Filmlieder.
Zu fast jedem Film gehört ein Lied, welches als die offizielle Single zu diesem angesehen wird. Nehmen wir zum Beispiel James Bond . Wer könnte sich das Bond Universum ohne Bond Song vorstellen? Ohne einen Vorspann, welcher mit einer großen Ballade, oftmals gesungen von großen Stars, unterlegt ist.
Häufig werden diese Lieder schon Wochen vor der Premiere des eigentlichen Films veröffentlicht, um so die Menschen noch neugieriger auf den Film zu machen. Wie wichtig das Medium des Liedes für die Filmindustrie geworden ist, ist auch der Academy nicht entgangen. Mit der Auszeichnung des Besten Filmsongs ehren sie jedes Jahr ein Lied, welches für einen Film produziert wurde. Doch da die Oscarverleihung oft sehr lange dauert und man über diese Zeit die Lieder zu vergessen droht, werden die Nominierten während der Verleihung live aufgeführt.
Und manche der Auftritte sind wirklich unfassbar großartig:
Skyfall - Adele
Dieses Jahr meldete sich eine der erfolgreichsten und begabtesten Sängerinnen des Jahrhunderts zurück. Adele.
Kein anderer Künstler dieser Generation schafft es, Alt und Jung gleichermaßen zu begeistern wie die britische Sängerin. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass 2012 bekannt gegeben wurde, dass Adele den Bond Song zu Skyfall, dem 23. Film der Bond Reihe, singen würde. Ein großartiges Stück, welches schon kurz nach seiner Veröffentlichung als neuer Klassiker unter den Bondsongs gefeiert und schon mit Goldfinger , dem Lied des Bond Universums, in einem Atemzug genannt wird. Als die Nominierungen der Kategorie Bester Filmsong mitgeteilt wurden, überraschte es also nicht, dass Skyfall zu diesen gehörte.
Am Abend der Oscarverleihung wurde Adele die Ehre zuteil, Skyfall nochmals zu präsentieren. Als Auftakt dient eine ruhige Klaviermusik, welche einen sofort in die 007 Stimmung bringt. Und wenn Adele die ersten Worte singt dann weiß man, dass hier ein wahrhafter Star einen neuen Klassiker präsentiert. Zu Recht gewann Skyfall die Auszeichnung.
Into the West - Annie Lennox
2004 drehte sich bei der Oscarverleihung alles um einen Ring und den langen Kampf, diesen zu zerstören. Kein anderer Film wurde an diesem Abend so oft als Gewinner ausgerufen wie Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs. In ganzen elf Kategorien war das Meisterwerk von Peter Jackson nominiert. Zu diesen Kategorien gehörte auch Bester Filmsong. Also wurde ein weiteres mal der Film ausgerufen, dieses mal jedoch von Liv Tyler, welche Annie Lennox ankündigte. Diese präsentierte das von ihr, Howard Shore und Fran Walsh geschriebene und komponierte Lied. Mit ihrer kraftvollen Stimme schien Lennox nicht nur das Publikum zu überzeugen, sondern auch die Academy. Into the West wurde als Bester Filmsong ausgezeichnet.
Es ist also nicht verwunderlich, dass Denise Robert, nachdem er den Preis für den Besten ausländischen Film entgegen genommen hatte, sich mit den Worten
"We're so thankful that The Lord of The Rings did not qualify in this category - Wir sind so dankbar, dass Der Herr der Ringe sich nicht für diese Kategorie qualifizieren konnte." bedankte.
My Heart Will Go On - Celine Dion
Sieben Jahre zuvor dominierte ein anderer Film die Verleihung. Titanic von James Cameron ging mit 14 Nominierungen als großer Favorit für die 70. Oscarverleihung ins Rennen und wurde der Favoritenrolle gerecht. 38 Jahre nach Ben Hur vollbrachte ein weiterer Film das Kunststück, elf Trophäen mit nach Hause zu nehmen. Zu den Nominierten gehörte auch das Lied My Heart Will Go On. Schon vor der Verleihung hatte es Rekorde gebrochen:
In über 19 Ländern war es wochenlang auf Platz 1 der Charts, womit es zur meistgekauften Single des Jahres 1998 wurde. Zudem ist das Lied die am dritthäufigsten verkaufte Single in Deutschland seit dem Jahr 1975.
Ob eine Aufführung eines solch populären Songs wirklich nötig war, sei mal so dahin gestellt, aber schlecht hat es der Verleihung nicht getan:
Mit einem großen Orchester und einer noch größeren Stimme wusste Celine Dion das Publikum nochmals zu beeindrucken, die Auszeichnung zum besten Filmlied des Jahres schien danach nur noch als selbstverständlich.
