Gebt Bud Spencer den Tunnel & Fritz Lang Straßen

30.07.2011 - 08:50 Uhr
Bud Spencer kriegt den Tunnel nicht
Scotia International Filmverleih/moviepilot
Bud Spencer kriegt den Tunnel nicht
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News hier, News da – es war wieder viel los diese Woche. Da könnten wir uns über viele Dinge aufregen, aber wir haben uns etwas rausgesucht, dass originär mit unserer aller Leidenschaft zu tun hat.

Kurioses lesen wir alle Nase lang. Darüber können wir dann schmunzeln, oder aber wir denken etwas genauer nach und kommen zu dem Schluss, dass die Nachricht eigentlich ein Aufreger ist. So wie ein Artikel, der diese Woche zu lesen war. Was darin steht, wirkt auf den ersten Blick lustig und eigentlich nicht der Rede wert, aber was dahinter steckt, ist weit mehr.

Der Aufreger der Woche handelt von Schwäbisch Gmünd, einer Abstimmung, einem Tunnel, Bud Spencer und der Nichtbeachtung von Filmschaffenden.

Das Volk ist für Bud Spencer
In Schwäbisch Gmünd gibt es einen Tunnel, der noch keinen Namen hat. Die Stadtverwaltung hielt es für eine gute Idee, die Leute im Internet die Wahl der Bennung treffen zu lassen. Basisdemokratisch gesehen ist das löblich, aber wie wir wissen, funktionieren Wahlen selten, da es immer Leute gibt, die sich einen Spaß aus einer ernsten Angelegenheit machen oder gar betrügen. So sind Menschen eben. Die Mehrheit votierte jedenfalls für Bud Spencer als Namenspatron des Tunnels. Der Mann mit dem Dampfhammer in Schwäbisch Gmünd verewigt? Das stößt den Regierenden sauer auf, weshalb sie die Internetumfrage nicht berücksichtigen wollen. Es ließe sich jetzt trefflich darüber streiten, ob eine Internetwahl berücksichtigt werden muss, bei der offensichtlich ein Großteil der Stimmen von Menschen kam, die mit Gmünd nichts am Hut haben, sondern nur die Idee eines Bud-Spencer-Tunnels großartig bzw. komisch fanden. Aber das ist gar nicht das Thema, sondern vielmehr die doch noch vorhandene Geringschätzung von Filmschaffenden bei der Benennung von Bauwerken.

Nicht nur Goethe, auch mal Lang
Es gibt in Deutschland über 80 Goethestraßen, aber nicht einmal ein halbes Dutzend Straßen, die nach Fritz Lang benannt wurden. Es ist schade, dass ein Filmvisionär, ein großer Künstler und für das Medium, das wir alle so lieben, so bedeutender Mann wie Fritz Lang so wenig Ehre erfährt. Und es geht, nur um diese mögliche Meinung gleich im Keim zu ersticken, nicht darum, solchen Größen wie Johann Wolfgang Goethe weniger Anerkennung zukommen zu lassen. Schließlich haben die fantastisches geleistet und sind ein eminent wichtiger Teil unserer Geschichte. Aber auch die Meister der bewegten Bilder gehören zu unserer Historie. Nicht nur Fritz Lang, auch F.W. Murnau, Heinz Rühmann und andere hätten es verdient, mehr oder überhaupt einmal durch die Benennung einer Straße, eines Tunnel oder sonst was geehrt zu werden.

Kulturgut Film
Dass Filmschaffende bei der Vergabe solcher Ehrungen häufig sträflich vernachlässigt werden, ist sehr schade. Es muss ja nicht Bud Spencer sein, obwohl es bestimmt schlimmere Namensgeber gäbe, als den sympathischen Italiener, der vor allem in Deutschland sehr populär und beliebt ist und sogar eine Beziehung zu Gmünd hat (während seiner Zeit als Profischwimmer war Bud Spencer tatsächlich 1951 für einen Wettbewerb in der kleinen Stadt). Aber die stiefmütterliche Behandlung unserer Filmlandschaft und Filmschaffenden ist wirklich nicht in Ordnung. Vielleicht wird das Medium Film von einigen Entscheidungsträgern noch als etwas triviales, banales angesehen, ihm Wertlosigkeit zugeschrieben, wenig Bedeutung zuerkannt. Dass das nicht stimmt, wissen jedoch nicht nur wir Filmfreunde, sondern sollte jeder Mensch begreifen, nein, eigentlich wissen.

Filme und die Macher sind ein bedeutender Teil unserer Kultur, weshalb sie konsequenterweise bei Ehrungen genauso berücksichtigt gehören. Hätten sich die Schwäbisch Gmünder Stadtobersten wohl über den Vorschlag, den Tunnel “Curd-Jürgens-Tunnel” zu nennen genauso pikiert? Wir wissen es nicht, aber wir wollen es nicht ausschließen. Für die Bud Spencer-Tunnelaffäre könnte übrigens eine Lösung werden, denn offenbar gibt es die Überlegung, zumindest das Freibad nach Bud Spencer zu benennen. Das würde den Aufreger der Woche natürlich etwas kleiner ausfallen lassen.

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