Hollywood-Schauspieler Paul Newman gestorben

27.09.2008 - 17:06 Uhr
Paul Newman
Grace Magazine
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NEWS» Schauspieler Paul Newman erlag im Alter von 83 Jahren einer Krebserkrankung.

Keiner hat so strahlend blaue Augen wie er: Paul Newman verzückte das weibliche Publikum mit seinem Image als ewiger Sunnyboy, als Adonis mit muskulösem Körper. Aber ihn auf diesen Typ festzulegen wäre falsch. Er ist ein Charakterdarsteller par excellence, dessen Schauspielkunst für Nonkonformismus steht. Seine unzufriedenen Männer kämpfen für ihre individuelle Freiheit, sind gegen menschenverachtende Obrigkeiten und stehen auf der wilden Seite des Lebens. Paul Newman hat seinen festen Platz in der Geschichte des Films.

Paul Newman wird am 26. Januar 1925 in Cleveland, Ohio als Paul Leonard Newman geboren. Sein Vater ist Arthur Newman, Einwanderer der zweiten Generation mit deutsch-jüdischen Wurzeln. Seine Mutter Theresa (geb. Fetzer) hat katholisch-ungarische Vorfahren. Die Eltern betreiben ein gut gehendes Sportgeschäft in Cleveland; der Junge wächst in einem wohlhabenden Haushalt auf. Im Elternhaus wird sein Interesse für den Sport und die Schauspielerei gefördert. Während seiner Zeit an der Universität spielt er Theater, wird zum Start der Studentenbühne. 1949 beendet Paul Newman das Studium mit mäßigem Erfolg.

Ein Engagement am Repertoiretheater in William Bay, Wisconsin, sichert Paul Newman in den Sommermonaten weitere Bühnenerfahrungen. Als sein Vater zu Beginn des Jahren 1950 stirbt, kehrt er nach Cleveland zurück und kümmert sich zwei Jahre um das Sportgeschäft seiner Eltern. Doch dann will er die Schauspielerei professionell betreiben. 1952 ging er nach New York, um sein Glück als Schauspieler zu versuchen. Paul Newman wird sofort entdeckt, steigt sehr schnell zum Star auf. Zunächst ist er in Fernsehshows wie “The Web” oder “Danger” und dann in TV-Serien wie “The Aldrich Family” zu sehen. Nebenbei spielt er Theater am Broadway. 1953 wird er zum vielversprechensten Nachwuchsstar des Jahres gewählt. Hollywood wird auf den jungen Schauspieler aufmerksam und Warner Bros. bietet Paul Newman einen Sieben-Jahres-Vertrag. Paul Newman greift zu und zieht nach Hollywood.

Sein erster Film wird das Kostümdrama Der Silberkelch (1954) von Victor Saville. Der Film, in dem er einen griechischen Silberschmied spielt, flopt gewaltig. Trotz der vernichtenden Presse erkennen die Kritiker in ihm einen jungen Marlon Brando. Mit dem Schauspieler wird er in der Folge immer wieder verglichen werden. Aber Paul Newman hat erst einmal genug von Hollywood; er will als Schauspieler, nicht als Star für Aufmerksamkeit sorgen und geht zurück an den Broadway. Dann bekommt er aber interessante Rollen angeboten. In Anklage: Hochverrat von Arnold Laven erzählt von Hauptmann Edward Hull jr., der nach seiner Rückkehr aus nordkoreanischer Kriegsgefangenschaft als Kollaborateur wegen Hochverrats vor Gericht gestellt wird. Hier zeigen sich endlich die Qualitäten des Schauspielers, seine äußere Schönheit verbindet er mit einem ausdrucksstarken Spiel. Einige seiner Markenzeichen entwickelt Paul Newman, etwas das nervöse Augenzwinkern und das Nuscheln. Parallel zu diesem Film entsteht Die Hölle in mir (1956) unter der Regie von Robert Wise. Hier schafft er als Rocky Graziano den Aufstieg von der der trostlosen New Yorker East Side zum Boxweltmeister. Durch seine brillante schauspielerische Leistung, bei der besonders die explosive, nervöse Energie der Figur des Boxers, seine Zerrissenheit hervorsticht, sichert sich der Schauspieler ein Millionenpublikum. In Ein Leben im Rauch (1957) unter der Regie von Michael Curtiz spielt er den Gauner Larry Maddux. Auf der Leinwand sieht es spielerisch leicht aus, erarbeitet hat er sich die Rollen schwer. Er ist ein Method Actor, der sich in der Rolle wieder finden muss, der sich hart und zielstrebig eine Figur erarbeitet. Danach kann sich Paul Newman seine Rollen aussuchen, wählt anspruchsvolle, spielt Rebellen und Aufbegehrende. Er wird einer der erfolgreichsten Charakterdarsteller seiner Generation im amerikanischen Kino, in mehr als 80 Rollen für Film und Fernsehen steht er im Laufe seiner Karriere vor der Kamera.

