Frances McDormand - Muse der Coen-Brüder

23.06.2012 - 16:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Happy Birthday Frances McDormand
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Happy Birthday Frances McDormand
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Zu den berühmten Namen, die diese Woche ihren Ehrentag feiern, gesellt sich auch Frances McDormand. Die Oscar-Preisträgerin wird heute 55 Jahre alt und zu diesem Anlass lassen wir ihre bisherige Karriere Revue passieren.

Frances McDormand darf einen Doppelten ausgeben, denn ihr Alter wird heute zu einer Schnapszahl. Mit ihren 55 Jahren, die wir ihr natürlich überhaupt nicht ansehen, kann sie mittlerweile auf eine beträchtliche Anzahl von Filmen zurückblicken. Mit ihren so unterschiedlichen Rollen hat sie bewiesen (und sie wird es sicherlich noch mindestens 55 weitere Jahre tun), dass mit der Vielseitigkeit einer Schauspielerin nicht nur der Wechsel der Haarfarbe oder der Frisur einhergeht. In den über 50 Filmen, in denen sie in den letzten 28 Jahren mitgewirkt hat, zeigt Frances McDormand nicht nur ihre optische Wandlungsfähigkeit.

Die Muse der Coen-Brüder
Beim Vorsprechen für Blood Simple lernte die damals 27-Jährige die Brüder Joel Coen und Ethan Coen kennen. Sie ergatterte nicht nur die Rolle der untreuen Abby (ihre erste Filmrolle) im Erstlingswerk der Nachwuchsregisseure, sondern sie angelte sich auch gleich noch einen Mann. Seit 1984 sind Joel Coen und Frances McDormand verheiratet. Gemeinsam haben sie einen Sohn namens Pedro, den sie 1994 adoptiert haben. Frances McDormand wurde zudem zur Muse der Coen-Brüder – in sieben Filmen des Brüderpaares wirkte sie mit (Arizona Junior, Miller’s Crossing, The Man Who Wasn’t There, Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? – in Barton Fink hat sie nur einen Cameo-Auftritt).

Auch für den größten Triumph in ihrer bisherigen Schauspielkarriere muss sie Ethan und Joel danken – für ihre Rolle als hochschwangere Polizistin Marge Gunderson in Fargo wurde sie mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Die Brüder entwickelten auch das oscarprämierte Drehbuch zum Film und schneiderten Frances McDormand die Rolle quasi auf den Leib. Als sie in einem Interview dazu befragt wurde, wie sie denn ihre Rolle in Fargo bekommen hat, bewies sie Selbstironie: Vielleicht hat das mit der Tatsache zu tun, dass ich mit einem der Regisseure ins Bett steige. Und als sie 1997 die Bühne betritt, um den begehrten Academy Award entgegen zu nehmen, erinnert sie mit ihrem Gang stark an die resolute Polizistin Marge. Für den Film schnallte sich Frances McDormand übrigens ein mit Vogelfutter gefülltes Kissen um den Bauch, das so schwer war und ihren Gang damit automatisch beeinflusste, heißt es.

Der unbekannte Anti-Star
Trotz ihres Oscar-Gewinns und der drei weiteren Oscar-Nominierungen (Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses, Almost Famous – Fast berühmt, Kaltes Land) bleibt die von Fans und Kritikern verehrte Schauspielerin aber bescheiden und hält sich für einen recht gewöhnlichen Menschen. Dass sie auf der Straße oder beim Einkaufen oft nicht erkannt wird, stört sie nicht. Nur wenn sie auf dem Roten Teppich neben ihrem berühmten Mann von Fotografen als unbekannte Frau angesprochen wird, empört sie das schon ein wenig. Ihren Beruf nimmt sie zudem auch sehr ernst, sieht sich aber nicht als Star: Ich bin schlicht und ergreifend eine Charakterdarstellerin. Wer sorgt sich schon um eine Karriere? Hey, geht raus und lebt einfach! Filmstars haben Karrieren – Schauspieler hingegen haben Arbeit, dann haben sie keine und dann haben sie wieder welche.

Vielseitigkeit heißt mehr als nur Haarfarbenwechsel
Neben ihren zahlreichen Filmrollen hat Frances McDormand ihre Wurzeln nicht vergessen und so ist sie auch immer mal auf Theaterbühnen zu sehen. 1988 war sie für ihre Rolle im Broadwaystück A Streetcar named Desire für den Tony Award nominiert. Letztes Jahr konnte sie die begehrte Trophäe endlich mit nach Hause nehmen, denn sie überzeugte die Jury mit ihrer Leistung als Margie Walsh in dem Stück Good People.

Frances McDormand ist der etwas andere Hollywood-Star (auch wenn sie sich selbst nicht als Sternchen betiteln will). Die 1,65 m kleine Schauspielerin wählt mit Vorliebe die schwierigen, ja fast schon sperrigen Charaktere aus und geht in ihren Film- und Theaterrollen völlig auf. Mit Charme und Chuzpe spielt sie als Sekretärin, Polizistin, Plattenproduzentin, Bergbauarbeiterin oder Angestellte eines Fitnessstudios ihre Schauspielkollegen an die Wand. Auch in Nebenrollen weiß sie dabei vollkommen zu überzeugen, mal berührt ihre Darstellung, mal kommt der Zuschauer aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, weil sie so herrlich begriffsstutzig gucken kann, wenn es die Rolle verlangt. In Miss Pettigrews großer Tag beweist Frances McDormand zudem Mut zur Hässlichkeit und greift als schrulliges Kindermädchen Guinevere Pettigrew schon mal zur Zigarre.

Sie kann aber auch anders und legt sich nicht auf die eine Rolle fest, die sie bis zu ihrem Lebensende spielen muss. In Laurel Canyon von Lisa Cholodenko spielt sie Jane, die Mutter von Sam (Christian Bale) und mit ihrem nervösen Lachen steckt sie uns alle an. Mit einer Mütze auf dem Kopf schwimmt sie im Pool herum und amüsiert sich schließlich mit Kate Beckinsale (Alex) und Alessandro Nivola (Ian). Sie trägt auch privat Bandshirts und bekennt sich in Interviews zu ihrer Schwäche für Rock- und Metalbands, aber auch zu ihrer Heterosexualität, denn sie steht nun mal auf Bärte und auf Joel.

Ihre neuesten Filme zeigen wie bunt gemischt ihre Rollenwahl ist. Für Madagascar 3 – Flucht durch Europa übt sie sich als Synchronsprecherin und leiht Chantel DuBois ihre Stimme (ihre Uniform erinnert doch sehr an eine Polizistin). Für Cheyenne – This Must Be the Place (an der Seite von Sean Penn) und Moonrise Kingdom stand sie für skurrile Indieperlen vor der Kamera, aber mit Transformers 3 wagt sich auch mal in mainstreamigere Gefilde vor. Liebend gern würde sie auch mal einen Psycho-Killer spielen, hat sie dem Guardian verraten. Wir dürfen gespannt sein, ob ihr Traum in Erfüllung geht.

Wir gratulieren Frances McDormand zum 55. Geburtstag. Hoch soll sie leben, hoch soll sie leben, dreimal hoch!

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