Er gehörte in Film und Fernsehen zu den populärsten Schauspielern unserer Zeit. Als bodenständiger Tatort-Kommissar Schimanski eroberte Götz George die Herzen von Millionen Zuschauern. Gleichzeitig scheute sich der Schauspieler nicht vor aufreibenden Projekten mit psychologisch anspruchsvollen Rollen wie in Der Totmacher oder Nichts als die Wahrheit. Ob als Serienmörder oder Sympathieträger, in seiner langen Karriere zeigte George eine charismatische Wandelbarkeit, die seine Zuschauer auch mit in die seelischen Abgründe seiner Figuren zu locken vermochte. Wie soeben bekannt wurde, ist Götz George im Alter von 77 Jahren gestorben. Das bestätigte seine Agentin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Laut Angaben der Bild-Zeitung starb Götz George bereits am 19. Juni und wurde im Kreis seiner Familie beigesetzt.
Als Sohn des berühmten Schauspielers Heinrich George wurde Götz George am 23.07.1938 in Berlin geboren. Seine Eltern legten ihm die Arbeit auf der Bühne und vor der Kamera in die Wiege, doch wurde die frühe Kindheit von der Verstrickung des Vaters in den Propaganda-Apparat des Nationalsozialismus überschattet. Dieses zwiespältige Erbe eines brillanten Schauspielers, der sich für menschenverachtende Filme wie Jud Süß und Kolberg hergab, schien lange Zeit in den Hintergrund zu rücken. Götz George ließ langsam, aber stetig den Schatten seines Vaters hinter sich.
Bei seiner Mutter Berta Drews und einem Bruder in Berlin aufgewachsen, stand Götz George 1950 erstmals auf der Bühne und durchlief ab 1958 eine Schauspielausbildung. Dem Theater hielt er zeit seines Lebens die Treue. Einem breiteren Publikum präsentierte sich George 1962 als Fred Engel in der Karl May-Verfilmung Der Schatz im Silbersee. Zwischen Genrefilmen wie Wartezimmer zum Jenseits, Unter Geiern oder Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu finden sich in jenen Jahren auch Kollaborationen mit Wolfgang Staudte, der George in seinem Sittenbild Kirmes und der Satire Herrenpartie besetzte, in der ein Gesangsverein im damaligen Jugoslawien mit der Nazi-Vergangenheit seiner Mitglieder konfrontiert wird.
Diese durchaus eigensinnige Rollenwahl zog sich durch Götz Georges Karriere. Sie ließ für komödiantische Rollen in Helmut Dietls Schtonk! und Rossini, oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief Raum und zeugte mit den vielen Engagements als Täter, etwa in Mensch und Bestie von 1963 oder eben Romuald Karmakars Serienkiller-Porträt Der Totmacher von 1995, von einer ausgemachten Faszination für die abstoßenden Facetten der menschlichen Psyche.
In den genredürren 80er Jahren der deutschen Kinogeschichte durchleuchtete Götz George in Thrillern wie Abwärts und Die Katze zudem seine vitalen und vor allem markig-maskulinen Rollentypen. In Die Katze von Dominik Graf entfaltet Georges brandgefährliche Präsenz eine erotische Anziehungskraft, die sich abgeschwächt auch im Duisburger Parka-Träger Horst Schimanski fand. Während die Ermittler-Konkurrenz vielfach der kleinen Mattscheibe entsprechend Wohnzimmer-tauglich durch den Tatort lief, brachte George mit dem ruppigen Jedermann einen leinwandgroßen Helden in den TV-Ruhrpott. Schimanski, "einer von uns", errang wie wohl keine andere Figur der deutschen TV-Geschichte Kultstatus. Der führte vom Tatort in Kinofilme und zu einer eigenen Serie, deren letzter Eintrag 2013 Premiere feierte.
Als Star gab sich Götz George so unzähmbar wie manche seiner Figuren und ließ es sich auch nicht nehmen, einen Thomas Gottschalk vor dem Millionenpublikum von Wetten, dass..? anzufahren (und ihn als "Oberlehrer" zu beschimpfen). Nicht selten hatte man bei dem Schauspieler den Eindruck, ein noch viel interessanterer Privatmann lauere unter Parka und Schminke. Davon zeugte auch seine öffentlicher werdende Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater. In dem Doku-Spiel George von 2013 spielte der Sohn schließlich den in Ungnade gefallenen Heinrich und erinnerte sich vor der Kamera an dessen letzten Jahre. Als "posthumer Freispruch " eines Schuldigen wurde der Film kritisiert, eine bittere Note in den letzten Jahren einer einzigartigen Karriere.
Am vergangenen Sonntag starb Götz George mit 77 Jahren. Er wurde in Hamburg beigesetzt. "[Er] hat sich eine Verabschiedung im engsten Kreis gewünscht", hieß es nach Angaben des Spiegels in einer Mitteilung seiner Familie. Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Angehörigen solle auf weitere Nachfragen verzichtet werden.