Was war das doch für eine Aufregung vor zwölf Jahren. “Action made in Germany” hieß es; mal wieder war vom “Neuen deutschen Kino”, hier und da gar von einem “Deutschen Tarantino” die Rede. Doch der Reihe nach:
In einem Buchladen laberte der Taxifaherer Tom Jahn den frischgebackenen deutschen Vorzeigestar Til Schweiger an, der offenbar gerade ein bisschen einsam war und statt seine Bodyguards zu rufen, sich bereiterklärte ein paar der Drehbücher zu lesen, die Jahn in seiner Freizeit schrieb. Schweiger erkannte Jahns Genie auf Anhieb, produzierte Knockin’ on Heaven’s Door und spielte selbst eine der Hauptrollen. Das Regiedebut eines Mannes, der zuvor ein Filmset noch nicht mal von Weitem gesehen hatte, wurde der erfolgreichste einheimische Film des Jahres – eine Legende, die so gut ist, dass nur unverbesserliche Klugscheißer genauer nachfragen würden.
Und tatsächlich hatte Knocking on Heaven’s Door einiges zu bieten, was dem sich in biederen Beziehungskomödien ewig wiederholenden deutschen Kino damals fehlte: Verfolgungsjagden, Schießereien, Explosionen und nicht zuletzt sympathisch-kauzige Charaktere, wie man sie aus zeitgenössischen Gangsterkomödien kannte. Die Geschichte der beiden todkranken Loser (Schweiger, Jan Josef Liefers), die von der Intensivstation fliehen um ans Meer zu fahren und sich dabei mit der Polizei und zwei verpeilten Gangstern (Moritz Bleibtreu, Thierry van Werveke) anlegen, war rechtschaffen hanebüchen, und Jahns Inszenierung hatte Tempo und Humor. Zumindest – und da liegt der Hund begraben – im Gegensatz zu seinen deutschen Kollegen.
Es war kein Wunder, dass Knocking… in der damaligen Kinolandschaft wie eine Adrenalininjektion ins offene Herz wirkte. Was allerdings eher gegen das deutsche Kino spricht als für Knocking on Heaven’s Door.
Betrachtet man den Film unabhängig von seiner Entstehung, bleibt letzten Endes eine immer noch verdammt handzahme Tragikomödie. Die Actionszenen verblassen schnell zur bloßen Behauptung, wenn mehrere Minuten Feuergefecht nicht mal eine Fleischwunde hinterlassen, wenn auch der letzte Polizeikomparse sein Auto verlassen muss, bevor die Gangster es in die Luft sprengen dürfen. Der fehlende Mut zu Ecken und Kanten und die inkonsequente Umsetzung der eigenen Prämissen machen Film letztlich zur harmlosen Nummernrevue. Richtige Spannung will nie aufkommen, weil es nie wirklich um etwas geht.
Aber unter uns: Spaß macht der Film trotzdem…
Durchschnittliche Userbewertung: 6,4 (ganz gut)
Hier ein kurzer Clip aus dem Film:
Knocking on Heaven’s Door läuft heute Abend 20:15 Uhr auf Kabel 1
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