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FASTER, oder: Wie Hommage nicht funktioniert

18.04.2015 - 10:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Die gefühlvollste Stelle im Film. Dwayne lutscht an seiner Faust.
TriStar Pictures
Die gefühlvollste Stelle im Film. Dwayne lutscht an seiner Faust.
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Herzlich Willkommen zur Weltsensation, zum Klassiker, zur Institution, die diese Rubrik mittlerweile geworden ist. Ich feiere mein zweites alternatives Filmprofil. Wie vorher gilt: Ich stelle hier keine Filme vor, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben, oder noch keinen Datenbank-Eintrag vorweisen können. Sondern nur Machwerke, über die ich mich lustig machen möchte. Leset, leidet, lernet.

Faster [Komparativ zu „fast“] ist ein US-amerikanischer Actionfilm und hat deshalb einen Freifahrtsschein für Dummheit . Der Film ist im Jahre 2010 nach Jesu  Geburt entstanden, was schade ist, weil der Messias damit dessen Veröffentlichung um ein paar Jährchen verpasst hat. Wenn das nicht nach Illuminati riecht. Der Film hat den großen Haken, dass er viel zu selbstbewusst ist und den größeren Haken, dass ihm das nicht klar ist, weil er zu wenige Gehirnzellen hat. Er ist also genau wie dieser Macho , den es in jedem Schuljahrgang gibt und der mit seiner frauenfeindlichen und menschenverachtenden Attitüde oft andere Menschen abstößt und diese dann noch respektloser behandelt. Weil ich mich von einem Film nicht so rumschubsen lassen wollte, habe ich die Testosteron-Gurke zu Ende geguckt. Dabei wird einem doch immer geraten, man solle laut „STOPP!“ schreien, wenn man runtergemacht wird. Hat nichts gebracht.

Handlung:

Dwayne Johnson wird aus dem Gefängnis entlassen und geht sich schnurstracks an den Leuten rächen, die ihn eingepfercht haben. Oder ihn geärgert haben. Oder seinen Bruder und ihn getötet haben. Er hat’s aber überlebt. [Ungefähres Zitat aus dem Film]. Wer das dumm findet, dem gebe ich Recht, aber den möchte ich an dieser Stelle auch vorwarnen. Das war nur die Aufwärmrunde. Jetzt kommen nämlich die Namen der Charaktere. Wir hätten Dwayne, der richtig gerne rückwärts Auto fährt und bestimmt auch noch keine Punkte in Flensburg hat. Er trägt den Namen Driver. Dann hätten wir einen Klischee-Polizisten, der der ranzigste Mensch auf dieser Welt ist. Er trägt den Namen Cop. Und dann hätten wir einen Profi-Killer, der megacool, megareich und megamega ist und aussieht wie Graf Zahl . Er heißt Killer. Sowas passiert, wenn man sein Publikum für „megadumm“ hält. Und das tut der Film. So sehr, dass es ärgerlich ist. Und deshalb knallt das Drehbuch uns dann Sachen vor den Latz, die man hinnehmen soll. Wenn selbst Politiker, die ein Land leiten, lediglich ihrem Gewissen untergeben sind, wieso habe ich nicht das Recht, wenn ich einen Film sehe?

Charakterzeichnung und Dramaturgie können die Beteiligten des Films zwar nicht buchstabieren, aber ich schon und deshalb reite ich jetzt darauf herum. Ersteres funktioniert in diesem Film nämlich wie folgt: Man sieht Fotos von Auszeichnungen. Oder man sieht den Killer, wie er seiner Freundin erzählt: „Ich bin der tollste Yoga-Hans auf der Welt. Ich kann nämlich mit zuen Augen auf dem Rücken liegen.“ So einfach geht Charakterzeichnung. Außerdem erwähnt er dann, dass er auf Herausforderungen steht. Zack, bekommt er einen Anruf mit einem Auftrag. „Hab einen neuen Job für dich, du magst doch Herausforderungen.“ Spätestens da weiß man, dass der Anrufer irgendwo hinter der Kulisse stehen und luschern und lauschen muss. Sonst geht das doch gar nicht. Die Herausforderung für Killer, der in echt glaube ich Christian Grey  heißt, ist dann letztendlich, dass Driver sich mit einer Pistole wehrt, wenn er mit einer Pistole beschossen wird. Da ist der Killer dann erst einmal gepflegt schachmatt gesetzt. Damit kann er aber auch nicht rechnen, obwohl er der beste Killer der Welt ist. Da kann man schon einmal überrumpelt werden, wenn ein Mann, von dem man weiß, dass er eine Pistole dabei hat, eine Pistole dabei hat. Da kann man schon einmal an seinen Fähigkeiten zweifeln. 

