Es ist gar nicht so leicht, einen historischen Stoff so zu verfilmen, dass alle Spezialisten befriedigt sind. Das musste jetzt auch die Produktionsfirma Teamworx erkennen, die für die ARD den Fernsehfilm Rommel über den Generalfeldmarschall Erwin Rommel produziert, an dem jetzt wilde Diskussionen entbrennen.
Bei Erwin Rommel handelt es sich um „Hitlers Lieblingsgeneral“ (Welt Online), der auf Grund seines Einsatzes im Afrikafeldzug auch unter dem Beinamen „Wüstenfuchs“ in die Geschichte einging. Obwohl das NS-Regime Rommel bewusst als Mythos inszenierte, wirft sein Verhältnis zum Widerstand bis heute Fragen auf. Kein Wunder also, dass an der Geschichte um diese Figur Diskussionen entbrennen.
Eigentlich sollte die Historikerin Cornelia Hecht Teamworx als Beraterin zur Seite stehen, doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Hecht hat ihren Vertrag mit der Produktionsfirma gekündigt und erhebt den mahnenden Zeigefinger gegen Produzent Nico Hoffmann (Es geschah am hellichten Tag): Das Drehbuch entspreche nicht dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über Rommel und den Widerstand. Unterstützt wird sie von Rommel-Enkelin Catherine: „Wir haben schlicht und einfach den Eindruck, dass das, was da entsteht, dem Menschen Erwin Rommel nicht gerecht wird.“ (Welt Online)
Aber es gibt auch professionelle Gegenstimmen, z.B. vom Zeithistoriker Peter Steinbach, der in seinem Gutachten schreibt, dass das Drehbuch sowohl die Überhöhung als auch die Erniedrigung der Figur Rommel vermeide und ihn als Produkt seiner Zeit schildere. Cornelia Hecht jedoch argumentiert, dass sich das Drehbuch zu stark auf ein Werk von David Irving beziehe, der in rechten Kreisen als „Revisionist“ verehrt wird. Steinbach kontert, dass sich auch Hecht in ihren wissenschaftlichen Arbeiten auf Irving beziehe. Und so geht der Schlagabtausch weiter.
Nico Hoffmann hat nun offiziell zu den Vorwürfen Stellung genommen und erklärt, der Film müsse nicht nur vor Frau Hecht und der Familie Rommel Bestand haben, sondern vor der gesamten Historikerzunft. Des weiteren prüfe er rechtliche Schritte gegen Catherine Rommel und Cornelia Hecht wegen der Denunzierung angeblicher rechtsreaktionärer Tendenzen des Films und im Falle von Frau Hecht auf Grund der Nichteinhaltung der Verschwiegenheitserklärung.
Trotz allen Trubels hält die ARD am geplanten Sendetermin für Rommel fest. Im Herbst 2012 soll der Film von Regisseur Niki Stein (Bis nichts mehr bleibt) mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle im Fernsehen zu sehen sein.
Was meint ihr zu dieser Diskussion? Müssen historische Stoffe im Film immer dem Stand der Wissenschaft entsprechen oder dürfen sich Filmemacher künstlerische Freiheit leisten?