Über neun Monate nachdem in den USA am 25.05.1977 Krieg der Sterne in den Kinos gestartet war, schwappte das neue Kulturphänomen über den Ozean auch zu uns: Am 02.02.1978 erfolgte hierzulande der Kinostart des ersten Filmes der Sternen-Saga, die die Filmlandschaft bis heute prägt. Mit dem unerwarteten Erfolg des Sci-Fi-Märchens wurde Regisseur und Autor George Lucas, der mit THX 1138 und American Graffiti zuvor nur zwei Spielfilme inszeniert hatte, über Nacht zu einem der am meisten bejubelten Filmemacher der Welt.
In der Folge beschränkte er sich jedoch auf das Entwickeln und Produzieren von Filmprojekten - so entstand unter seiner Mitarbeit unter anderem die Indiana Jones-Reihe. Auf einem Regiestuhl sollte George Lucas hingegen erst 1999 wieder Platz nehmen, als er mit Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung begann, die Vorgeschichte zum Krieg der Sterne zu erzählen. Doch nachdem die Prequel-Trilogie nicht die gewünschte Publikumszuneigung erfuhr, machte sich der 73-Jährige rar. Wir haben für euch nachgeforscht, woran er heute arbeitet und was von ihm in Zukunft noch zu erwarten ist.
Ein bisschen Star Wars, Indy und wenig Neues
In den Jahren nach der zweiten Star Wars-Trilogie war George Lucas nicht an sonderlich vielen Film- und Serienprojekten beteiligt: Als Ausführender Produzent half er der Animationsserie Star Wars: The Clone Wars aus der Wiege, zudem arbeitete er an der Geschichte von Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels mit. Darüber hinaus war er an zwei anderen, originären Projekten entscheidend beteiligt: 2012 wurde die Produktion von Red Tails abgeschlossen, einem Kriegsfilm den er bereits 1988 machen wollte, nachdem er das erste Mal von den Tuskegee Airman - den ersten schwarzen Kampfpiloten der USA - gehört hatte. Beim Film mit Cuba Gooding Jr. und Bryan Cranston trat Lucas als Produzent auf. Des Weiteren entstand der Animationsfilm Strange Magic (2015), der zwar nicht ganz so lange wie der Kriegsfilm Red Tails in Planung war, aber immerhin auch 15 Jahre. Lucas entwickelte hierbei die Geschichte, er wollte einen "Star Wars-Film für 12-jährige Mädchen" machen. Beide Filme fielen jedoch sowohl bei den Kritikern als auch beim Kinopublikum größtenteils durch.
Vier Milliarden Dollar für Lucasfilm
Deutlich mehr Aufsehen als durch die beiden Filmprojekte erregte George Lucas, als er 2012 seine Produktionsfirma Lucasfilm inklusive der Special-Effects-Schmiede Industrial Light & Magic und den Rechten an Star Wars und Indiana Jones für rund vier Milliarden Dollar an Disney abtrat. Eine ordentliche Summe, mit der der Filmemacher wohl einen ruhigen Lebensabend verbringen könnte. Aber auch wenn er zunächst im Bezug auf sein "Baby" Star Wars noch bekräftigte: "Ich lasse mich scheiden", und sich vollkommen aus der neuen Trilogie heraushalten wollte, reichte er anscheinend noch Ideen ein (die jedoch allesamt abgelehnt wurden) und wurde von der neuen starken Frau bei Lucasfilm, Kathleen Kennedy, in Gesprächen als kreativer Berater herangezogen, diente quasi als wandelndes Star Wars-Lexikon.
Doch diese Mini-Rolle war Lucas anscheinend nicht genug. In einem Interview mit The Hollywood Reporter gab er deshalb 2015 zu Protokoll: "Sie waren ohnehin nicht allzu bemüht, mich einzubeziehen. Wenn ich mich eingemischt hätte, hätte es Ärger gegeben, weil sie nicht das getan hätten, was ich wollte. Und so sagte ich, Ok, ich werde meinen Weg gehen, und lasse sie ihren Weg gehen." Im gleichen Gespräch reagierte er regelrecht eingeschnappt: "Das sind meine Kinder. Ich liebe sie, ich habe sie erschaffen, ich bin sehr intim mit ihnen verbandelt, und ich habe sie an die weißen Sklavenhalter verkauft." Für diese Wortwahl entschuldige Lucas sich später, seine Rolle bei der Produktion von Star Wars dürfte dadurch aber definitiv nicht größer geworden sein.
Zweifelhaft ist darüber hinaus auch, ob er an Indiana Jones 5, der 2019 von Steven Spielberg gedreht werden soll, beteiligt sein wird. 2016 ließ der Regisseur noch wissen: "Natürlich würde ich nie einen Indiana Jones-Film ohne George Lucas machen. Das wäre Wahnsinn." Er bekräftigte sogar, dass Lucas als Ausführender Produzent an Bord sein wird. Doch David Koepp, der das Drehbuch zum Film verfasst, dementierte diese Aussage nur wenige Monate später: "Soweit ich weiß, nein. Ich hatte keinen Kontakt mit ihm." Es wäre der erste Teil der Reihe, ohne Lucas' Beteiligung.
Das gehört in ein Museum!
Mit dem Projekt, das George Lucas derzeit scheinbar am meisten vereinnahmt, widmet er sich auch dem Thema Film - allerdings auf andere Art als zuvor. Für rund eine Milliarde Dollar lässt er das Lucas Museum of Narrative Art in Los Angeles errichten. Dessen Sammlung soll zum einen aus etwa 10.000 Gemälden und Illustrationen berühmter Künstler bestehen, weiterhin aber auch über zahlreiche Memorabilia zum Thema Film verfügen. Zu diesen gehört unter anderen der Original-Helm von Darth Vader sowie viele weitere Erinnerungsstücke an Star Wars und andere Filme wie zum Beispiel Die zehn Gebote. Der offiziellen Museums-Website zufolge sollen in der Ausstellung die Grenzen zwischen Hoch- und Popkultur aufgehoben werden. Die Eröffnung des futuristischen Baus ist für 2021 geplant.
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Aber auch abgesehen von dieser Investition hockt Lucas nicht wie Dagobert Duck auf seinem enormen Vermögen: Bereits vor seinem Deal mit Disney unterzeichnete er wie viele andere Milliardäre (unter anderem Bill Gates und Warren Buffet) den sogenannten Giving Pledge und verpflichtete sich dadurch dazu, mehr als die Hälfte seines finanziellen Besitzes zu spenden. Und wer weiß, vielleicht überkommt ihn ja in ein paar Jahren wieder die Lust aufs Regieführen und er "spendet" uns noch ein fantastisches Spätwerk.
Sollte George Lucas eurer Meinung nach noch einmal als Regisseur arbeiten?