Das Leben ohne Freiheit - Deutsche Knastfilme

04.02.2011 - 08:50 Uhr
Picco
Movienet Filmverleih
Picco
Mit Picco ist ein starker deutscher Kinofilm angelaufen, der das Leben im Gefängnis zur Bühne der Dramaturgie macht. Wir erinnern uns an deutsche Vorgängerproduktionen dieses Genres.

Als im Jahr 2006 ein junger Häftling von seinem Mitinsassen zu Tode gequält wurde, machten die Medien auf die zerreißenden, kaum vorstellbaren Belastungen hinter Gittern aufmerksam. Weggesperrt, um der Gesellschaft keinen weiteren Schaden zuzufügen, versammelt sich auf wenigen Quadratmetern Wut, Angst und Unbeholfenheit. Seit dieser Woche widmet sich das deutsche Gefängnisdrama Picco diesem Thema und wird dabei von Kritikern in höchsten Tönen gelobt. An Intensität und Realität steht der Film jetzt schon an der Spitze der deutschen Filme der Gattung. Wir blicken auf das verstaubte Genre zurück und erinnern uns an deutsche Knastfilme, die allesamt auf ganz unterschiedliche Weise den Ort des Vollzugs für tragische, rührende und humorvolle Geschichten nutzen.

Aufbrechen der Norm
Dass in Knastbrüdern weitaus mehr steckt als gefühlskalte Kriminalität, zeigte uns 2007 Underdogs. Dazu bedarf es nichts weiter als süße Hunde! Die machen aus dem Gewichtheber und Einzelgänger Mosk und seinen Mithäftlingen umgänglichere Menschen. Die Komödie versucht Vorurteile aufzubrechen, die Botschaft ist klar: Zuneigung und Wärme sind die besten Mittel zur Zähmung. Im Drama Vier Minuten ist es die Musik, die zur heilsamen Medizin einer jungen Insassin des Frauengefängnisses wird. Die Geschichte voller Schicksalsschläge und emotionaler Zerrissenheit plädiert für Selbstbestimmung, Besinnung auf eigene Stärken und die Bereitschaft, Schwächen einzusehen und ihnen entgegenzuwirken.

Das Spiel mit der Freiheit
Wie aus normalen Menschen in Gefangenschaft Tiere werden können, zeigte in den 70er-Jahren auf schockierende Weise eine wissenschaftliche Studie. Auf dieser Grundlage inszenierte Oliver Hirschbiegel 2001 den Thriller Das Experiment. Erschreckend wird der Zuschauer Zeuge davon, wie sowohl zu viel Macht über andere als auf der gegenüberliegenden Seite Unterdrückung und Freiheitsentzug das Gute im Menschen zu vernichten in der Lage sind. Das erinnert auf radikale, überspitzte Weise vor allem an die Probleme des Justizsystems. In solch einer Umgebung werden Verurteilte bestraft, jedoch nicht geheilt.

Auf ganz andere Weise behandelt 14 Tage lebenslänglich den Ernst des Themas. Nachdem der erfolgreiche Yuppie-Anwalt Konrad von Seidlitz sich aus eigennützigen Imagezwecken wegen einiger Strafzettel für zwei Wochen einbuchten lässt, kommt ein Albtraum auf ihn zu. Nachdem er die Insassen und JVA-Beamten gegen sich aufbringt, wird er Opfer eines Komplotts und schließlich für zwei Jahre ohne Bewährung verurteilt. Für seinen leichtsinnigen Umgang mit der eigenen Freiheit muss er büßen. Der Film von 1996 mahnt zum gewissenhaften Umgang mit sich selbst.

Es geht auch mit Humor
Natürlich darf eine typisch deutsche Komödie unter den Knastfilmen nicht fehlen. Das dachte sich zumindest Detlev Buck als er 1996 Männerpension drehte und neben Til Schweiger die zweite Hauptrolle besetzte. Im Film startet der Gefängnisdirektor ein Projekt, bei dem er zwei Häftlingen eine Woche Urlaub gewährt – unter der Kontrolle und Beobachtung einer Frau. Dass das nicht gut gehen kann, ist selbstredend. Dabei verzichtet der Film auf moralische Aussagen und stellt die Unterhaltung in den Vodergrund. Thematisch ist Männerpension das Gegenstück zu Picco. Der Film setzt auf filmische Anspielungen und gute Laune.

Das Gefängnisumfeld und die dazugehörigen Menschen bietet viel Raum für unterschiedlichste Geschichten, wurde bisher allerdings von wenigen deutschen Filmemachern als Möglichkeit genutzt. Die für Außenstehende schwer vorstellbare Situationen innerhalb der Mauern, die Bedingungen, in denen Menschen innerlich zerbrechen oder tatsächlich auch seelisch rehabilitieren, bieten viel Potential für verschiedenste Geschichten. Das macht uns vor allem das internationale Kino vor, erinnert sei an Im Namen des Vaters, oder jüngst Ein Prophet und Hunger.

Fallen euch weitere deutsche Gefängnisfilme ein?

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