Wie konnte es dazu kommen, dass eine Teenagerin eine der erfolgreichsten Konzertaufnahmen überhaupt in die Wege leitet? Diese wahre Geschichte wird in der turbulenten Tragikomödie Köln 75 erzählt, die seit dem 13. März in den deutschen Kinos läuft. Die Story von Vera Brandes, die das Musikgenie Keith Jarrett 1975 in die Kölner Oper lockte, klingt jedoch fast zu gut, um wahr zu sein.
Dieser Artikel erklärt:
- Die wahre Geschichte von Vera Brandes und Keith Jarretts "The Köln Concert"
- Welche Figur für den Film erfunden wurde
- Wie das falsche Klavier auf die Bühne kam
Die wahre Geschichte von Köln 75: Keith Jarrett und Vera Brandes
Die reale Vera Brandes (im Film gespielt von Mala Emde) war mit 18 Jahren Deutschlands jüngste Konzert-Promoterin, als sie den Pianisten Keith Jarrett (John Magaro aus September 5) bei einem Auftritt sah. Das Besondere an seiner Kunst: Er ging ohne Notenblätter oder Plan auf die Bühne und improvisierte seine Konzerte am Flügel, sodass jeder Auftritt einzigartig war. Dieses Erlebnis wollte die Teenagerin nach Köln holen und wählte dafür ausgerechnet die Kölner Oper aus, in der noch kein Konzert dieser Art stattgefunden hatte.
Eine wichtige Figur wurde für den Film erfunden
Brandes stand vor der Aufgabe, die 1.400 Tickets zum Preis von je 4 DM zu verkaufen, wie Jazzwise verriet. Die Geschichte des Konzerts wird im Film zweigleisig erzählt. Auf der einen Seite werden Veras Versuche geschildert, das Konzert auf die Beine zu stellen und zu bewerben.
Auf der anderen Seite lernen wir den Musikkritiker Michael Watts (Michael Chernus) kennen, der den begnadeten Musiker und seinen Manager Manfred Eicher (Alexander Scheer) bei einem Roadtrip nach Köln begleitet, um sein Interview zu ergattern. Die Journalisten-Figur ist erfunden, aber Jarrett und sein Manager haben die Tour tatsächlich mit einem Auto gemeistert, wie Eicher gegenüber Jazzwise zum 50. Jubiläum des Konzerts erklärte:
Wir sind mit einem kleinen R4 Renault, den ich damals hatte, zu verschiedenen Konzerten gefahren.
Ihre Reise führte sie, wie im Film, von Zürich nach Köln, nur eben ohne aufdringlichen Journalisten auf der Rückbank. Das Flugticket, das die Promoterin Jarrett bereitgestellt hatte, ließen sie sich auszahlen. Auch hier entspricht die Schilderung des Films den realen Hintergründen.
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Es stand wirklich das falsche Klavier auf der Bühne
Der zentrale Stolperstein ist im Film das Klavier. Als Jarrett am Tag des Konzerts zum Soundcheck erscheint, bemerkt er, dass ein verstimmtes Probenklavier auf der Bühne steht und nicht das von ihm gewünschte Bösendorfer 290 Imperial. Vera Brandes erzählte die Geschichte 2015 bei WDR3 so:
Jarrett spielte auf dem Instrument ein paar Töne und ging dann dreimal drum herum. Dann machte Eicher das gleiche, und nach einer sehr langen Zeit sagte er, dass Jarrett auf diesem Flügel mit Sicherheit kein Konzert spielen werde. Und wenn ich kein bespielbares Instrument auf die Bühne zaubern würde, müsste ich das Konzert absagen.
"Wenn Sie nicht zufällig 45.000 Mark auf einem Sparkonto haben, dann lassen Sie das besser"
Im Film telefonieren sich Vera, ihr Bruder und ihre Freunde durch das Telefonbuch, um Ersatz zu beschaffen. Tatsächlich stoßen sie auf ein Imperial, allerdings wird ihnen von dem Transport abgeraten, da er das Klavier beschädigen könnte. Das entspricht im Wesentlichen der Schilderung von Brandes:
Dann habe ich ein paar Leute organisiert und wollte diesen Flügel in die Oper bringen. Und in dem Moment kam der Stimmer und sagte etwas, das ich nie vergessen werde: 'Wenn Sie nicht zufällig 45.000 Mark auf einem Sparkonto haben, dann lassen Sie das besser. Wenn Sie jetzt bei diesen Temperaturen im Regen einen Bösendorfer über den Neumarkt rollen, dann kann der nie wieder gespielt werden.'
Ähnlich wie im Film stellte Keith Jarrett das ganze Konzert infrage, wie er Jazzwise erzählte:
Es war das falsche Klavier, wir hatten schlechtes Essen in einem heißen Restaurant und ich hatte zwei Tage lang nicht geschlafen.
Brandes konnte Jarrett doch noch überreden, mit einer Überzeugungskraft, die sie im Interview als "nicht jugendfrei" bezeichnete.
Das "Köln Concert" war ein Triumph
Keith Jarrett setzte sich am 24. Januar 1975 in der Kölner Oper vor ausverkauftem Haus an das (falsche) Klavier. Das Konzert wurde anschließend als Album mit dem Titel "The Köln Concert" verkauft. Die Aufzeichnung gilt bis heute als die meistverkaufte Jazz-Platte eines Solo-Künstlers und das meistverkaufte Album eines Klavier-Solisten.
Der Film wird mit einigen Meta-Elementen erzählt, zum Beispiel um dem Publikum die Bedeutung von Keith Jarrett innerhalb der Jazz-Geschichte näherzubringen. Abgesehen von ein paar kleineren Dramatisierungen haben sich die Ereignisse aber im Großen und Ganzen so abgespielt, wie es in Köln 75 gezeigt wird.