Goethe!, Der Informant! und Friendship! - Neuer Titeltrend?

04.12.2009 - 14:00 Uhr
Das Ausrufezeichen auf dem größten deutschen Dichter
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Das Ausrufezeichen auf dem größten deutschen Dichter
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Ein Ausrufezeichen hinter einen Filmtitel zu setzen, scheint der neueste Trend zu sein hierzulande. Wir fragen uns: Was soll der Quatsch? Wirkt ein Filmtitel cooler, wenn ein Ausrufezeichen dahinter prangt?

Idiotische Filmtitel gibt es wie Sand am Meer. Auch moviepilot hat sich bereits des öfteren über dieses Thema lustig gemacht und unterhält sogar einen eigenen Forumsthread, in dem ihr eure Topfavoriten der dämlichsten Filmtitel präsentieren könnt. Auf die Knie, Django – und leck mir die Stiefel I oder Die Bademeister – Weiber, saufen, Leben retten finden darin den Ruhm, den sie in der Filmwelt sicherlich versäumt haben. Auch die deutschen Verleiher bekommen ihr Fett weg, wenn sie lachhafte Untertitel (Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis) kreieren oder gar einen englischen Originaltitel wie Taken in einen deutschen Verleihtitel wie 96 Hours übertragen.

Nun konnten wir in moviepilot-Redaktion eventuell einen gänzlich neuen Titeltrend aufdecken, den wir euch zur Diskussion stellen möchten: Es ist cool, es ist hip und Deutschlehrer hassen es: das Ausrufezeichen. Es wird gemeinhin nach Befehlen verwendet, dient dem Ausdruck eines dringenden Wunsches und der Unterstreichung von Intonationen. Und neuerdings anscheinend auch dem deutschen Verleiher, um einen Filmtitel als besonders “cool” darzustellen. Eine Neuerung, entschloss man sich doch vor wenigen Jahren noch dazu, das Ausrufezeichen aus dem US-Titel wegzuradieren (so wurde aus Moulin Rouge! einfach Moulin Rouge). Den Strich-mit-Punkt fand man lediglich in imperativen Filmtiteln wie Vergiss mein nicht! oder Scream – Schrei! wieder.

Aus uns unerfindlichen Gründen scheint das Ausrufezeichen eine gewisse Renaissance zu erleben, die in den 1980er mit US-Titeln wie Airplane! (Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug) einsetzte und sich in Deutschland Anfang der 1990er in Komödientiteln wie Schtonk! auswirkte. Bei uns werden im kommenden Jahr zwei Filme in die Kinos kommen, die beide ein ungerechtfertigtes Ausrufezeichen im Titel tragen: Goethe! und Friendship!. Da fragen wir uns doch, worin die Motivation liegt, ein einzelnes Nomen mit einem ! zu versehen. Ob die Verleiher damit die “Yo alter!” und “Mann, ey!”-Menschen in die Kinos locken wollen? Allerdings stolpert das Bildungsbürgertum dagegen bei Goethe! förmlich über den Strich mit Punkt.

Was bei Der Informant! noch als getreue Übersetzung aus dem Amerikanischen durchging (im Original hatten die Macher den Film auch schon The Informant! betitelt), setzt sich nun mit Friendship! und Goethe! als Selbstläufer durch: Nomen + ! = Cool. Aber stimmt das? Oder ist unsere Verschwörungstheorie überhaupt begründet? Wenn ja, dürfen wir uns 2010 auf Transformers! und Harry Potter!, The A-Team! oder Sin City! freuen…

Was meint ihr?

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