Die bizarre Geschichte der Sailor Moon-Remakes, die wir nie sehen werden

20.07.2018 - 14:05 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Sailor MoonViz Media
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Ein amerikanisches Sailor Moon-Remake gehört seit über zwanzig Jahren zu den berüchtigsten Stücken verlorener Medien. Durch neue Entdeckungen zu seiner Entstehung und seinem Verbleib kamen nun völlig unerwartete Entwicklungen ans Licht.

Live-Action-Verfilmungen oder mäßige Dubs sind die zwei häufigsten Kategorien, in denen ein Anime verhunzt werden kann, ersteres besonders in amerikanischen Händen. Doch es gibt eine dritte Kategorie, die ähnlich fragwürdige Resultate erbringen würde, hätte sie jemals richtig gegriffen: Durch Remakes wie den Gundam-Cartoon Doozy Bots  wurde in der Vergangenheit mehrmals versucht, Anime auch stilistisch an ein Publikum außerhalb Japans anzupassen, bevor das Medium einfach direkt exportiert wurde. Für Sailor Moon war eben so ein Projekt geplant - und das Resultat ist eines der meist gesuchten Stücke unter den verlorenen Medien. Wie sich nun dank einer ausführlichen Untersuchung durch Cecilia D'Anastasio von Kotaku  herausstellt, geht die Geschichte noch viel weiter als bis dato angenommen.

Sailor Moons ereignisreicher Weg nach Amerika

Eine kurze Zusammenfassung von dem, was bisher bekannt war, zusammen mit ein paar neuen Hintergründen: Anfang der 90er Jahre war Sailor Moon sowohl in Manga- als auch Anime-Form ein riesiger Hit. Anime begann allmählich, im Rest der Welt Fuß zu fassen, und Sailor Moon eignete sich als Magical Girl-Show besonders gut für ein damals noch nicht ganz erschlossenes weibliches Publikum. Also wurde die Serie in verschiedenen Teilen der Welt synchronisiert und dort im Fernsehen ausgestrahlt, ihre US-Premiere feierte sie im September 1995, die deutsche einen Monat später, woraufhin sich Sailor Moon zu einem der prägendsten Animes entwickelte.

Doch vor dem direkten Export gab es Pläne, das Prinzip für eine eigene Serie zu übernehmen. Denn bei den Verhandlungen bestand Toei Animation, die Firma hinter der Serie, darauf, dass keine Änderungen vorgenommen werden dürfen. Kurios, wenn wir uns an die später berüchtigte Zensur  erster US-Veröffentlichungen erinnern. Da es der oft anzügliche Humor und die queeren Figuren aber im amerikanischen Fernsehen schwer haben würden, sollte zunächst eine ganz neue Serie produziert werden.

Wie so viele Projekte kam auch dieses nicht über den Piloten hinaus, denn Toei verkaufte die Rechte plötzlich an eine gänzlich andere Firma. Der Pilot vermischte Cartoon und Live-Action und bestand aus jeweils einer weißen, asiatischen, spanischen, dunkelhäutigen und einer im Rollstuhl sitzenden Sailor-Kriegerin. Andere amerikanische Aushängeschilder fehlten, die wurden schon im Original-Konzept ausgeschlossen. Das wenige online verfügbare Material stammt von Amateur-Aufnahmen der einzigen öffentlichen Vorführung auf der Anime Expo 1995, dazu kommen einzelne Cels, die auf eBay landeten.

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Der Pilot der amerikanischen Sailor Moon-Serie ist daher ein heiß begehrtes Sammlerstück, doch ob er überhaupt noch existiert, war lange Zeit nicht bekannt. In ihrer Recherche konnte D'Anastasio nun einige der Verantwortlichen ausfindig machen, darunter Frank Ward, ehemaliger Bandai-Mitarbeiter und Leiter der Firma Renaissance Atlantic, sowie Rocky Solotoff von Toon Maker. Besonders Ward war schwer aufzufinden, doch die Mühe hat sich gelohnt. Denn er hatte tatsächlich noch eine alte Bandspule in seiner Garage liegen, sodass sich ein über zwanzig Jahre altes Geheimnis bald gelüftet werden könnte. So sah es jedenfalls aus, doch auch auf dem Band lag nicht das gewünschte Material. Umsonst war die Suche trotzdem nicht, der eigentliche Inhalt war vielleicht noch interessanter:

Es gibt ein zweites amerikanisches Sailor Moon-Remake

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Mit jungen Mädchen, die sich verwandeln und Menschen retten, sind die Sailor Moon-Einflüsse von Team Angel unverkennbar. Das war ein gänzlich neues Projekt, fünf Jahre später, kein Pilot, sondern nur ein kurzer Pitch. Und wie sich herausstellt, wusste Frank Ward nicht einmal etwas von dem vorherigen Piloten.

Somit hat sich in der Sage des amerikanischen Sailor Moon doch nichts getan, und wer weiß, ob der Pilot nicht sogar schon zerstört wurde. Das Risiko besteht immer mit physischen Datenträgern. Dafür wurde gleich eine ganz neue Geschichte angefangen. Eine, von der zwanzig Jahre die wenigsten wussten. Wir sind gespannt, was in Zukunft noch über Team Angel in Erfahrung gebracht werden kann.

Was haltet ihr von der Entwicklung um das Sailor Moon-US-Remake?

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