Glory - John Legend & Common
Kein anderes Lied konnte dieses Jahr das Publikum so berühren wie Glory, das Lied zu Selma.
Nicht nur der Text, sondern auch die Darstellung des Liedes hat wohl bei den meisten Gänsehaut ausgelöst.
Am Klavier sitzend beginnt John Legend das Lied, Common rappt im Zentrum der Bühne und ein Chor unterstreicht den Gesang mit einem ohne starker Musik unterlegtem "Glory". Während des Liedes wird der Marsch von Selma durch den Chor nachgestellt, welcher mit langsamen Schritten zu Common aufschließt. Zum Ende des Liedes hin sind Common, John Legend und der Chor zusammen auf der Bühne vereint, wodurch nochmals die Macht einer friedlichen Menge dargestellt wird.
Insgesamt liegt bei Glory nicht die Musik im Vordergrund, sondern der Text. Denn Glory beweist, dass Lieder immer noch große Botschaften vermitteln können:
One day, when the glory comes It will be ours!
Beauty and the Biest - Celine Dion , Peabo Bryson , Angela Lansbury
1992 gab es bei den Oscars eine kleine Sensation. Zum ersten mal in der Geschichte der Preisverleihung war ein animierter Film in der Kategorie "Bester Film" nominiert und zwar das Disney - Meisterwerk Die Schöne und das Biest. Man sollte aber berücksichtigen, dass es zu dieser Zeit noch nicht die Kategorie "Bester Animationsfilm" gab, da der Animationsfilm noch nicht seine Stärke erlangt hatte. Dies sollte sich erst mit Toy Story im Jahr 1995 ändern, als ein Studio namens Pixar die Filmwelt auf den Kopf stellte.
Aber zurück zu Die Schöne und das Biest.
Wie bei eigentlich jedem Disneyfilm zu dieser Zeit handelte es sich bei Die Schöne und das Biest um ein Musical. Eines der vielen im Film gesungenen Lieder konnte die Academy überzeugen: The Beauty and the Biest, gesungen von Celine Dion, Peabo Bryson und Angela Lansbury. Auch dieses Lied wurde während der Verleihung aufgeführt. Aber dieses Mal waren die Sänger nicht allein auf der Bühne. Zwei Balletttänzer – verkleidet als Belle und das Biest - tanzen im Hintergrund eine extra einstudierte Choreografie. Zwar könnte man meinen, dass solch eine romantische Ballade auch ohne die Tänzer genug verzaubert, aber die beiden Tänzer sind einfach entzückend.
The Way we were - Barbra Streisand
Zwar gehört das Lied zu dem Film Cherie Bitter - So wie wir waren aus dem Jahre 1973, von der Oscarverleihung 1974 lässt sich die Aufführung des Liedes aber nicht finden. Damals wurde das Lied mit dem Oscar für den Besten Filmsong ausgezeichnet und brachte Streisand den zweiten Oscar (nach dem für die Beste Hauptdarstellerin 1969 für Funny Girl) ein. Knapp 40 Jahre später wurde das Lied nochmals während der Verleihung 2013 gesungen. Barbra Streisand sang das Lied zu Ehren des 2012 verstorbenen Marvin Hamlisch, welcher The Way we were zusammen mit komponiert hatte und ihr ein guter Freund wurde.
Dass sie zu den größten Sängerinnen der Geschichte zählt, muss Barbra Streisand nicht beweisen, mit dieser Darbietung sollte sie aber auch die letzten Zweifler überzeugt haben. Mit ihrer emotionsvollen Stimme berührt sie alle Zuhörer gleichermaßen.
The Way we Were wurde 1973 zur meistverkauften Single der USA und auch heute noch hat das Lied nichts von seiner Magie verloren. (Beginn 4:40 Min)
The Moon Song – Karen O
The Moon Song gehört zu dem von Kritikern hoch gelobten Film Her. 2014 war das Lied für den Oscar nominiert, musste sich jedoch gegen Let it Go , dem Lied zum Disneyhit Die Eiskönigin - Völlig unverfroren geschlagen geben. Drei der vier nominierten Lieder der 86. Oscarverleihung hatten große Auftritte. Sei es bei Happy das übersprudelnde Bühnenbild und die vielen Tänzer, oder bei Let it Go die (viel zu schnelle) und laute Musik. Doch ein Lied schaffte es trotz (oder gerade wegen) der geruhsamen Inszenierung zu überzeugen.
Die leichte Stimme von Karen O, nur begleitet von einem Gitarrenspieler, schafft es, den gesamten Saal einzunehmen und ein Gefühl der Geborgenheit in einem auszulösen.
