Mit Walter Salles` Verfilmung „On the Road“ nach dem gleichnamigen Kult-Roman von Jack Kerouac bietet sich eine gute Gelegenheit, einmal die Mythen der Beat-Generation zu entlarven. Nach der Verfilmung des Ginsberg-Gedichts „Howl“ mit James Franco feiert diese Generation ein Comeback, was viele Hipster freuen wird. Wirft man heute einen Blick auf diese ach so subversive Literatur, ist man vor allem gelangweilt von dem additiven Erzählen, den verunglückten Metaphern und der unerträglichen Selbststilisierung.
Der Film „On The Road“ bestätigt diesen Eindruck nun visuell. Nicht nur das Frauenbild ist erschreckend antiquiert, auch sonst wirkt alles so gestrig, daß man sagen möchte: Ach Opa, hör` doch auf mit deinen Geschichten vom Kriege. Doch der Film zeigt auch, wie das Alternative, das Verrückte, das der Film beschwört, nun längst im Mainstream angekommen ist. Jedes Diversity-Management würde sich über so abgedrehte Typen wie Jack Kerouac, Neal Cassady oder Allen Ginsberg freuen und in jedem gentrifizierten Stadtviertel finden sich Myriaden von dieser Art Sozialfiguren. Sam Riley, Garrett Hedlund und Kristen Stewart spielen sich – Stanislawski hätte es gefreut – die Seele aus dem Leibe, um das wichtigste Gut der Beat-Generation und aller Subkulturen zu produzieren: Authentizität. Das ist natürlich besonders verlogen. Die Postmoderne ist an der Beat-Generation und ihren Nachahmern wirkungslos vorbeigerauscht. Hier sucht man noch das ‘Heilige’, das ‘wahre Leben’ und glaubt es auf der Straße, beim Backpacking-Trip oder bei obsessiven Sex zu finden. Sonst gibt es ja immer noch die Therapeuten-Couch für die inneren Reisen. Wie restriktiv und dogmatisch die Gesetze der alternativen Kultur sind, die längst gesiegt hat, kann man zum Beispiel an den Reaktionen auf „Die Filmanalyse“ sehen. Anzug, Bücherwand und Kristallglas sind strengstens verboten. Mehr dazu im Video!
Erfahrt mehr dazu in der Filmanalyse mit Wolfgang M. Schmitt jun.!
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