Der Regisseur und Schauspieler Peter Kern ist tot

27.08.2015 - 15:30 Uhr
Peter Kern in Neues vom Räuber Hotzenplotz
ZDF
Peter Kern in Neues vom Räuber Hotzenplotz
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Er spielte für Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders und ging in seiner langen Karriere mit seinem Heimatland Österreich hart ins Gericht. Nun ist der Schauspieler, Regisseur und Autor Peter Kern im Alter von 66 Jahren gestorben.

Peter Kern war streitbar und wollte auch streitbar sein. Das ließ sich auf unterhaltsame Weise bei der diesjährigen Berlinale erleben, wo seine Regiearbeit Der letzte Sommer der Reichen ihre Weltpremiere im Panorama feierte. Im prall gefüllten Zoo-Palast bat Kern die anwesenden Zuschauer vor Filmstart, doch bitte mit ihm das Buhen zu üben. Hinterher war dessen Einsatz zwar nicht nötig, es überwog der Applaus, doch ließ sich nach der Vorstellung der Gedanke nicht abstreifen, dass sich Kern über ein Buh-Konzert noch mehr gefreut hätte. Erst in den 80er Jahren hatte Kern seine Regiekarriere im Kino begonnen, doch sich schon davor als Schauspieler auf Bühne und Leinwand als scharfer Kritiker und Satiriker der österreichischen Gesellschaft geübt. Wie die Süddeutsche Zeitung  berichtet, ist Kern gestern im Alter von 66 Jahren gestorben.

Als "einer der letzten Dinosaurier des Autorenfilms" wird Peter Kern bei der SZ beschrieben, war er doch schon als Schauspieler Teil des neuen deutschen Kinos der später 60er und 70er Jahre. So spielte Kern, der außerhalb der Kinosäle auf allen bedeutenden Bühnen der deutschsprachigen Theaterwelt zu sehen war, unter der Regie von Größen wie Rainer Werner Fassbinder (Faustrecht der Freiheit), Hans-Jürgen Syberberg (Hitler, ein Film aus Deutschland) und Wim Wenders (Falsche Bewegung). Regisseure wie Hans W. Geissendörfer (Die Wildente), Werner Schroeter (Malina), Helmut Dietl (Kir Royal) und Christoph Schlingensief (Terror 2000 - Intensivstation Deutschland) finden sich in seiner späteren Filmografie. Dabei positionierte sich der 1949 in Wien geborene Peter Kern gerade auch außerhalb von Film und Theater in Interviews und Artikeln als kritikfreudige Persönlichkeit der österreichischen Kultur, die den erhobenen Zeigefinger gegen Witz, Biss und eine außerordentliche Freude an der Provokation tauschte.

In seinen eigenen Regie-Arbeiten wie Domenica, Knutschen, kuscheln, jubilieren, Haider lebt - 1. April 2021 oder Glaube, Liebe, Tod befasste sich Kern mit Tabuthemen und gesellschaftlichen Außenseitern und das meist auf Basis eines minimalen Budgets, zog er mit seinen exzentrischen Gestalten die Filmförderung doch nicht gerade magisch an. "Alle meine Filme sind letztlich Selbstausbeuterfilme", meinte Peter Kern im Interview mit dem Standard  anlässlich der Berlinale 2015 und fasste zusammen: "Was in österreichischen Filmen fehlt, gibt es in meinen Filmen fast zu viel: Sinnlichkeit. Sinnlichkeit und Humor. Das kommt sonst nicht vor."

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