Danach oder davor (ist ja auch egal, wird einem ja irgendwann alles erzählt) findet man heraus, was die Tochter  von Brian Mills gemacht hat, während ihr Papa halb Europa auseinander genommen hat: sie hat bei einem Killer gewohnt und ihn genagelt , wann immer er wollte, weil er reich und schön ist. Wenn das der Papa wüsste… Er hatte ja schon bei einer Konzerttour so seine Bedenken.

Gerade wenn man denkt, dümmer und gestellter und konstruierter und überhaupter könnte es nicht mehr werden, dann kommt richtig scharfsinnige Polizeiarbeit . Dramaturgie findet nicht statt, Veränderungen werden aber von irgendwelchen Leuten erwähnt. Stimmung oder Spannung kommt dann zwar nicht auf, aber darum geht es hier auch nicht, du Snob!

Hintergrund:
Produktionsnotizen:

Ist der Film als „Throwback“ zum Krawallkino der 70er gedacht gewesen, ist er letztendlich jedoch einfach nur kacke. Das schöne an einer Hommage ist doch, dass sie etwas ehrt, das nicht perfekt und aus aktueller Zeit wohl auch nicht unbedingt vertretbar aber dafür doch authentisch und irgendwie mit einem Hauch Nostalgie verbunden ist. Um eben dies zu vollführen, muss man jedoch denken können, weil man sonst nicht in der Lage ist, liebevoll-kritisch mit alten Dokumenten umzugehen. Und dann fängt man an, einfach blind Dummheiten zu übernehmen. Hitler wusste das. Hätte mal einer den Verantwortlichen sagen sollen, dann wäre vielleicht auch keine derart peinliche Grütze dabei rausgekommen.


Bei der Vorlage zu Faster handelt es sich um einen bekannteren Vertreter der Drehbücher, die sich nicht nur wie hingekackt und hingeschissen lesen lassen, sondern auch ebensolche Filme entstehen lassen. Da wurde was mit viel Liebe, Geduld und Spucke zusammengeschustert, wenn man die ersten beiden Worte wieder streicht. Deshalb wurde der Film auch nach Testvorführungen umgeschnitten, weil die Zuschauer nicht zufrieden waren. Sowas nennt man dann „Liebe zur Kunst“.

Eine Szene in diesem Film wurde umgehend von Lorenzo di Fuerteventura zu einem „Film-Moment für die Ewigkeit“ (©Kommitee für Lolle Filme) gewählt. Es ist die, in der kurzerhand, aber deshalb nicht minder komplex die Konzepte des Lebens  und der Liebe  definiert werden: Der Killer hat eine Freundin, die es toll findet, dass ihr Freund ein Killer ist. Sie kann gar nicht abwarten, bis er von der megacoolen Arbeit nach Hause kommt, damit sie ihn endlich wieder bespringen kann. Aber dann heiraten die beiden und sie stellt ihn vor die Wahl: Entweder dein Job oder ich. Hach.

Die FSK hat den Film ab 18 freigegeben, weil Dwayne in einer Szene ohne links-rechts-links zu gucken über die Straße geht.

