Greta Garbo war der Inbegriff von Schönheit, ein Mythos, wie ihn nur der Film erschaffen kann. Ihr Gesicht war DAS Gesicht des Films der 1920er und 1930er Jahre: schön, traurig, anmutig und immer leidenschaftlich. Ihre langen Augenbraunen, bevorzugt im leichten Profil fotografiert, wurden zum Markenzeichen. Sie spielte in rauschenden Kostümen vom Star-Designer Adrian und durfte sich in glamourösen Domizilen bewegen. Der ungarische Filmkritiker Béla Balász entdeckte eine gewisse Arroganz in ihrer Erscheinung, wertete sie aber als subversive Auflehnung gegen die bürgerliche Gesellschaft. Siegfried Kracauer bezeichnete sie als die Schönheit par excellence. Sie war einfach die “Göttliche”, deren Filme ein Millionenpublikum erreichen.
Angekommen in Hollywood konnte die gerade mal 21-jährige Schwedin über die Wahl ihrer Rollen mitbestimmen, bekam zudem ein Honorar, wie es keine Schauspielerin vor ihr erhalten hatte. Dabei hatte sie in Europa gerade einmal drei wichtige Filme gedreht, aber eben mit Mauritz Stiller und Georg Wilhelm Pabst. Greta Garbo war in der Lage, ihren eigenen Marktwert einzuschätzen und deshalb in einer hervorragenden Verhandlungsposition. Immerhin spielten ihre Filme mehr ein als andere Produktionen der Zeit. Nach dem erfolgreichen Film Es war (1926) trat sie zum Beispiel in einen Streik und das Studio MGM gab nach. Sie erhielt feste Arbeitzeiten, eine enorme Gehaltserhöhung, hatte einen gewissen Einfluss, wenn es um ihren Filmpartner ging und konnte ihr Privatleben vor der Öffentlichkeit abschirmen. Letzteres auch zum Vorteil des Studios, denn die vielen Gerüchte, Geheimnisse und Legenden um den Star beförderten den Mythos der Greta Garbo.
Mit Greta Garbo schuf das Studio MGM die erste moderne Frau der Kinogeschichte: Sie war sexuell offensiv, unabhängig und intelligent. Sie drehte 24 Filme für MGM. Ihre Rollen sind alle sehr ähnlich: entrückte Frauen mit enormer Leidensfähigkeit, sei es als Mata Hari, als Die Kameliendame oder als Königin Christine. Erst der Regisseur Ernst Lubitsch entdeckte eine andere, eine komödiantische, eine menschliche Greta Garbo. In Ninotschka (1939) spielte sie eine russische Kommissarin, die ihre drei Kollegen in Paris an die Parteipflicht erinnern soll, den Verlockungen des Westens zu widerstehen. Sie kann der Liebe allerdings selbst nicht widerstehen. Der Film wurde mit dem Slogan “Die Garbo lacht!” beworben und Millionen Zuschauer auf der Welt wollten sehen, wie sie es tut.
Nach 36 Jahren Filmgeschäft zog sich die Schauspielerin 1941 abrupt zurück. Kein noch so guter Regisseur oder Vertrag konnte sie dazu bewegen, vor die Kamera zu treten. Sie blieb konsequent und lehnte alle Angebote ab. Die letzten 30 Jahre ihres Lebens lebte sie in New York, abgeschirmt von der Öffentlichkeit. 1955 wurde Greta Garbo für ihr Lebenswerk mit dem Oscar ausgezeichnet. Sie starb heute vor 20 Jahren in New York.