Es war eines der Medienereignisse des Sommers 2006. Erinnert Ihr Euch noch? Alle machten Jagd auf Bär Bruno. Die einen, wie der Bärenexperte Hubert Wolfgruber (Fritz Karl) und der Zoodirektor Konrad Rettensteiner (Harald Krassnitzer), um ihn zu fangen, andere, wie die Tierschützerin Linde Blümel (Nadeshda Brennicke), um ihn vor den Jägern zu schützen. Bruno wird zum Medienstar und zum Politikum. Während die Bärenschützer alle Register ziehen, um Bruno anzulocken, wartet die Jägerschaft bereits mit dem Finger am Abzug auf den Schießbefehl.
Björn Wirth in der Berliner Zeitung ist völlig entsetzt, dass sich die ARD nicht schämt. “Selbst mit rezeptpflichtigen Beruhigungsmitteln ist dieser Unfug kaum zu ertragen. Das liegt am missratenen Drehbuch und der nicht vorhandenen Regie, aber wahrscheinlich hatten Autor Felix Mitterer und der nicht vorhandene Regisseur Xaver Schwarzenberger auch eine besonders subversive Kritik am Fernsehen oder an sonstwas im Sinn.” Wie Katrin Hillgruber im Tagesspiegel meint, sind “die einzigen, die in dieser alpinen Komödie wirklich bewundernswerte schauspielerische Leistungen erbringen, die Braunbärinnen Fabienne und Trapper vom Zirkus Busch, trainiert von Henry Spindler.”
Dagegen findet Eckhard Fuhr von der Welt den ARD-Film Der Bär ist los! über den berühmtesten Bären Mitteleuropas gar nicht so schlecht. “Es brauchte, so berichtet Drehbuchautor Felix Mitterer, nur zwanzig Minuten Zeitungslektüre, um den Stoff für ein Drehbuch zusammen zu bekommen. Nie habe ihn die Wirklichkeit so reich beschenkt. Kurz war also der Weg von der Realsatire zur Satire. Und gut beraten war der Bayerische Rundfunk, dass er sich diesen Stoff aus den mythischen Zonen seines Sendegebiets nicht hat entgehen lassen.”
Es gibt heute Abend zwar starke Konkurrenz im Fernsehen – so die Champions League auf Sat.1, ein Camp voller gewalttätiger Jugendlicher auf RTL und wieder ungelösten Aktenzeichen auf ZDF – aber vielleicht interessiert Euch ja eher der Bär, der Tierschützer, Zoodirektoren, Politiker und Bärenjäger im Sommer 2006 auf die Palme brachte. Leider hat er – Achtung: Spoiler – nicht überlebt.