Grund 1: Henry Cavill ist einfach zu alt
Mit der Übernahme des James Bond-Franchises durch Amazon werden die Karten des britischen Agenten neu gemischt. So genau weiß niemand, nach welchen Kriterien jetzt der neue 007 ausgewählt wird. Bezos' Umfrage deutet bereits an, dass er die Selektion von Daniel Craigs Nachfolger volksnäher gestalten will als die bisherigen Chefs Barbara Broccoli und Michael G. Wilson.
Nichtsdestotrotz sind deren bisherige Regularien für die Auswahl kein willkürliches Hirngespinst. Dass sie etwa einen jüngeren Bond gesucht haben, hat seine Gründe: Ein 007 in seinen 30ern kann dem Franchise auf Jahre erhalten bleiben und ist für die Stunt-intensive Reihe belastbarer. Ein Veteran der Filmindustrie könnte darüber hinaus auf kreative Mitbestimmung und ein saftiges Honorar drängen. Beides Dinge, die Produzent:innen ungern mit einberechnen. Cavill ist mittlerweile 41 und hat viel Erfahrung. Und das führt uns zum nächsten Argument.
Grund 2: Henry Cavill ist viel zu bekannt
Bisher wurden für die 007-Rolle ausschließlich Darsteller ausgewählt, die nicht zuvor durch andere große Franchise-Rollen bekannt waren. George Lazenby hatte sogar überhaupt keine Leinwand-Erfahrung. Roger Moore und Pierce Brosnan machten TV-Serien zu bekannten Gesichtern, aber nicht zu weltweiten Stars. Sean Connery hatte vor James Bond 007 jagt Dr. No nur wenige Hauptrollen gehabt, die kaum Aufsehen erregten.
Henry Cavill dagegen ist seit Jahren ein berühmter Star. Und nicht nur das, er ist das Gesicht gleich mehrerer Franchises. Seit Man of Steel spielte er den größten DC-Superhelden. Seit The Witcher verkörperte er den Protagonisten einer beliebten Roman- und Videospielreihe. Er spielt in gleich zwei Netflix-Filmen den bekanntesten Detektiv der Welt. Bescheidene Karriere-Anfänge sehen anders aus.
Der Grund für frische Gesichter in der Bond-Rolle ist simpel: Zuschauer:innen sollen den Darsteller mit dem 007-Franchise allein assoziieren. Die Rolle des britischen Spions soll nicht ein beliebiger Job in der Filmografie eines Stars werden, sondern einzigartig bleiben und gegebenenfalls seinen Durchbruch ermöglichen. Dahinter steht der Werterhalt eines ganzen Universums, von der Jeff Bezos ebenso profitieren wird wie Broccoli und Wilson. Eine Kursänderung an dieser Stelle ist also unwahrscheinlich.
Grund 3: Henry Cavill hat keine Zeit
Sofern die Bindung an ein Franchise für die Bond-Bewerbung ein Ausschlusskriterium darstellt, tut Cavill auch nichts, um die Lage zu bessern. Denn der Hollywood-Star ist auf Jahre hin mit großen Rollen ausgebucht. Mit Amazon konzipiert er ein ganzes Sci-Fi-Universum. Er bekommt sein eigenes Transformers-Franchise. Er ist der neue Highlander. Es gibt niemanden, der so schlecht für die James Bond-Reihe geeignet ist wie Henry Cavill.
Dabei ist die Liebe seiner Fans verständlich. Cavill füllt viele Rollen mit Charme und einer beeindruckenden Körperlichkeit, bleibt dabei aber betont bescheiden und bis in seine privaten Hobbys nahbar. Er erzählt oft von seiner Liebe für das Warhammer-Universum oder die The Witcher-Spiele. Er ist quasi selbst sein bester Fan.
Aber diese Popularität allein macht ihn nicht zum besten Bond-Kandidaten, jedenfalls nicht aus Sicht der Produzenten. Wer auch immer die Zügel von Broccoli und Wilson übernimmt, muss die Einzigartigkeit des Bond-Franchise vor einer ganzen Welt von Action-Universen, hartgesottenen Agenten und Spionage-Storys bewahren. Das geht nicht, indem man sich einfach der lautesten Stimme beugt und den Profitversprechen des freien Marktes folgt.
Amazon könnte Henry Cavill trotzdem zu James Bond machen
Aber nur weil Cavills Casting mit Blick auf Broccolis und Wilsons Überlegungen keinen Sinn ergibt, heißt das nicht, dass Amazon zwangsläufig auf bewährte Ideen setzt. Überall auf der Welt werden bestehende Werte und Ordnungen aufgebrochen. Und bald könnte es auch im MI6 so weit sein.
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Niemand kann vorhersehen, mit welchen Prinzipien Amazon den nächsten Bond auswählen wird. Womöglich erfüllt sich für Cavill doch noch sein langgehegter 007-Wunsch. Aber weder er noch die Rolle würden davon profitieren.