The Moon Song hatte schon im Voraus Probleme, sich gegen die drei anderen Lieder zu behaupten. Happy von Pharrell Williams wurde genau wie Let it go ein weltweiter Charterfolg und beide Lieder gehörten zu den erfolgreichsten der letzten Jahre. Mit U2 stand eine der bekanntesten Bands der Musikgeschichte hinter einem nominierten Filmlied, was diesem eine große Publicity einbrachte. Karen O's Lied wurde unter solchen großen Namen und Zahlen schon fast vergessen, was es umso schöner macht, dass es für einen Oscar nominiert wurde.
Auch wenn der Auftritt nur sehr kurz war klingt er doch nach und beweist somit, dass eine große Inszenierung nicht gleich gut ist.
The Streets of Philadelphia – Bruce Springsteen
Bruce Springsteen ist ein weltweit äußerst populärer und einer der kommerziell erfolgreichsten Rockmusiker überhaupt. Aber habt ihr gewusst, dass Springsteen neben seinen 20 (!) Grammy Awards auch mit einem Oscar ausgezeichnet wurde?
Zu dem 1993 veröffentlichten Drama Philadelphia, welches von dem gesellschaftlichen Umgang mit AIDS-Erkrankten und Homosexuellen in den USA handelt, schrieb und produzierte Bruce Springsteen das Lied The Streets of Philadelphia. Die Single erreichte in sechs Ländern (darunter Deutschland) den ersten Platz der Charts und neben einer Golden Globe Auszeichnung, vier Grammy Auszeichnungen und einem MTV Music Award erhielt das Lied 1994 eine Nominierung für den Academy Award. Bei der 66. Verleihung spielte Springsteen den Titel live, kurz bevor er als Sieger des Preises für den Besten Filmsong ausgerufen wurde.
Mit seinem ergreifenden Text spiegelt Springsteen die Hilflosigkeit und Verzweiflung der Hauptperson Andrew Beckett (gespielt von Tom Hanks) wieder. Mit der ergreifenden Musik, seiner klaren und ruhige Stimme weiß er das Publikum zu packen und man wundert sich nicht, weshalb das Lied mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Springsteen gehört zu den größten Persönlichkeiten der Musikindustrie und hat auch bei den Oscars bewiesen, über was für eine Bühnenpräsenz er verfügt.
If I Rise - Florence Welch & A. R. Rahman
Eines der nominierten Filmlieder 2011 war If I Rise zu 127 Hours von Danny Boyle. Wie der Film handelt auch das Lied davon, nicht aufzugeben.
Dido hatte das Lied zusammen mit A. R. Rahman (welcher schon die Musik zu Boyles letzten Film Slumdog Millionär komponiert hatte und dafür mit einem Oscar ausgezeichnet wurde) geschrieben und produziert.
Das Lied ist sehr speziell. Durch die Nutzung eines Harpejji (ein Streichinstrument welches ähnlich wie eine Mischung zwischen einer elektrischen Gitarre und einem Keyboard klingt) und die Überschneidung der Stimmen von den beiden Sängern Dido und A. R. Rahman erlangt das Lied eine unwirkliche Note. Doch nicht Dido selbst sang bei dem Auftritt während der 83. Oscarverleihung, sondern Florence Welch, die Sängerin der britischen Band Florence + the Machine . Dido musste wegen Schwangerschaft den Auftritt absagen und wählte zusammen mit A.R. Rahman Welch als Vertreterin aus.
Dido begründete ihre Entscheidung mit den Worten
“Ich bin unglaublich aufgeregt, dass die wundervolle Florence Welch zugestimmt hat, einzuspringen und das Lied zu singen. Ich kann es nicht erwarten, sie singen zu hören, da ich ein großer Fan von ihr bin. Sie wird unglaublich klingen.“
Und wie recht Dido hatte: Mit ihrer außergewöhnlichen Stimme nahm Florence Welch zusammen mit A. R. Rahman den gesamten Saal ein. Auch wenn der Auftritt keine 1 ½ Minuten dauerte, hat er doch eine Intensität, die Gänsehaut verspricht. If I Rise musste sich dennoch dem Lied We Belong Together zu Toy Story 3 geschlagen geben.
Es war nicht gerade einfach, Aufführungen von nominierten Liedern während der Oscarverleihung zu finden. Oft sind nur die Gewinner auffindbar, weshalb in diesem Artikel auch so viele oscarprämierte Lieder anzutreffen sind.
Dass Lieder zum Film gehören, ist nicht mehr zu bestreiten und es ist immer wieder aufregend, zu sehen, welche Sänger und Sängerinnen ausgewählt werden, ein Filmlied zu produzieren.
Habt ihr vielleicht noch Songvorführungen bei den Oscars, welche mir entgangen sind? Dann schreibt es in die Kommentare.