Die französische Starschauspielerin Marion Cotillard hat bereits für ihre Verkörperung der Chansonlegende Édith Piaf in La Vie en rose einen Oscar als Beste Hauptdarstellerin erhalten und darf sich nun für ihre Leistung im Drama Der Geschmack von Rost und Knochen erneut Hoffnungen auf eine Auszeichnung mit dem prestigeträchtigsten Preis Hollywoods machen, zumindest eine Nominierung scheint ihr so gut wie sicher zu sein.
Der Geschmack von Rost und Knochen basiert auf einer Kurzgeschichtensammlung des kanadischen Schriftstellers Craig Davidson und erzählt die Geschichte der Waldompteuse Stéphanie, die nach einem tragischen Arbeitsunfall ihre Beine verliert und mit Hilfe des kleinkriminellen Türstehers Ali nur mühsam wieder ins Leben zurückfindet.
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Marion Cotillard glänzt als körperlich und seelisch verwundeter Mensch in einer Extremsituation. Die Szenen im Krankenhaus, als sie aus dem Koma erwacht und erfahren muss, was mit ihrem Körper passiert ist, spielt sie intensiv und ergreifend. Das drastische Schicksal ihrer Figur bietet der Schauspielerin eine perfekte Möglichkeit, ihr ganzes Können zu präsentieren und den Rest des Films in den Schatten zu stellen. Dabei hat das raue Drama aus der französischen Unterschicht dem Zuschauer noch viel mehr zu bieten, als einen Superstar dabei zu beobachten, wie er seiner glänzenden Karriere einen weiteren Höhepunkt hinzufügt.
Der Geschmack von Rost und Knochen beginnt mit der Geschichte des Amateurboxers Ali, der sich mit seinem Sohn, den er kaum kennt, auf die Reise zu seiner Schwester an die Côte d‘Azur begibt. Er hofft dort auf Arbeit und ein besseres Leben. Während der Zugfahrt ernährt er sich und seinen Sohn von weggeworfenen Essensresten der anderen Passagiere, später klaut er ein paar Burger in einem Fastfoodrestaurant. Die Schwester nimmt ihn auf und er beginnt als Türsteher zu jobben. Dort lernt er auch Stephanie kennen und hilft ihr aus einer brenzlichen Situation. Später installiert er für eine dubiose Firma Kameras in Supermärkten, mit denen die Mitarbeiter ausspioniert werden. Als ihm die Teilnahme an einem illegalen Boxkampf angeboten wird, nimmt er ohne zu zögern an.
Der Belgier Matthias Schoenaerts spielt den ruppigen Vater, der sich mehr schlecht als recht an das neue Leben bei seiner Schwester gewöhnt, als menschlichen, aber bisweilen kalten Charakter, der vom harten Leben eines gesellschaftlichen Außenseiters gezeichnet ist. Seine Aggressionen wirken natürlich und die Figur absolut glaubhaft, ebenso wie die Welt um ihn herum. Mit seiner direkten und scheinbar mitleidlosen Art gibt er der verstörten Stéphanie das Gefühl, wie ein normaler Mensch und nicht eine bemitleidenswerte Behinderte behandelt zu werden. Bis daraus aber eine Liebesgeschichte wird, sind wie im echten Leben noch viele Rückschläge zu verkraften, meist ausgelöst durch das sowohl unbekümmerte, als auch verantwortungslose Handeln von Ali.
Regisseur Jacques Audiard gelingt es, ein raues Millieu authentisch zu zeichnen und mit lebensechten Figuren zu bevölkern. Jemandem wie Ali begegnen wir täglich im Bus oder in der Straßenbahn, es ist der muskulöse, schlicht gekleidete Kerl in der Ecke, der umgehend zurückpöbelt, wenn er dumm angequatscht wird. Seine trostlose Wohnung und die zwielichtigen Jobs, die er annimmt, runden die präzise und lebensnahe Studie ab. Matthias Schoenarts raue Natürlichkeit steht dem emotionaleren Spiel von Superstar Marion Cotillard in nichts nach und transformiert die befürchtete One-Woman-Show in ein glaubwürdiges Drama mit einem starken Ensemble. In die deutschen Kinos kommt der erfrischend unsentimentale Film, das bereits auf den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes erfolgreich gelaufen ist, am 10. Januar 2013.
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