Femme fatale & Femme fragile im Film

16.11.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
James Stewart und Kim Novak in Alfred Hitchcocks Vertigo
Universal
James Stewart und Kim Novak in Alfred Hitchcocks Vertigo
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Die Femme fatale und die Femme fragile sind bekannte Topoi in der Kunst. Passend zum Start von François Ozons Film Jung & Schön, in dem es um das Begehren einer jungen Frau geht, werfen wir einen Blick in die Filmgeschichte, um euch motivisch ähnliche Beispiele vorzustellen.

In dem Film Jung & schön von François Ozon spielt Marine Vacth die 17jährige Schülerin Isabelle, die aus einer bürgerlichen Familie stammt und sich prostituiert. Sie baut sich ein Doppelleben auf, von dem weder ihre Familie noch ihre Freunde etwas ahnen. Bis die Polizei bei ihrer Mutter vorstellig wird und von Isabelles anderer Identität berichtet. Das 23jährige Modell Marine Vacth gibt eine Performance zwischen bewusster Verführung und einer zerbrechlichen, fast noch kindlichen Unschuld. Hinter dieser Figur – Isabelle prostituiert sich ohne finanzielle Not – steckt ein Topos, der so alt ist wie die Film- (und Literatur)Geschichte selbst: der der Femme Fatale. Der aus dem Französischen kommende Begriff bezeichnet eine attraktive wie verhängnisvolle Frau, die Männer zu dem Zweck verführt, sie zu manipulieren und ins Unglück zu stürzen. Häufig ist damit eine Vorstellung von Unmoral verbunden, da der rechtschaffende Mann den erotischen Reizen der Frauen hoffnungslos verfällt. Anlässlich des Kinostarts von Jung & Schön werfen wir einen Blick in die Filmgeschichte, um zu schauen, welche Typen es von der „fatalen“ Frau und auch ihres Gegenteils, der femme fragile – der zerbrechlichen Frau – gibt.

Die Imagination des Weiblichen als ruchlose Verführerin oder naives Opfer
Schon im Neuen Testament findet sich der Urtyp der verführerischen Frau. Erzählt wird die Legende der Salome, die mit einem Tanz den König Herodias, ihren Stiefvater, verführt. Als Belohnung solle sie sich etwas wünschen und sie fordert den Kopf von Johannes dem Täufer, der ihr prompt auf einem Silbertablett serviert wird. Doch Salome agiert nicht von sich aus. Hinter ihr steht die eigene Mutter, die sie aus einer politischen Not heraus zur Tat drängt. Abgesehen von der Vorliebe biblischer Darstellungen zu Familientragödien, lässt sich in der Geschichte der Salome ein unwandelbares Merkmal der Femme fatale erkennen. Als Mittel zum Zweck ist sie das Werkzeug immer nur anderer, die ihre Reize dazu einsetzen, die Macht bestehender Souveränität zu zerbrechen. Welche Entwicklung hat das Bild der Femme fatale in der (jüngeren) Filmgeschichte genommen?

In Lolita aus dem Jahr 1962, der Filmadaption von Vladimir Nabokovs Romanvorlage, erzählt Stanley Kubrick die Geschichte des Literaturprofessors Humbert Humbert, der eine alleinstehende Frau heiratet, nur um in der Nähe ihrer 12jährigen Tochter zu sein. Die erotischen Untertöne gibt Stanley Kubrick zugunsten eines komödiantischen Erzähltons auf, der die Figur des eitlen und eifersüchtigen Gockels Humbert Humbert als einen seinen eigenen Neigungen verfallenden, schließlich von Eifersucht zerfressenden Mann zeigt. Die Figur der Lolita ist eine Ausgabe der platinblonden Marilyn Monroe, die sich mit gespielter Unschuld und Naivität den Vorstellungen der Männerwelt preisgab. Ob Präsidentenliebhaberin oder Schriftstellergeniegattin – Marilyn Monroe spielte jede Rolle, die von ihr verlangt wurde. Und so ist auch Lolita mehr ein Hirngespinst der sie umschwärmenden Männer – ein Spiegelbild des männlichen Narzißmus.

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