Dreharbeiten:

Die Dreharbeiten kommen einem mit Recht manchmal wie ein eigenständiger Hollywood-Film vor, so verrückt ist das Geschehen. Die Produzenten haben sich auch schon die Rechte an den wahren Begebenheiten gesichert (eine TV-Serie wird es natürlich auch geben), in dem sie allen, die sich beschwert haben, mit einer bis drei von Dwaynes Zuhälter-Schellen gedroht haben. Wurde jener anfangs noch für ein netter Kerl gehalten, hat man ziemlich schnell gemerkt, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, als er ohne zu schauen eine Straße überquerte. Ein Umstand, der auch die FSK nur kopfschüttelnd zurückließ.

Die Dreharbeiten selbst dauerten ungewöhnlich lang für so einen Scheiß-Film und stellte so (k)einen Rekord auf, für einen Film, der die meisten Minuten aus etwas  rausgeholt, was zwar für ein Drehbuch gehalten wird, aber bis heute noch nicht medizinisch-chemisch-biologisch mit Sicherheit bestimmt wurde. Auch Radioaktivität wird nicht ausgeschlossen. Die langen Dreharbeiten lassen sich darauf zurückführen, dass die zahlreichen Szenen, in denen Driver mit seinem Auto mit Burnout startete oft unterbrochen und wiederholt werden mussten. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die Eier des Dwayne Johnson bei den quietschenden Reifen derart dick  wurden, dass eine Jeans nach der anderen gerissen ist. Hinzu kam, dass der Regisseur, eine Flachpfeife vor dem Herrn, seinem verdummten Publikum weniger als nichts zutraute, sodass er jede Nicht-Kleinigkeit doppelt und dreifach gedreht hat, damit auch der letzte Grottenolm  weiß, wen Dwayne als nächstes umnietet („Ah, jetzt ist also der Schwadde dran. Der hat ja ein Tattoo. Dann ist das wohl der Schwarze mit dem Tattoo. Ha! Damit hat er wohl nicht gerechnet!“).
Der letzte Umstand, der die Drehtage zu einem echten Horrortrip, zur Reise ins Herz der Finsternis, gemacht hat, ist die Tatsache, dass Driver zeitweise an Gedächtnisschwund litt. Um die Szenen noch einmal zu drehen, gab es leider keine Zeit, weil der Regisseur noch etliche Inserts drehen wollte. Deshalb sind die desorientierten und hohlen Gesichtsausdrücke von Johnson  im Film letztendlich vorhanden. Oft zu sehen in Filmen, in denen Driver kurz davor ist, den nächsten umzunebeln. Es wird allerdings vermutet, dass der Regisseur die Takes mit den dummen Gesichtsausdrücken absichtlich nicht aussortiert hat, weil er damit eine intimere Beziehung zwischen dem Publikum  und dem Protagonisten aufbauen wollte. Gleich und gleich gesellt sich halt gern.

Diese Probleme entstanden jedoch erst nachdem die ersten zwei Woche der Dreharbeiten wie geschmiert liefen. Um zu prahlen, haben die Produzenten den Drehbuchautor ans Filmset eingeladen, damit er der Erfüllung seiner Vision beiwohnen konnte. Laut Augenzeugen waren alle Beteiligten überrascht, als ein 11-jähriger Junge erschien. Ist er wirklich der Verantwortliche oder war er bloß zufällig am Set und alles handelt sich nur um ein Irrtum? Das wäre nicht der erste Irrtum, schließlich ist Carla Gugino ja auch noch da.

Beteiligte:

- der Überdiestraßegeher/ die Zahnfee/ der Typ, der früher mal in Eierkneifer gekleidet andere nackte schweißtriefende Männer im Schwitzkasten hatte  
- eine Version von Billy Bob Thornton
- Adewale Akinnuoye-Agbaje… der heißt echt so.
- ist das Armie Hammer? Oder der Typ, der Neville Longbottom  gespielt hat? Heiliger Bimbam, hat der sich verändert!
- Irrtum

Auszeichnungen:

