Helen Mirren im Bett mit Tolstoi

26.01.2010 - 08:59 Uhr
Helen Mirren und Christopher Plummer in Ein russischer Sommer
Warner Bros.
Helen Mirren und Christopher Plummer in Ein russischer Sommer
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Jens Meurer ist der Produzent hinter Ein Russischer Sommer, in dem das letzte Jahr des russischen Schriftstellers Leo Tolstoi gezeigt wird. Im Interview spricht er über den Film und besonders die Zusammenarbeit mit Helen Mirren.

Am 28. Januar startet Ein russischer Sommer in den deutschen Kinos. In dem Drama mit Christopher Plummer und Helen Mirren in den Hauptrollen geht es um das letzte Jahr des großen russischen Schriftstellers Leo Tolstoi, basierend auf dem Roman Tolstojs letztes Jahr von Jay Parini. Im Interview gibt der deutsche Produzent Jens Meurer Auskunft über die Hintergründe und Absichten des Films.

Von Anthony Quinn zu Jens Meurer. Auf welchem Weg gelangte das Projekt bzw. die Rechte an der Verfilmung zu Egoli Tossell?
Jens Meurer: Die Buchrechte an Jay Parini s „Tolstojs letztes Jahr“ hatte sich einst Anthony Quinn gesichert, in der Hoffnung, den großen Dichter zu spielen. Doch dann starb er. Seine damalige Assistentin war Bonnie Arnold, die später den ersten Toy Story -Film produzierte. Ihr vererbte Anthony Quinn die Rechte. Der Film aber wurde erst Wirklichkeit, als sie Michael Hoffman traf. Die beiden begannen, das Drehbuch gemeinsam zu entwickeln, und kamen mit einer frühen Fassung über Zephyr Films zu Egoli Tossell – in der (richtigen) Annahme, dass wir gut und gerne Filme in Russland machen. Wir stellten dann wiederum den Kontakt zur heutigen Familie Tolstoi in Jasnaja Poljana her. Die Familie verwaltet dort ja nach wie vor das Gut Jasnaja Poljana, das Archiv und das Museum. Auch unser langjähriger Partner von Russian Ark, Andrey Deryabin, war beteiligt.

Gedreht wurde jedoch nicht an den Originalschauplätzen, sondern in Deutschland. Ein ganz besonderer Anspruch an das Location-Scouting?
Jens Meurer: Es war nicht unser Anspruch, ein authentisches Biopic zu drehen. Es geht um ganz Allgemeines, Menschliches: Liebe, Ehe, Idealismus – und wie leicht man damit scheitern kann. Das ist vom Ort unabhängig. Dennoch sollten die Drehorte natürlich die richtige Stimmung vermitteln. Das war in Sachsen-Anhalt unschwer herzustellen. Der Film-Bahnhof in Pretzsch – fast zur gleichen Zeit und im gleichen Stil gebaut wie das Original in Astapowo – ähneln sich sehr. Tolstois Inneneinrichtung anno 1910 kann man auch heute noch am Flohmarkt an der Straße des 17. Juni wieder finden. Ich lege Wert darauf, dass wir eine seltene offizielle deutsch-russische Co-Produktion sind, mit der offiziellen Unterstützung der Familie Tolstoi.

In Ein russischer Sommer kommt Sofia Tolstoi wesentlich besser weg als nach offizieller Lesart…
Jens Meurer: Die Sichtweise auf Sofia, also auf Helen Mirren s Figur, war die letzten 100 Jahre lang ziemlich umstritten. Nach offizieller, russischer Sicht war sie eine Furie. Sie hat ein Genie in den Wahnsinn und von zu Hause fort getrieben, in den sicheren Tod auf der Flucht. […] Ich glaube aber, dass die Wahrheit eher in unserer revisionistischen Version liegt. Sofia war wohl eine ziemlich emanzipierte und starke Frau, die selbst viel geleistet hat. […] Unser Film stellt die Wirklichkeit wieder ein wenig vom Kopf auf die Beine.

Oder auch ins Bett?
Jens Meurer: Tolstoi hat, bis er Sofia geheiratet hat, wie man so schön sagt: rumgehurt. Das weiß man auch deshalb, weil er das alles aufgeschrieben hat. Tolstoi hat über seine ganzen Liebschaften Tagebuch geführt. Und dieses Tagebuch hat er seiner Frau am Hochzeitstag
geschenkt, damit sie das alles nachlesen kann. Sehr charmant.

Sofias Darstellerin Helen Mirren entstammt selbst einer russischen Familie…
Jens Meurer: Deshalb war es auch für sie ein Film, der sie von Anfang an motiviert hat. Weil es eine Wiederbegegnung mit den eigenen, russischen Wurzeln war. Helen Mirren hat kurz vor unserem Dreh eine Autobiografie in Bildern herausgegeben. Und die ersten Kapitel handeln von ihrer Herkunft in Russland. Sie konnte sich also sehr gut in eine russische Aristokratin hineindenken.

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit darüber hinaus?
Jens Meurer: Mir ist aufgefallen, dass Helen Mirren extrem gut vorbereitet war, und sehr genau wusste, wie sie die Rolle spielt. Unser erstes gemeinsames Erlebnis war eine Pressekonferenz zu Beginn der Dreharbeiten. Auf dieser sagte sie, sie sei richtig happy in Deutschland zu sein. Es sei nicht ihr erstes Mal, sie wisse auch genau wo sie sei, nur aussprechen könne sie „Sachsen-Anhalt“ nicht. Deshalb nenne sie es „Sexy-Anhalt“. Damit hatte sie sofort viele Herzen gewonnen: Helen Mirren im Osten – Heldin der ‘Super-Illu’! Ihre wirkliche Arbeit in „Sexy-Anhalt“ war dann aber auch so warm und bodenständig wie dieses Statement klang. Zum Beispiel wollte sie keine Limousine mit Fahrer wie sonst üblich, sondern selbst fahren. Sie hatte dann einen Kleinwagen. Beim Dreh in Pretzsch, während der ganz intensiven Bahnhofsszenen, wohnte sie am liebsten im nahegelegenen Kurort Bad Schmiedeberg, in einem Kurhotel – weil es da schöne Moorpackungen gab. Wenn die Kostüme weg sind, ist Helen Mirren eine völlig umgängliche, sehr höfliche und auch humorvolle Person.

Mit Material von Warner Bros. Pictures

Hier der deutsche Trailer zu Ein russischer Sommer:

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