Die Dinos - Zwischen Slapstick & Gesellschaftskritik

24.10.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Earl Sinclair und das Baby
AMC
Earl Sinclair und das Baby
19
27
Mein Herz geht heute an eine der kreativsten, witzigsten und pädagogisch wertvollsten Serien aus meiner Kindheit: Die Dinos. 65 Folgen begeisterte mich die Urzeit-Familie mit ihren liebevoll verschrobenen Charakteren und dies änderte sich bis heute nicht.

Wer kennt nicht den berühmten Ausruf "Nicht die Mama!". Natürlich ist hier von dem Baby die Rede, dem kleinen knubbeligen, rosafarbenen Spross der Dino-Sippe Sinclair. Doch gehörten hierzu auch der simpel gestrickte, aber gutmütige Vater Earl, die fürsorgliche Mutter Fran, deren Kinder Robbie und Charlene und die vorlaute Großmutter Ethel. Eine chaotische, aber zum Brüllen komische Familie, die die Protagonisten der Trickpuppen-Serie Die Dinos darstellten. 

Als ich Mitte der 1990er-Jahre zum ersten Mal im TV in den Alltag der Sinclairs eintauchte, war ich sofort begeistert und konnte mich gar nicht mehr satt sehen an den tollen Figuren und lustigen Sprüchen. Ich bin bis heute Fan der Serie geblieben und schaue sie mir immer noch gerne an, nicht nur aus nostalgischen Gründen. Denn Die Dinos haben so viel mehr als drollige Charaktere und komischen Slapstick zu bieten, was ich jedoch erst bemerkte, als ich dem Kindesalter längst entwachsen war. Obwohl ich sie nun mit komplett anderen Augen sehe, hat sich meine Liebe zu dieser Serie nicht verändert. Aber wieso gefiel sie mir eigentlich als Kind und warum jetzt immer noch?

Kinderaugen voller Freude
Ich erinnere mich noch, wie ich jeden Tag voller Enthusiasmus auf dem Familiensofa hockte und Die Dinos schaute. Die Folgen brachten mich zum Lachen, hauptsächlich mit diversen slapstickartigen Szenen, etwa wenn das Baby seinen Vater Earl mit der Bratpfanne verprügelte. Dieser alberne Humor war ausreichend für ein Kind von sieben oder acht Jahren wie mich. Die sympathischen Figuren erreichten ebenfalls mein Nervenzentrum, die bunte Dinosaurier-Welt tat ihr Übriges. Auch, wenn ich nicht alles verstand was ich da sah, machte es mich jedoch glücklich und meine Kinderserien-Welt war in Ordnung.

Eine andere Sichtweise
Seitdem sind fast zwanzig Jahre vergangen. Im Laufe dieser Zeit schaute ich mir immer wieder gerne Episoden der Dinos an und gewann schließlich komplett neue Erkenntnisse über diese Serie, die ich doch so gut zu kennen glaubte. Ich lachte immer noch, jedoch über andere Dinge als früher. Plötzlich erkannte ich die zahlreichen Anspielungen auf Filme, Medien und Gesellschaft. Der Humor war nicht länger nur albern, sondern auch hintergründig und teilweise sehr zynisch. Wie konnte mir das als Kind entgehen? Die Antwort ist natürlich sehr einfach. Damals waren mir Filme wie Der Exorzist oder Fernsehsender wie MTV natürlich noch kein Begriff. Dies ist heute anders und eröffnete mir vollkommen neue Dimensionen. Dass eine Kinderserie einen Horrorfilm parodiert, ist nicht nur unglaublich witzig, sondern war zur damaligen Zeit auch mehr als mutig.

Mehr als nur eine Sitcom mit Puppen
Diesen Mut zeigten die Macher ebenso mit ihren geschickt platzierten, gesellschaftskritischen Untertönen, die für Kinder kaum wahrnehmbar, Erwachsenen jedoch großes Vergnügen bereiteten. So benutzte die Serie die Dino-Welt als Metapher, um auf etliche Missstände in der wirklichen Gesellschaft aufmerksam zu machen. Umweltverschmutzung und Krieg, aber auch Drogenmissbrauch waren einige dieser behandelten Themen, die im Mittelpunkt einiger Folgen standen. Ich fand mich also wieder, wie ich diese über alles geliebte Serie meiner Kindheit anschaute und einfach nur noch applaudieren wollte, wenn wieder einmal ein sarkastischer Seitenhieb auf die pervertierte Medienlandschaft eingebaut wurde. Selbst Themen wie Pubertät, das Erste Mal oder Homosexualität waren bei Die Dinos kein Tabu, wurden aber immer feinfühlig und respektvoll vermittelt. Wie pädagogisch wertvoll das Ganze also immer war, bemerkte ich leider erst einige Jahre später.

Eine Frucht ist ein Felsen
Natürlich amüsiere ich mich auch heute noch fabelhaft über den weniger anspruchsvollen Humor der Serie, der in einigen Szenen fast schon anarchisch anmutet. Wohl eine meiner absoluten Lieblingsszenen, in denen Earl seiner Familie sein Verständnis der Welt vermittelt, will ich euch nicht vorenthalten:

Es ist genau diese Mischung aus Gesellschaftskritik, Wertevermittlung und sarkastischem bis albernen Humor, die Die Dinos für mich zu einer der großartigsten Serien aller Zeiten macht. Der Mut, den die Macher mit ihrer Inszenierungsweise bewiesen, bedeutete schließlich auch das Ende der Dino-Familie. Die Produktionsstudios und Sendeanstalten setzten die Serie nach nur 65 Folgen aufgrund des zunehmenden Zynismus ab. An der Qualität von Die Dinos änderte dies jedoch nichts und ich freue mich riesig darauf, dass am 1. Dezember endlich die komplette Serie auf DVD erscheint. 

Was gefiel euch an Die Dinos am besten?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News