Die Geschichte des Transformers-Franchise ist ein Trauerspiel. Eine ganze Generation liegt zwischen der Gegenwart und dem Start der Reihe mit Shia LaBeouf, Megan Fox und Michael Bay. Alle drei haben der Reihe seit langem den Rücken gekehrt, selbst Ersatzhauptdarsteller Mark Wahlberg hat sich wieder aus dem Kampfroboter-Universum abgeseilt. Seitdem teilen sich Flops in mutig (Bumblebee) und belanglos (Rise of the Beasts). Das Milliarden-Franchise von einst, das sich auf The Numbers zeigt, ist Vergangenheit. Aber der qualitative Höhepunkt kommt erst noch: Transformers One läuft ab sofort im Kino.
Der animierte Sci-Fi-Blockbuster hat schon im Vorfeld des Deutschlandstarts rauschende Kritiken bekommen, einige haben ihn als besten Film des Franchise gefeiert. Auf Rotten Tomatoes vergab das Publikum eine Wertung von 98 Prozent. Sie haben alle recht: Transformers One überstrahlt jeden einzelnen Vorgänger. Er hat Herz, Witz, rasante Action und Figuren, die einem wirklich ans Herz wachsen.
Schaut euch hier den Trailer zu Transformers One an:
Darum geht's in Transformers One
Bei Transformers One handelt es sich um ein Prequel: Es spielt vor dem großen Zerwürfnis zwischen Autobots und Decepticons auf deren Heimatplaneten Cybertron. Überheld Optimus Prime und sein Erzfeind Megatron schuften als unbedeutende Arbeiterbots Orion Pax (Originalstimme: Chris Hemsworth) und D-16 (Brian Tyree Henry) unter Tage. Und träumen davon, Helden zu sein.
Durch einen Zufall begegnen sie dem gefeierten Cybertron-Herrscher Sentinel Prime (Jon Hamm). Und stoßen bald auf eine Verschwörung, die ihren Planeten für immer verändern wird.
Wer sich an der Sci-Fi-Animation stört, muss den Film sehen
Das Offensichtlichste zuerst: Wen der Wechsel zur Animation frustriert, der sollte seinen Stolz herunterschlucken und dem Film einfach eine Chance geben. Die Animationen in Transformers One sind nicht nur absolut erstklassig, die völlig computergenerierten Welten ermöglichen Action-Sequenzen, die im Realfilm nie möglich wären. Im Übrigen hat die Form im Franchise eine lange Geschichte, etwa dank der Transformers-Zeichentrickserie aus den 1980ern.
Allein als reiner Action-Kracher ist Transformers One schon ein Genuss. Wenn B-127 (Keegan-Michael Key) mit seinen Energieklingen 20 Gegner auf einmal in Stücke haut, Megatron in Panzerform die Leinwand mit Explosionen füllt oder sich eine Rennszene per Geschwindigkeit in einen psychedelischen Farbenrausch verwandelt, bleibt kein Genre-Fan gelangweilt.
Transformers One ist temporeich, komplex und intelligent
Generell erzählt Regisseur Josh Cooley (Toy Story 4) seinen Film mit einem Tempo, das in den gesamten 104 Minuten für beste Unterhaltung sorgt. Das betrifft nicht nur die Action: Dialoge im Allgemeinen und Humor im Besonderen werden im Schnellfeuerrhythmus verteilt.
Darüber hinaus gibt es kleine dramaturgische Kunstgriffe, die die Liebe und Hingabe der Autoren verdeutlichen: D-16 etwa wird als unbeteiligter Gaffer eingeführt, als Polizeibots nach dem flüchtigen Orion suchen.
Allein seine Ausflüchte sind bereits Unterhaltung genug, aber gleichzeitig schmuggelt er an Ordnungshütern und Publikum seinen Freund vorbei in Sicherheit. Darüber hinaus enthüllt die Szene die Dynamik zwischen den beiden Freunden: Einer ist ein impulsiver Hitzkopf, der andere ein loyaler Vernunftmensch. Eine Szene, drei Funktionen: Transformers One übertrifft alle anderen Filme des Franchise allein an dramaturgischer Vielfalt.
Das Sci-Fi-Prequel ist eine griechische Tragödie mit 1000 Explosionen
Aber die größte Stärke des Sci-Fi-Films ist wohl, wie ernst er seine Figuren nimmt. Sicherlich, es handelt sich um ein Spielzeug-Franchise mit knallbunter Sci-Fi-Action, Explosionen und flapsigen Dialogen. Aber im Kern verhandeln hier Akteure Freundschaft, Hass, Wahrheit, Klassendenken und Demut. Die Dialoge und Cooleys Inszenierung sind derart treffend, dass die Geschichte wie eine griechische Tragödie als Blockbuster-Animation wirkt.
Der Vergleich mag vielen gewagt vorkommen. Aber ich habe mitgefiebert, als die Freundschaft der beiden Bots von brennender Rage aufgefressen wird. Ich habe die Entscheidung bewundert, die Protagonisten als Proletarier zu zeigen, die einem Heldenmythos nachjagen. Die ausgebeutet und mit billigen Abziehbildchen ruhiggestellt werden, um nicht aufzubegehren.
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Ich war begeistert davon, wie Cooley aus einfachen Schwarz-Weiß-Schemata eine Grauzone machen kann. Das habe ich noch nie in einem Transformers-Film gesehen. Für einen Spielfilm im Allgemeinen ist es bereits eine große Errungenschaft, geschweige denn für das Sequel eines Franchise, das nie durch große moralische Komplexität aufgefallen ist.
Am Ende muss aber kein Franchise-Fan die Story mit einer soziologischen Lupe untersuchen: Transformers One ist vielfältig, wenn man es will und zulässt. Mindestens aber ist der Film Popcorn-Kino der höchsten Unterhaltungsstufe. Mehr davon bitte, nicht nur für Hasbros Roboter.
Transformers One läuft seit dem 10. Oktober 2024 im Kino.