Superman, das Schwein, will kein Amerikaner sein

30.04.2011 - 08:00 Uhr
Superman & die USA
CanWest Global Communications
Superman & die USA
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Manchmal gibt es Schlagzeilen, die zum Ansteigen der emotionalen Regungen einladen. Bescheuert, verrückt, einfältig, skurril, schrecklich – alles mögliche Gründe, das Blut kochen zu lassen. Wir picken ab nun regelmäßig ein Thema raus und präsentieren euch den Aufreger der Woche!

Jede Woche bekommen wir Artikel zu lesen, die gesundheitsgefährdend sind, weil wir den Kopf fast bis zum Genickbruch schüttelt, die kurios sind bis zum Abwinken, die schlicht schier unglaublich sind. Stellvertretend für euch lassen wir den Emotionen jetzt regelmäßig im Aufreger der Woche freien Lauf.

Den Auftakt macht eine Meldung, die geradezu dazu verleitet, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen.

Superman zündet die Bombe
Es gibt viele Gründe, sich mal so richtig schön aufzuregen: E10, Atomkraftwerke, der mediale Hype um die Hochzeit von William und Kate. In den USA aber kochen die Emotionen hoch, weil Superman seine Staatsbürgerschaft abgeben will! Die neueste Ausgabe der Action Comics No. 900-Reihe von DC wartet mit einer wahren Bombe auf: Superman erklärt darin, dass seine „Taten immer als Instrument der US-Politik ausgelegt werden." Zack,das sitzt! Aber warum sagt Superman denn so etwas schlimmes?! Ganz einfach: Der Mann aus Stahl wollte damit einfach nur klarstellen, dass eine friedliche Protestaktion seinerseits gegen das iranische Regime kein schwer geheimer und durchtriebener Unterwanderungsplan der USA ist. So weit, so klar.

Superman, der Volksverräter!
Der damit verbundene Vorschlag Supermans, auf seine US-Staatsbürgerschaft zu verzichten, um damit zu demonstrieren, dass er ALLEN Menschen helfen möchte, brachte die konservative Seele der Vereinigten Staaten zum brodeln. Von Verrat war die Rede, von der Aufgabe von Prinzipien und Idealen, von einer gefährlichen Entwicklung. Es ging sogar so weit, dass Supermans Staatsbürgerschaftsfrage in beinahe religiöser Art und Weise diskutiert wurde. Glaubt er nicht an die USA, glaubt er an gar nichts.

Superman denkt global, die Konservativen banal
US-Bashing soll aber gleich ein Riegel vorgeschoben werden, denn Supermans globales Denken stieß mit Sicherheit nicht bei allen Amerikanern auf Unverständnis. Aber der restriktive Konservativismus mancher Bürger der Vereinigten Staaten treibt von Zeit zu Zeit schon wundersame Blüten. Mit gewetzten Messern stürzen sie sich auf ein Comic-Heft, das einen Superhelden zeigt, der nicht nur von Ostküste bis Westküste denkt, sondern sich, ganz im Sinne der Philanthropie, den Menschen auf dem ganzen Globus zuwendet. Was denken sich die Kritiker? Alle schlecht, bis auf uns? Es könnte fast angenommen werden, dass die Scheuklappen mancher Menschen etwas zu eng sitzen, aber vielleicht ist es auch das republikanische Selbstverständnis, dass ein kräftiger Außerirdischer mit Superkräften nur den USA gehören kann.

Superman, der illegale Einwanderer
Nicht weit entfernt von den Vereinigten Staaten kämpfen in Japan die Menschen noch immer mit den verheerenden Folgen der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe, die einen nuklearen GAU ausgelöst hat. Dürfte Superman, gäbe es ihn wirklich, denn da helfen? Oder wäre ein internationaler Einsatz tabu? Der Eindruck besteht, dass die Atomwolke in mancher Leute Kopf schon lange angekommen ist und ganze Arbeit geleistet hat. Wie können die Konservativen es eigentlich gutheißen, dass Superman die Staatsbürgerschaft besitzt? Er ist doch ein illegaler Einwanderer, ein Menschenschlag, den die amerikanischen Hardliner so gar nicht abkönnen. Liegt es daran, dass Superman kein Mexikaner ist? Und wäre er Mexikaner, hätten die Grenzschützer versucht, ihn am Trennzaun vom Himmel zu holen? Oder wäre ihm die Greencard im gepolsterten Umschlag zugeschickt worden, wegen seiner übermenschlichen Kräfte? Diese Fragen werden wohl auf alle Zeit unbeantwortet bleiben, sofern DC sich nicht entschließt, einen Comic mit Paco Kent herauszubringen.

So lange eine offene Haltung Supermans gegenüber anderen Völkern in gewissen Kreisen einen Skandal auslöst, können wir uns noch lange Hoffnung machen, dass die Welt einmal in völliger Harmonie leben wird. Vielleicht hätten diejenigen, denen wegen Supermans Äußerungen der Hut hochgeht, lieber mal einen Blick in die Comics werfen und sich am guten Wesen des Manns aus Stahl orientieren sollen, anstatt wegen so etwas ein Fass aufzumachen. Haben sie aber offenbar nicht, und das ist wirklich ein Aufreger der Woche!

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