Weil wir in einer Welt leben, in der Transformers 4 als Kandidat für die Oscar-Nominierungen als Bester Film vorgeschlagen wird, und es eine Preiskategorie mit dem Namen „Bester Oben-Ohne-Auftritt“ gibt, hat auch FASTER ein paar Preise verliehen bekommen. Aber nicht in der Titten-Kategorie.
Dafür konnte sich ein geheimnisvoller Unbekannter über den Preis des „Kommitees für Lolle Filme“ freuen, die das Drehbuch zu FASTER würdig empfanden, um den begehrten und rouinierenden, äh, renommierten Preis für das „beste Drehbuch, das auf Klopapier geschrieben wurde “ an ihn zu vergeben. Es wird vermutet, dass der wahre Autor ein Herr namens Andy Dwyer ist.
Nicht zu verachten ist auch der Preis für den „besten Film, der um 2 Uhr nachts läuft und man nicht umschalten kann, weil man wie Jack  sabbernd mit halb geöffneten Augen auf dem Sofa liegt und nicht weiß, wie einem geschieht und ihn deshalb bis zum Ende guckt und man dann vielleicht sogar auch Gefallen dran findet, weil man nicht mehr in der Lage ist, sich aufzuregen, obwohl der Film so scheiße ist“. Jährlich verliehen wird dieser Preis von allen Kritikern dieser Welt und seit sage und schreibe 4 Jahren hat FASTER diesen Preis verliehen bekommen. Da kann man sich schon mal freuen .
Des Weiteren war FASTER der Sieger des Abends bei irgendeiner anderen Preisverleihung, über die eine einzige Lokalzeitung berichtet hat (Recherchen ergaben, dass andere Reporter, die darüber berichten sollte, aus Scham lieber über die Teletubbies schrieben… sogar Reporter sind also nur ihrem Gewissen unterworfen). Gewonnen hat der Film dort den Preis für die „amerikanischste Nacktheit“. Der Preis ging an Kim Mills. Eine Reaktion von Bryan wird noch erwartet, die Sicherheitskontrollen im Ort haben sich jedoch erst verdreifacht und dann um das vierfache verringert, weil alle Angst hatten. Die Tatsache, dass es sich nicht dabei um die Titten-Kategorie handelt ist schon mehr als bezeichnend. Der mit Abstand prestigeträchtigste Preis wurde jedoch von der Zeitschrift NaBravo verliehen, die dem Film den „romantischsten Heiratsantrag in einem Film UND in der Echtheit“ bescheinigte. Da hätten wir dann auch doch die strunzdumme Titten-Kategorie.

Kritiken:

BlondeBitch: Langweilig.

Timo K: Eine absehbare Handlung kann man nicht zur Komplexität zwingen, indem man sie künstlich mit bedeutungsschwangeren Dialogen ob bedeutungsschwangeren Schicksalsschlägen anreichert, nur um den Eindruck zu erwecken, dies sei tatsächlicher ein bedeutungsschwangerer Film, obwohl im Grunde nichts bedeutungsschwanger ist.

Kommitee für Lolle Filme: Selten sahen Bremsspuren so vielversprechend aus!

Hitler: Ein Film, der den braven Deutschen und Deutschinnen gut tun wird, veranschaulicht er doch Werte (Keine Fragen, einfach machen!), die das deutsche Volk zu dem macht, was es ist. Onkel Wolf ist begeistert und bekommt bei den vermaledeit braunen Augen vom Rock schwache Knie. Selten ward ich geneigt, den Begriff des Ariers so zu dehnen wie bei ihm und mir selbst.

Smooli: FASTER ist einer der faulsten Filme, die ich je gesehen habe. Ein Film, der an Werke aus früheren Zeiten erinnern möchte, dabei jedoch vergisst, dass auch alte Filme scheiße sein können. Schade, dass der Film zu verblendet und beschränkt ist, um als Hommage oder einfach nur Kommentar durchzugehen. Gelernt von der Vergangenheit wurde hier gar nichts, was alles nur noch peinlicher und dümmer macht als die Vorbilder.

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