Tils Traum vom Lustigsein platzte spätestens gestern Abend, als mission-hollywood in die zweite Runde ging. Eigentlich standen Komödien auf dem Tagesplan, doch was Meister Til und die heulenden Zwerge mit ihren Einlagen ablieferten, glich eher dem Charme einer Horde betrunkener Junggesellinnen als ernstzunehmender Schauspielerei. Der Unterschied zur viel zitierten Heidi Klum-Show prangte den neun Grazien in großen Leuchtbuchstaben auf der Stirn: Wer nicht gefordert wird, kann auch kein verstecktes Talent zum Vorschein bringen. Schweigers nicht existente Regie ließ die Darstellerinnen leider abermals ins Leere fallen. Vielmehr setzte der Manta,Manta-Star erneut auf platte Anspielungen und Styling, damit die Mädels auch “supersexy Hollywoodmäßig” (O-Ton Schweiger) aussehen.
Foto-Show: die Bilder von “Mission Hollywood”
Nicht existente Regie und platte Szenenauswahl
Denn die drei Szenen, die nachgespielt werden sollten, ließen rein gar nichts für die Püppchen übrig, um eine verborgene Begabung zum Glänzen zu bringen: In der Szene aus American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen setzte die Komik auf den Satz “Ich habe mir eine Flöte in die Muschi geschoben”, die dann auf ziemlich forcierte Weise gleich mal in “Klarinette in die Pussy” uminterpretiert wurde. Schreck lass nach! Der erzwungene Sex-Appeal der Pilotfolge setzte sich alsdann fort: Drei der Kandidatinnen ahmten Sandra Bullock nach, wie sie mit den Haaren im Reißverschluss von Hugh Grant hängenbleibt. Selbst Ein Chef zum Verlieben wirkte dagegen noch wie die Topkomödie der letzten zehn Jahre. Die Liebeskomödie Love Vegas kam da noch vergleichsweise glimpflich davon: Cameron Diaz hatte es allerdings weitaus besser drauf, die verkaterte Frischverheiratete am Morgen danach zu geben.
Tränendrüse und Sozialmobbing
So wurde denn wieder auf die Tränendrüse gedrückt und auf Sozialmobbing gesetzt: Die großzügige Yesim Sery gab all ihre “positive Energie” an die unsichere Margarita – und versämmelte gleich selbst die Rolle mit den eingeklemmten Haaren. Dass der böse Lausbub Til Schweiger auch in Folge zwei herumstammelte und deutlich hinter den groben, aber witzigen Sprüchen eines Dieter Bohlen hinterherblieb, konnte die Kandidatinnen nur verunsichern. Selbst das Rumgezicke einer Annika Ernst wusste der vierfache Vater nicht einzudämmen. Mittels ziemlich ungeschickter Satzkonstruktionen forderte er schließlich die drei Wackelkandidatinnen auf, eine Dankesrede aus der Perspektive einer “überheblichen Gewinnerin, die findet, dass sie den Oscar verdient hat” zu halten. Schließlich sind es das ehemalige Model Yesim und die zickige Annika, die weiterkommen. Die äußerlich aus der Reihe fallende Juliane Kammerl fliegt raus – und wird “zurück ans Theater gehen”. Selbst die sich als große Versöhnerin gebende Carmen Electra konnte da nicht mehr viel ausrichten. Ohnehin schien ihr Urteilsvermögen eher begrenzt. Die Schauspielerin fand stets das Positive im Menschen und begnügte sich größtenteils mit einem zuckersüßen Lächeln.
Tils Humor war in der Tat nicht jedermanns Sache. Leider setzten sich die Redakteure der Mission Hollywood alles auf leicht obszöne Szenen aus Liebeskomödien, Styling und Mädchen, die zu nahe am Wasser gebaut sind. Aus dem Format könnte man sicherlich mehr herausholen, indem man Til Schweiger einen Sprüche-Coach, ein kantiges drittes Jury-Mitglied und einen begabten Regisseur zur Seite stellt. Bis dahin hilft nur: Umschalten!
Was meint ihr: Lohnte sich mission-hollywood?