Megalopolis: Der aufregendste Sci-Fi-Film 2024 ist nach 47 Jahren Planung endlich da

16.05.2024 - 21:30 UhrVor 8 Tagen aktualisiert
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Seit 1977 träumt Der Pate-Regisseur Francis Ford Coppola von Megalopolis. In Cannes feierte die Science-Fiction-Dystopie Premiere und in diesem Artikel erfahrt ihr, was euch erwartet.

Francis Ford Coppola hat es tatsächlich getan. Sein von Kontroversen und Sehnsüchten umgebenes Traumprojekt Megalopolis hat das Licht der Kinowelt erblickt. Passend zur Geschichte über spätrömische Verhältnisse feierte der neue Film im von Eitelkeit und Champagner überschäumenden Cannes seine Weltpremiere.

Es ist die ideale Umgebung für das Science-Fiction-Fanal über Niedergang und Auferstehung der amerikanischen Kultur. So viel ist klar: Megalopolis ist ein einzigartiges Kino-Erlebnis in der heutigen Filmlandschaft, unbedingt sehenswert, hochaktuell und veraltet zugleich.

Megalopolis spielt im Alten Rom und in der Zukunft

Bei den Filmfestspielen in Cannes läuft Megalopolis im Wettbewerb um die Goldene Palme, also auf der größtmöglichen Werbebühne für einen selbst finanzierten Film, der in den USA noch immer keinen Verleih gefunden hat. Damit stellt Coppola zum wiederholten Mal seine wahnwitzigen Filmeifer unter Beweis. Er lässt sich weder von Tropenstürmen noch den kreativen Mangelerscheinungen des gegenwärtigen Blockbuster-Systems unterkriegen.

Zurück geht die Idee auf das Jahr 1977 (via Movieweb ), also etwa zur selben Zeit wie der Kinostart von George Lucas' Star Wars. Einen Hauch des bröckelnden amerikanischen Empires der Marke Nixon und Vietnam schnuppert man noch in der Realisierung, die 47 Jahre später vor uns steht.

Schaut euch den Teaser-Trailer für Megalopolis an:

Megalopolis - Teaser Trailer (English) HD
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Adam Driver sieht allerdings nicht aus wie ein Späthippie, er trägt die Frisur des römischen Staatsmannes Gaius Julius Caesar und seinen Namen: Cesar Catilina. Dieser Cesar ist ein Star-Architekt und Universal-Genie in einem dekadenten Fantasie-New-York namens New Rome. Er träumt von einer städtebaulichen Utopie: der Megalopolis. Der pragmatische Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito) und seine eigene Familie wollen genau das verhindern.

Caesar gehört zum Klan des reichsten Mannes der Welt, Hamilton Crassus III (Jon Voight), dessen Abkömmlinge sich zwischen den Murdochs, den Trumps und der Julisch-Claudischen Dynastie aus dem alten Rom verorten. Während Cesar träumt, wollen seine Gegner lieber ein Casino auf die Brache stellen. Eine Romanze mit der Tochter des Bürgermeisters (Nathalie Emmanuel) verschärft die Situation. Intrigen, Mordanschläge und dergleichen sind nur eine Frage der Zeit.

So einen 100-Millionen-Sci-Fi-Film sieht man selten

Cesar kann die Zeit übrigens stillstehen lassen, aber erwartet keinen detaillierten Handlungsstrang, der das erklärt. So ein Film ist Megalopolis nicht. Vielmehr füllt Coppola seine theoretisch gradlinige Geschichte mit Zitaten, Rätseln und Symbolen, bis man nicht mehr weiß, wo oben und unten bzw. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind.

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Referenzen an den Sturm auf das Kapitol 2021 stehen neben einer auffälligen Post-9-11-Brache im Zentrum von New Rome. Die TV-Sendungen innerhalb des Films nehmen manchmal einen 90er-Look an und ahmen dann wieder die 2010er nach. Ähnlich verhält es sich mit der Stimmung des Films, der vom philosophischen Schmachter in die amüsante Seifenoper kippt und dann als surrealer Sci-Fi-Trip wieder auftaucht. Gerade wenn man glaubt, Megalopolis gefasst zu haben, entrinnt er dem Griff.

Wie man den vorangegangenen Worten anmerkt, lädt der Film zu Aufzählungen ein, weil hier eine Idee die nächste jagt, ein berauschender Effekt den nächsten verdrängt. Als Erzählung fordert der neue Coppola heraus und das mehr als die meisten Filme, die in den vergangenen Dekaden ein 100-Millionen-Budget ihr Eigen nennen durften.

Was Coppolas Film mit Civil War und Joker gemeinsam hat

Vergleiche fallen schwer und liegen trotzdem nah. Coppolas Film mag seinen Ursprung in den 70ern haben, aber man kann ihn als politisch offensiveren Zeitgenossen von Alex Garlands Civil War betrachten, und den ähnlich gelagerten Joker von Todd Phillips und The Batman von Matt Reeves. Populäres Kino, das Verfallserscheinungen und ideologische Verwahrlosung in Genre-Mustern kanalisiert.

Nach dem Ende der Bush II-Ära erschien eine Reihe von Filmen, die sich im Party-Exzess verlieren, darunter Hangover, Brautalarm und Project X, aber auch The Bling Ring und The Wolf of Wall Street. (Wo wir wieder bei den Aufzählungen ankommen.)

Megalopolis ordnet sich nun wie eine Fortsetzung für die Trump-Jahre ein, es ist das Erwachen in einem viel dunkleren, verstörendem Déjà-vu. Wenn Project X auf Civil War treffen würde, sähe es längst nicht wie ein Film von Francis Ford Coppola aus. Nichts sieht so aus wie Megalopolis. Aber es ist ein kleiner Schritt zum Verständnis dieses großen Films.

Constantin hat sich die Rechte für Megalopolis in Deutschland gesichert, einen Kinostart gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

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