Heute kommt Drei Affen – Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen in die deutschen Kinos. Die drei Affen, die sich jeweils Mund, Ohren und Augen zu halten und das Sprichwort “nichts (Böses) sagen, nichts (Böses) hören, nichts (Böses) sehen” versinnbildlichen, stammen ursprünglich aus der japanischen Kultur. Dort stehen die drei Affen für ein weises und stoisches Ertragen von Bösem. Als das Sprichwort und seine Versinnbildlichung jedoch in die westliche Welt hinüberschwappte, hat es eine Umdeutung erfahren und steht in unseren Breiten heute eher für mangelnde Zivilcourage, für ein “Wegsehen” im Angesicht des Bösen.
Nuri Bilge Ceylan treibt dieses abgewandelte Bild in seinem gleichnamigen Film auf die Spitze und wurde dafür mit dem Regiepreis in Cannes 2008 ausgezeichnet. Der Film handelt von Servet, der am Steuer seines Wagens einschläft und einen Menschen überfährt. Statt sich zu der Tat zu bekennen, überredet er seinen Chauffeur Eyüp, die Schuld auf sich zu nehmen. Während Eyüp die neunmonatige Haftstrafe für Servet im Gefängnis absitzt, beginnt dieser ein Verhältnis mit Eyüps Frau Hacer. Deren Sohn Ismail entdeckt die Affäre und reagiert zutiefst schockiert. Als schließlich Eyüp wieder frei kommt, nimmt das Drama um emotionale, sexuelle und finanzielle Abhängigkeiten seinen Lauf …
Die Kritik hat Verschiedenes zu dem Film zu sagen. Lars-Olav Beier vom Spiegel hält Drei Affen für einen Spionagefilm unter Blutsverwandten. “Vor allem die großartige Hauptdarstellerin Hatice Aslan als Eyüps Frau Hacer zieht den Zuschauer mitten in dieses packende Familiendrama hinein, in dem wenig geredet und viel verschwiegen wird. … Nur der Zuschauer weiß alles, er sieht den Figuren dabei zu, wie sie einander beobachten und versuchen, ihre Geheimnisse voreinander zu verbergen. Das ist überaus spannend und bewegend.”
Andere sehen etwas zu viel Kunstwillen. Birgit Glombitza bezeichnet im Tagesspiegel jedes Bild des Films als eine Perle. Nacheinander aufgereiht ergeben sie “einen Film, der einem mit seiner Kunstfertigkeit gelegentlich zu erschlagen droht. Scherenschnitt-Porträts vor Vorhängen, an denen der Wind und mit ihm die Zeit zerren. Eine nackte Frau, deren Körper aus den Falten der Bettdecke herausgemeißelt scheint. Alles wird bei Nuri Bilge Ceylan so sehr zur Skulptur, dass das Auge sich bei so viel Manier unweigerlich auf die Reise nach dem Unbeabsichtigten, einem übersehenen Detail, einem Fehler im System begibt.”
Birte Lüdeking von critic.de hätte von dem Regisseur noch mehr erwartet. “Auf 35mm gedrehte, lange statische Einstellungen wechseln sich mit digital gefilmten Nahaufnahmen von Gesichtern ab. Die unmittelbaren Close-Ups versprechen zwar Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren, anders als in Jahreszeiten erreichen sie dies aufgrund der skizzenhaften Charakterzeichnungen aber lediglich in kurzen, kraftvollen Momenten und ermöglichen trotz der überzeugenden Darsteller nur in vereinzelten Szenen Empathie.”