Pompöse Sets, authentische Kostüme, ein stimmiger Cast – Michael Mann bringt die 30er Jahre, ihre Gangster, ihre Frauen und ihre Geschichten in einem perfekt ausgestatteten Film zurück. Public Enemies versetzt uns in die Wirkungszeit des Supergangsters John Dillinger. Doch er filmt dieses Spektakel aus der heutigen Zeit heraus. Als hätte er ein modernes Filmteam zurück in die 30er geschickt setzt sich Public Enemies aus einem hochauflösenden, digitalen Look, einer teils wackligen Kamera und psychologisch beengenden nahen und ungewöhnlichen Einstellungen zusammen. Michael Mann bietet einen ganz neuen Blick auf die Gangster-Ikonen und befreit seine Genre-Studie von jeder Nostalgie.
John Dillinger (Johnny Depp) organisiert die Flucht aus dem Staatsgefängnis. Es kommt zu Reibereien und ein paar Toten, doch die Flucht gelingt. Umringt mit einer Kerntruppe fährt Bandenchef Dillinger nach Chicago und weil wir uns in der goldenen Zeit der Gangster befinden, können sich die Männer dort dem Schutz des ansässigen Verbrechersyndikats hingeben und vorerst unbehelligt in schönen Restaurants mit schönen Frauen flirten. Dillinger lernt die umwerfende Garderobière Billie Frechette (Marion Cotillard) kennen und bietet ihr ein neues Leben. Doch die andere Seite schläft nicht. FBI-Chef Hoover (Billy Crudup) hetzt den zielstrebigen Beamten Melvin Purvis (Christian Bale) auf die Staatsfeinde und ihre Nummer 1. Mögen die Spiele beginnen.
Es war nicht jedermanns Sache, die Zeit der Großen Depression in einer hochauflösenden und modern kadrierten Inszenierung zu sehen. Doch wer den ersten Schock verkraftet und über das fröhliche Akne-Narben-Suchen in den supernahen HD-Einstellungen von Johnny Depps Gesicht hinwegkommt, den erwartet ein straff und cineastisch innovativ gearbeitetes Genre-Erlebnis. Der eigene Look bietet durchaus mehr als eine interessante Oberfläche und die Einzelszenen strotzen vor Klarheit und Rhythmus. Allein die Szene in der Christian Bale als Melvin Purvis vorgestellt wird, ist goldwert. Der Soundtrack arbeitet ähnlich wie die Optik des Films mit Vergangenheit und Gegenwart zusammen, eine stilistische Mischung aus zwei Welten.
Wer sich auf Michael Manns Variante des historischen Gangsterepos einlässt, der wird hinter der kühlen Fassade eine sensibel erzählte Geschichte finden, mit grandiosen und wirklich interessanten Einzelszenen, einem teuflisch transparenten und irgendwie doch enigmatischen Johnny Depp und einem packenden Ende. Kein Meisterwerk, aber das Werk eines Meisters!
Was: Public Enemies
Wann: 22.15 Uhr
Wo: ZDF
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