Der perfekte Film für die Generation Maybe

21.04.2014 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Die Filmanalyse zu Die Bestimmung - Divergent
Moviepilot
Die Filmanalyse zu Die Bestimmung - Divergent
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Der Filmanalytiker widmet sich der Romanverfilmung Die Bestimmung – Divergent und sieht darin nicht wirklich eine Dystopie.

Nach Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen und den Die Tribute von Panem – The Hunger Games darf wieder eine weibliche Heldin für ihre Freiheit und Selbstverwirklichung kämpfen. Shailene Woodley wird deshalb auch über ihre Rolle hinaus als neue Star-Rebellin inszeniert bzw. sie inszeniert sich so. Sie isst Bio, hat ein ökologisches Bewusstsein, verachtet die Oberflächlichkeit der bunten Scheinwelt und findet Make-up blöde; gleichzeitig fliegt sie gestylt durch alle Welt (Achtung CO2-Austoß!), um ein Produkt aus eben dieser Scheinwelt zu promoten. Sie ist die typische Vertreterin einer herrschenden Ideologie, die sich privat ein gutes Gewissen ermöglicht (um nicht „erkauft“ zu sagen), beruflich aber genau von dem System profitiert, das sie in privaten Momenten ablehnt. Indem sich Shailene Woodley eben nicht eindeutig positioniert, indem sie unbestimmt bleibt, qualifiziert sie sich für die Rolle der Beatrice „Tris“ Prior. Die Verfilmung Die Bestimmung – Divergent der erfolgreichen Romantrilogie von Veronica Roth durch Neil Burger trifft den Nerv der Zeit, denn das, wogegen in der Geschichte angekämpft wird, hat sich schon längst aufgelöst. Am liebsten rennt Hollywood offene Türen ein und vollzieht stattgefundene Revolutionen noch einmal, um sich im Nachhinein selbst bestätigen zu können.

Die Bestimmung – Divergent ist Balsam für die Seele der “Generation Maybe”, die sich nicht entscheiden kann, sich alle Möglichkeiten offen hält und letztlich vollkommen unpolitisch ist. Denn haben wir es hier tatsächlich mit einer Dystopie zu tun? Ist eine Gesellschaft, in der man sich entscheiden muss, so schlimm? Gewiss mag man manche Rigorosität dieser Gesellschaft im Film ablehnen, doch ein Denken in Fraktionen ist zunächst vor allem ein politisches Denken. Der Wahlspruch „Fraktion vor Blut“ ist überhaupt nicht erschreckend, nein, er ist geradezu aufgeklärt. Weder Familienklüngel noch Biologismus sind letztlich entscheidend. Wichtig ist, dass man sich für eine Fraktion entscheidet. Die Bestimmung – Divergent verlangt dem Menschen Mut zur Entscheidung und Haltung ab. Fraktionszwang meint hier gerade nicht das, was heute Politiker darunter verstehen.

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