Um einen Film ordnungsgemäß zu vermarkten, braucht es ein Filmplakat, einige Szenenbilder, ein Presseheft und einen ein- bis zweiminütigen Trailer. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob ein Film viel oder wenig Geld gekostet hat. Meist werden noch zusätzliche "Anheizer" auf den Presse-Servern der Verleiher für Print- und Online-Medien bereitgestellt: Teaser, Filmclips, Featurettes und sogar Audio-Schnipsel, die in der Regel für das Radio-Marketing gedacht sind. Das Prozedere nach der Fertigstellung eines Films verläuft also meistens nach einem sehr ausgefeilten Muster. Hier und da wird noch herum-kategorisiert, die Zielgruppe bestimmt, Testvorführungen finden statt und dann, ja dann wird eigentlich nur noch gezählt: Die Ausgaben, die Einnahmen, die Filmkopien und Kinobesucher, die Kinolaufzeit und Filmkritiken und insbesondere die Zahlen im Netz. Das geschieht jedoch nicht still und leise, sondern bildet die Grundlage für eine ganze Bandbreite von Diskussionen - in den Medien und sozialen Netzwerken, in Internet-Foren und auf allen sonstigen Gesprächsplattformen und Kanälen.
Dafür, dass das Zählen für die meisten vor allem während ihrer Schulzeit zu den eher unattraktiven Tätigkeiten gehört, zeigen wir uns doch alle sehr vom routinierten und weitgreifenden Zahlenspiel der Filmindustrie und Medien fasziniert und angetan. Film ist Kunst, aber viel mehr noch ein Geschäft bzw. ein Rechenspiel, so lautet die bittere und keinesfalls jungfräuliche Erkenntnis. Neu ist vielleicht nur, dass selbst die Kritik, die sich sonst für das inhaltlich unterfütterte Kontrastprogramm zuständig fühlt, zunehmend "verzahlt" wird. Auf diese Weise muss niemand mehr die teils mühevollen Argumente für ein Für und Wider von vielen hundert Kritikern im Land im Geiste nachvollziehen. Ein 3 von 10 Punkte reicht vollkommen aus, um zu wissen, dass ein Film nichts taugt.
Aktuelle Zahlenspielereien
Nichtsdestotrotz können Zahlen sicher auch abseits von Budgets, Kinobesuchern und Einspielergebnissen Aufschluss über so manche Kuriosität in der Filmwelt geben. Im moviepilot-Universum freuen sich beispielsweise in diesem Jahr rund 3950 Community-Mitglieder ganz besonders auf Sin City 2: A Dame to Kill For (die Dunkelziffer liegt wohl deutlich höher). Obwohl die Noir-Comicverfilmung sich als Flop an den amerikanischen Kinokassen herausstellt hat und überwiegend schlechte Kritiken erhielt, scheint bei euch die Euphorie um den Nachfolger eines eurer Lieblingsfilme (Sin City steht unter euren Top 50) nicht abzureißen. Auf gerade mal 500 Vormerkungen weniger kommt Christopher Nolans Science-Fiction-Drama Interstellar, der mit 5 seiner Filme unter euren Top 100 vertreten ist und damit zu euren absoluten Lieblings-Regisseuren gehört (nur Stanley Kubrick und Quentin Tarantino können hier mithalten). Außerdem stößt bei euch kein Streifen auf mehr zur Schau getragenes Desinteresse als die Michael Bay-Produktion Teenage Mutant Ninja Turtles. Einzig die deutsche Komödie Schoßgebete, nach dem Bestseller von Charlotte Roche, muss von euch eine vergleichbar hohe Abneigung erdulden.
Letztlich stellt auf der Suche nach Zählbarem, die Filmografie der Stars und Sternchen und sonstigen Filmschaffenden eine unerschöpfliche Ziffern-Quelle dar. Aber bevor ich mich nun endgültig den Statistiken zuwende, will ich kurz innehalten, denn ich bin fast geneigt, zu vergessen, dass "die messbare Seite des Kinos nicht das Kino ist, sondern nur seine messbare Seite" (abgewandeltes Zitat des Philosophen Martin Seel ). Denn wie heißt es so schön auf dieser Seite: "Wenn wir Glück haben, entführt uns ein Film in eine andere Welt, berauscht, verwirrt oder inspiriert uns" (Über uns). Wie kämen wir nur auf den Gedanken, so etwas Wunderbares in Zahlen ausdrücken zu wollen?
Was meint ihr: Gibt es zu viel Statistik in der Kinowelt?