Fast wäre James Bond alias Daniel Craig in James Bond 007 – Ein Quantum Trost eine Träne übers Gesicht gelaufen, als er von seiner Mitstreiterin Camille (Olga Kurylenko) über ihre Vergangenheit aufgeklärt wird. Natürlich weint Agent 007 nicht, aber es hat den Anschein, als wäre der neue Bond in Gestalt von Daniel Craig ein sensibler, verletzbarer und gefühlsbetonter Mann. Er trauert um seine Verflossene, will sich wider allen Verstandes rächen. Ihm fehlen die ironisch bis sarkastischen Sprüche, nichts von Lebemann, Playboy oder Genussmensch ist mehr zu spüren, keine Spielchen, keine Liebesgeschichte. Ihnen fehlen Q und Miss Moneypenny. Der Aufschrei ist natürlich groß: Millionen Fans – vorzugsweise männliche – beklagen die völlige Entbondisierung und wünschen sich ihren Macho sowie dessen flotte Sprüche zurück.
Andere wiederum sehen im neuen Bond und seinem Darsteller Daniel Craig den neuen Männertyp. Immer noch hart kämpfend, ohne Rücksicht auf seinen Körper, verbirgt sich eben hinter der rauen Schale ein Mann, der sein Macho-Gehabe abgelegt hat und die Frauen an seiner Seite als Gleichberechtigte behandelt. Einen Geschlechterkrieg gibt es scheinbar nicht mehr. Der neue Bond ist fehlbar, zeigt Gefühle und ist so in unserer Zeit angekommen. Überaus real und authentisch die Figur. Für ihn ist es eben auch James Bond 007 – Ein Quantum Trost, seine Verflossene gerächt zu haben.
Welche Position ein jeder auch beziehen mag: Fazit vieler Kritiken ist, dass James Bond 007 – Ein Quantum Trost nicht unbedingt der beste Bond-Film aller Zeiten ist, aber die Figur für vieles öffnet. Jetzt, wo sein Anfang geklärt ist, kann alles passieren und die Zuschauer dürfen gespannt sein, wie sich Daniel Craig weiter schlagen wird. Die große Frage steht natürlich im Raum: Wie wird aus diesem gefühlvollen, eher ernsten Bond jener Agent, der die Frauen reihenweise vernascht, immer den Mund voller Sprüche hat und vor Charme nur so sprüht?