1958 wird sein Jahr. Mehrere Filme kommen in die Kinos, die alle Aufmerksamkeit auf den Schauspieler lenken. In der Der lange, heiße Sommer (1958) von Martin Ritt spielt er einen verführerischen Vagabunden, der die unverheirateten Tochter eines Farmers erobert. In Einer muss dran glauben (1958)von Arthur Penn gibt er Billy the Kid als unsicheren Mann, der seine eigene Unfertigkeit mit Gewalt übertüncht. Seine erste Oscar-Nominierung erhält er für die Rolle des verletzten Ex-Footballspielers Brick Pollitt in Die Katze auf dem heißen Blechdach (1958) von Richard Brooks nach dem gleichnamigen Theaterstück von Tennessee Williams. An der Seite von Elizabeth Taylor überzeugt er mit seiner ruhig-kalten, scheinbar gefühllosen Darstellung. Er ist dem Alkohol verfallen, reagiert auf die Annäherungsversuche seiner Ehefrau sarkastisch und gleichgültig. Mit dieser Darstellung bricht er sich endgültig aus Schatten von James Dean und Marlon Brando hervor. Insgesamt ist der Schauspieler 10 Mal für den Oscar nominiert, kann ihn aber nur einmal als Bester Hauptdarsteller in Die farbe des Geldes (1986) von Martin Scorsese mit nach Hause nehmen. 1986 erhält Paul Newman zudem den Ehren-Oscar verliehen, seine Filmkarriere ist damit aber noch lange nicht beendet.

Die Rolle des jungen, unzufriedenen Mannes, der sich gegen die Vaterfigur behaupten muss, wird er in der Folge häufig spielen. Er gibt Draufgänger und Raufbolde, verkörpert Sportler und Spieler. Paul Newman ist der Außenseiter, dem individuelle Freiheit als höchstes Gut gilt. Dabei ist er immer irgendwie seelisch zerrissen, häufig bleibt unklar, woher seine Unzufriedenheit rührt. Er geht bis zum Äußersten, kämpft für seine Ideale, auch wenn er daran zerbricht. Mit Robert Redford bildet er ein besonders Gespann. In BUTCH CASSIDY UND SUNDANCE KID (1968) von George Roy Hill spielen sie zwei Banditen, die nach einem Eisenbahnüberfall gejagt werden. Der humorvolle Western zeigt die Freundschaft beider, die lieber in den Tod gehen als sich ihrer Freiheit berauben lassen. Auch später werden die beiden Schauspieler gemeinsam vor der Kamera stehen, sichtlich Spaß an ihrem Zusammenspiel haben. In der intelligent-witzigen Gaunerkomödie DER CLOU (1973) unter der Regie des gleichen Regisseurs verkörpern sie wieder ein Trickbetrüger-Paar, das sich an einem Gangsterboss rächt. Der Film ist der Erfolg des Jahres, erhält sieben der keinen Staturen auf der Oscar-Verleihung. Mitte der 70er demontierte er unter der Regie von Robert Altman im revisionistischen Western Buffalo Bill un ddie Indianer eine Legende des Wilden Westens. In den 1980er Jahren überzeugt der Schauspieler durch nüchterne und realistische Figuren. In THE BRONX (1981) von Daniel Petrie gerät er als Polizist in einem moralischen Zwiespalt. In THE VERDICT (1982)von Sidney Lumet verkörpert er einen heruntergekommenen Anwalt, der sich aufrecht und erfolgreich für Gerechtigkeit einsetzt.

Anfang der 1980er Jahren konzentriert sich der Künstler auf ein anderes Gebiet. Er vertreibt erfolgreich Salat- und Spaghettisaucen sowie Popcorn unter seiner Marke “Newman’s Own”. Mit dem Gewinn finanziert Paul Newman karitative und sozialpädagogische Projekte. Der Schauspieler engagiert sich als Liberaler gegen den Vietnam-Krieg, er unterstützt Kampagne gegen die Wahl seines Schauspielkollegen Ronald Reagan zum Präsidenten. Außerdem setzt er sich für Abrüstung und eine bessere Energiepolitik ein. Nur anspruchsvolle Rollen locken ihn aber immer noch vor die Kamera; davon werden ihm aber nicht viele angeboten. In ROAD TO PERDITION (2002) von Sam Mendes spielt er einen Mafiapaten. Für die Rolle wird er nochmals mit einer Oscar-Nominierung belohnt.

Wegen seiner Krebserkrankung mußte Paul Newman ein letztes Projekt mit Robert Redford absagen. Gestern ist der Schauspieler gestorben: Er wird unvergessen bleiben!

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