Das Gemeinschaftsprojekt Cloud Atlas – Alles ist verbunden von Tom Tykwer, Lana und Andy Wachowski dauert drei Stunden. Die literarische Vorlage David Mitchell ist über 600 Seiten langt. Es soll einer der besten Romane der letzten Jahre sein, es ist auf jeden Fall einer der teuersten deutschen Filme. Opulenz wohin man nur schaut. Doch wozu? Film wie Buch ähneln in ihrer Form einer gemischten Platte. Angerichtet wurde das üppige Mahl vermutlich irgendwann in den 80ern. Wenn in einer der vielen Geschichten ein Verlagsmann sich über die Examensarbeiten über die Postmoderne lustig macht, kann man das eigentlich nur als eine autopoetische Aussage verstehen. Es hilft auch nicht weiter, daß Dietmar Dath diese Erzählform nun als „Slipstream“ bezeichnet hat. In Wahrheit ist es nichts als Häppchenkultur, nur eben all you can eat. David Mitchell hat interessanterweise seinen Roman selbst als Lego-Buch bezeichnet. Nach zehn Minuten Film, nach ein bißchen Blättern im Roman oder einen kurzen Blick in den Wikipedia-Artikel hat man den vermeintlich raffinierten Aufbau der Geschichte verstanden, den Rest muß man dann über sich ergehen lassen. Zu diesem Unglück kommt beim Film noch der blödsinnige Einfall hinzu, von einem Schauspieler mehrere Figuren spielen zu lassen. So sehen wir Halle Berry, Hugh Grant und Tom Hanks, wie sie sich Bärte ankleben, wie sie Silikonmasken tragen oder sich weiß anmalen. Tom Hanks Auftritt mit Katzen-Mütze bei „Wetten, dass…?“ war kaum lächerlicher. Spannend wäre gewesen, wenn mehrere Schauspieler eine Figur gespielt hätten. Dann hätte man wirklich die Rolle vom Gesicht lösen können, nun geht es nur um das Aufspüren des Star-Antlitzes. Aber muß man sich das überhaupt antun? Muß man alle Idiosynkrasien von esoterischen Regisseuren mitmachen? Die schlichte Antwort lautet: Nein. Die Wachowskys und auch Tykwer verabreichen uns also wieder mal eine Pille. Wir Zuschauer sollten sie ausspucken.
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