Auch wenn mir die Moviepilot-Redaktion zuvor kam, veröffentliche ich meinen Blogbeitrag dennoch... es steckte schon zu viel Arbeit darin, und ich denke, sie ergänzen sich ganz gut.
Filmfans und Kritiker weltweit befinden sich noch im kollektiven Adrenalinrausch und umjubeln George Millers neues Meisterwerk, Mad Max: Fury Road. Auch ich möchte mich hier nicht ausnehmen, seit Tagen geistert mir kaum etwas so im Kopf herum wie die Materialschlacht, die ich damit im Kino zu sehen bekam. Einer der für mich faszinierendsten Aspekte, waren die Fahrzeuge, die für den Film geschaffen wurden – schon in den alten Filmen steigerte sich deren Verrücktheit mit jedem Mal. Doch die alten Wagen verblassen neben dem, was Miller für Fury Road hat auffahren lassen.
Maßgeblich für den Wahnwitz in Karosserieform verantwortlich ist der australische Produktionsdesigner Colin Gibson. Der hatte tatsächlich schon bei Mad Max III - Jenseits der Donnerkuppel mitarbeiten sollen, musste die Zusammenarbeit wegen der Geburt seines Sohnes absagen. Doch nun hatte er die Möglichkeit, einiges nachzuholen. „Es ist viel spannender, das Unmögliche tatsächlich zu erreichen, als es zu Photoshoppen“, sagt Gibson, und so arbeitete man soweit irgend möglich mit realen Fahrzeugen unter realen Bedingungen. Denn Gibson wollte ebensowenig wie Miller einen Film a la Fast and Furious mit all seinen physikalischen Unzulänglichkeiten schaffen. „Dieser ganze Kram stört mich, sodass ich es hoffentlich so real wie möglich halten und gewährleisten konnte, dass die Autos und die Leute auf den Autos tatsächlich machen konnten, was sie machen sollten.“ Tatsächlich kamen Miller und Gibson bereits 2000 ins Gespräch für einen neuen Mad-Max-Film, und Gibson sucht in der Folgezeit bereits nach Drehorten. Auch die Suche nach Karosserien und Gebraucht- oder Schrottwagen wurde bereits Jahre vor Drehbeginn aufgenommen, Gibson arbeitete seit 2003 an Entwürfen und laut Fahrzeugdesigner James Johnson benötigte man schließlich rund sechs Jahre von der Zusammenstellung bis zur Fertigstellung des Fuhrparks.
Und dementsprechend baute Gibson mit seiner etwa 120 Mann starken Crew 88 unterschiedliche, voll einsatzfähige Fahrzeuge für den Film. Insgesamt wurden sogar 150 Fahrzeuge gebaut, da für den Fall der Fälle viele Fahrzeuge mehrfach gefertigt wurden. Und immerhin wurde rund die Hälfte bei den Dreharbeiten auch wieder zerstört. Dabei war es für Gibson hilfreich, bereits einmal ein Auto für eine Wüstenfahrt im Film konstruiert zu haben: Bereits 1994 arbeitete Gibson an dem australischen Film Priscilla - Königin der Wüste, in dem Guy Pearce, Hugo Weaving und Terence Stamp als Transvestiten durch die Wüste kutschieren. Da die Darsteller den Bus nicht fahren konnten, baute er eine mechanische Lösung, mit welcher man den Bus von außen Fernsteuern konnte, während der Darsteller den Fahrerplatz belegen konnte. Eine Technik, die ihm bei Fury Road ebenfalls von Nutzen war, wo man ähnliche Vorrichtungen insbesondere für die größeren Fahrzeuge verwendete.
Dennoch boten sich genug Schwierigkeiten, Entwürfe mussten verworfen werden, andere wurde umgesetzt, nur um dann feststellen zu müssen, dass ein Design um des Designs willen nicht in das Setting passte oder ein besonders kraftvoller Wagen aufgrund zu geringer Sicherheitsmaßnahmen nicht für den Film einsetzbar war. „Es war immer eine Frage, alles ausgewogen zu halten, ein fesselndes Bild zu haben, aber auch etwas, das funktioniert“, so Gibson. Schlussendlich hatte er auch noch einen Vorteil: Da Miller so viele Fahrzeuge für seinen Film benötigte, wurden alle fertigen und funktionierenden Modelle übernommen, selbst wenn sie dem Regisseur einmal nicht gefallen sollten.
Dabei spricht Gibson bei den verschiedenen Autos von Charakteren, denn jedes Modell ist auf seine Weise einzigartig und manch ein Fahrzeuge wird im Film zu einer weiteren, eigenständigen Figur neben den menschlichen Darstellern. Oder sie fungieren, wie es Miller sagt, als eine „Erweiterung der Charaktere“ und unterstützen dessen Merkmale und umgekehrt. In der postapokalyptischen Welt, die Miller erschaffen hat, sind die Maschinen, die Autos, Zeichen von Macht, sind Waffen und werden im wahrsten Sinne des Wortes angebetet – man denke an die Warboys und ihre Beziehung zum „V8“. Sie stehen im Mittelpunkt der Kultur, denn sonst ist nicht mehr viel geblieben.
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