
Sex, Lies and Larvae
Sicherlich war CSI: Den Tätern auf der Spur nie so komplex wie The Wire oder so clever wie Sherlock, doch darum geht es der Serie von Anthony E. Zuiker nicht. CSI ist ein Middlebrow-Vergnügen, ein klassisches Krimi-Vehikel in der Tradition von Arthur Conan Doyle, das durch seine farbenprächtige Noir-Inszenierung und ein paar Elektrobeats für das neue Jahrtausend aufbereitet wurde. Geschichten, die über ganze Staffeln hinweg erzählt werden, gibt es kaum. Sie verschwinden zugunsten der meist in sich abgeschlossenen Fälle in den Hintergrund. Dabei ist die Struktur der Folgen mit einem Haupt- und ein oder zwei Nebenfällen recht gleichförmig.
Diese Simplizität gereicht der Serie zum Vorteil. CSI kann in intensiven Sitzungen am Stück verzehrt werden oder aber in großen Abständen nebenbei beim Bügeln. Es ist die perfekte Serie für verkaterte Sonntagnachmittage, an denen das Gehirn nicht zu sehr strapaziert werden kann. Ein- und Ausstieg sind also jederzeit möglich, ohne dass einen der manchmal auch nervige Druck überkommt, unbedingt die nächste Folge jetzt – gleich – hier gucken zu müssen. CSI zu schauen, heißt Abschalten vom Alltag und damit macht die Serie eines der Ur-Versprechen der beiläufigen Fernsehunterhaltung wahr.
Privatleben. – Was ist das?
Ich sehe mir gerne Krimiserien mit Ermittlern an, deren in Trümmern liegendes Privatleben vor den Zuschauern bis ins letzte Detail ausgebreitet wird. Manchmal nervt dieser Soap-Zwang allerdings gewaltig. Gerade in den ersten Staffeln erfrischt an CSI: Den Tätern auf der Spur das geringe Interesse, welches für den häuslichen Alltag des Teams um Gil Grissom (William Petersen) aufgebracht wird. Hier und da gibt es Themenepisoden, etwa wenn es um den familiären Anhang von Catherine Willows (Marg Helgenberger) und Jim Brass (Paul Guilfoyle) geht. Doch grundsätzlich konzentriert sich die Serie voll auf den Arbeitsalltag der Forensiker, inklusive Streitigkeiten um Schichtwechsel und ähnliches.
So erinnert die Show an eine Sci Fi-Variante von Law & Order, welche die Cops und Anwälte durch nerdige Wissenschaftler ersetzt. Ein bisschen Gore, ein bisschen technisches Klimbim, das sowieso niemand versteht und ein sympathisches Team, welches nicht übertrieben Model-haft daherkommt (Hallo Miami!?) gehören zu den unkomkplizierten Bauteilen.
L.V. Noire
CSI: Den Tätern auf der Spur glänzt zwar weniger mit dem dokumentarischen Realismus anderer Shows. Dafür überzeugt die Krimiserie in den ersten Staffeln durch ihren düsteren Look und die zum Teil eher ungewöhnlichen Auflösungen der verschwurbelten Fälle. Gil Grissom fungiert dabei als Nachfahre von Sherlock Holmes. Zusammen mit seinem Team kämpft sich der introvertierte Insektenexperte durch die verdorbenen Schattenseiten der Glitzerstadt Las Vegas. Dem in Film- und andere Zitate gebotenem schwarzen Humor tun die brutalen Verbrechen dabei keinen Abbruch.
Die Verherrlichung der Naturwissenschaften namens CSI ist in den vergangenen Jahren durch seine Ableger und Epigonen geradezu zum Unwort intellektueller TV-Konsumenten verkommen. Diesen Ruf hat die Serie zumindest in ihren frühen Staffeln keineswegs verdient. CSI: Den Tätern auf der Spur bietet keine Gesellschaftskritik oder über 20 Folgen verwinkelte Plots. Aber das muss die Show auch nicht. Sie unterhält und verkauft uns dabei nicht für dumm.