Einzigartiger Thriller: Marvel-Star Sebastian Stan brilliert in A Different Man, aber ein anderer stiehlt ihm gleich doppelt die Show

18.02.2024 - 09:30 UhrVor 2 Monaten aktualisiert
Sebastian Stan spielt die Hauptrolle in A Different Man
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Sebastian Stan spielt die Hauptrolle in A Different Man
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Als Winter Soldier im Marvel-Universum wurde Sebastian Stan bekannt. Im Thriller A Different Man zeigt er sich nun von seiner besten Seite.

Sebastian Stan spielte im Marvel Cinematic Universe das schmuddelige Abziehbild von Strahlemann Captain America. Der Winter Soldier war ein Supersoldat mit posttraumatischer Störung und Tarnfarben-Augenringen. Wurde Steve Rogers durch das Superserum zum Zirkus-Muskelmann, taugte der dunkle Bucky höchstens für Kuriositäten-Kabinette. Außerhalb des MCU bleibt Stan diesen Interessen treu. In Fresh gab er einen Kannibalen, in Pam & Tommy ein Fame Monster. Bei der diesjährigen Berlinale wurde die ebenso clevere wie eigenwillige Thriller-Komödie A Different Man gezeigt, in der Stan sich in eine seiner besten Rollen verbeißen darf.

Darum geht's in A Different Man mit Sebastian Stan

Zunächst bleibt uns das echte Gesicht von Sebastian Stan verborgen. Er spielt Edward, einen schüchternen Gelegenheits-Schauspieler mit einer seltenen Erbkrankheit. Tumore übersähen sein Gesicht und dank erstklassiger Maskenbildnerei erkennt man Stan dahinter höchstens an der Stimme. Edwards Sozialleben lässt sich mit dem ungepflegten Loch in seiner Wohnzimmerdecke verbildlichen. Es rottet vor sich hin. Erst dank seiner neuen Nachbarin, der quirligen Dramatikerin Ingrid (Renate Reinsve aus Der schlimmste Mensch der Welt), knüpft er zarte Bande. Doch mit seinem Gesicht wird nie etwas daraus werden – glaubt Edward.

Sebastian Stan mit Maske in A Different Man

Da kommt das Angebot einer experimentellen Therapie gelegen. Nach mehreren ekelerregenden Horror-Einlagen abfallender Fleischfetzen trägt Edward das Filmstar-Gesicht von Sebastian Stan. Mit dem Namen Guy streift er sich eine andere Identität über. Edward ist tot, ein neuer Mensch wurde geboren, mit einem gut bezahlten Job, einem teuren Apartment und One-Night-Stands. Guy kann seine frühere Identität jedoch nicht begraben. So spricht er für Ingrids neues Theaterstück vor. Es handelt von einem Mann namens Edward mit deformierten Gesichtszügen. Guy rechnet allerdings nicht mit seiner Konkurrenz um die Hauptrolle.

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Die vielsagende Grundidee von A Different Man erinnert an die Geschichten von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, von unsichtbaren Männern und dem Bildnis des Dorian Gray. Autor und Regisseur Aaron Schimberg stellt eine einzigartige Mixtur aus Horror, trockener Komödie und Psycho-Thriller zusammen. Sobald sich mitleidiger Voyeurismus einschleicht (man denke an Darren Aronofskys üblen The Whale mit Brendan Fraser), wird in A Different Man ein Haken geschlagen. Edward wird nicht als Opfer fetischisiert. Die tragische Erkenntnis nach der Verwandlung ist denkbar simpel: Edward ist Herr seines eigenen Glücks, egal wie er aussieht. Die Konsequenzen sind furchterregend und sehr, sehr lustig.

Sebastian Stan, Renate Reinsve und Adam Pearson in Adam Pearson in A Different Man

Verkörpert wird Edwards unfreiwilliger Reality Check von Oswald (Adam Pearson). Der extrovertierte Tausendsassa wickelt seine Umgebung mit magischer Leichtigkeit um den Finger. Oswald hat dieselbe Erbkrankheit wie Edward, aber die Menschen fliegen ihm zu. In seiner Wohnung verrottet nichts. Gespielt wird er von Adam Pearson, der auch im echten Leben mit Neurofibromatose lebt und im Science-Fiction-Film Under the Skin neben Scarlett Johansson zu sehen war.

Sebastian Stan und Adam Pearson brillieren in der Thriller-Komödie

A Different Man beginnt als Parabel über äußere und innere Werte und wandelt sich zur doppelbödigen Geschichte, die sich beständig selbst hinterfragt. Sebastian Stan trägt eine Maske, um Edward darzustellen, während Adam Pearson, also ein "echter" Mensch mit der Krankheit, ihm gegenüber gestellt wird. Da fängt das clevere Meta-Spiel von A Different Man erst an, der sich manchmal in seinen Gedankenspielen verläuft, aber stets auf unterhaltsame Weise.

Sebastian Stan verkörpert die impotente Aggression seines Außenseiters beeindruckend uneitel und schnörkellos. Pearson stiehlt ihm trotzdem die Show. In zweierlei Hinsicht. Oswald verbannt Guy zum Nebendarsteller in seiner eigenen Geschichte.

Adam Pearson wiederum öffnet in seinem Spiel genügend Freiräume, um Oswalds Motive in Zweifel zu ziehen. Sebastian Stans Figur lässt sich recht schnell ausrechnen, bei Oswald sieht das anders aus. Der sympathische, offenherzige und menschelnde Oswald scheint geradezu perfekt und trotzdem hat sein Verhalten etwas Kalkuliertes. Als hätte er sich selbst eine Maske auferlegt, um in einer Welt voranzukommen, die herkömmliche Schönheitsideale feiert. Wirklich festlegen kann man Oswald aber nicht und das trifft auch auf diesen makaberen Filmspaß zu.

A Different Man läuft im Wettbewerb bei den 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin. Ein deutscher Kinostart steht bisher noch nicht fest.

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