Der Hype, den die Serie Homeland bei ihrer Premiere 2011 auslöste, ist zugegebenermaßen spätestens seit Staffel 3 wieder etwas abgeflacht. Was jedoch keinesfalls bedeutet, dass die Agentenhatz keine Vorzüge mehr besitzt. In der 6. Staffel, die heute in den USA auf dem Kabelsender Showtime startet, verschlägt es Claire Danes als Protagonistin Carrie Mathison während der US-Präsidentschaftswahl nach New York City. Neben den weiteren Stammschauspielern Mandy Patinkin, Rupert Friend und Oscarpreisträger F. Murray Abraham sind diesmal u.a. Elizabeth Marvel, Jake Weber und Hill Harper neu dabei. Das sind aber nicht die einzigen Gründe, weshalb es sich lohnt, bei Homeland auch jetzt noch einzusteigen.
Neue Stadt, neues Glück
Für uns deutsche Zuschauer (und besonders für die Berliner unter uns) war es aufregend, die Stars der Serie in Staffel 5 in einer mehr oder weniger vertrauten Umgebung zu sehen. Denn die 12 Episoden spielten nicht nur in der Hauptstadt Deutschlands, sondern wurden dort auch gedreht. Überhaupt ist Homeland eine Serie, die es schafft, den Handlungsort perfekt in das Geschehen zu integrieren und so zu einem heimlichen Star der Geschichte zu machen. Dies gelang sogar in der 4. Staffel, in der das südafrikanische Kapstadt als Islamabad, Hauptstadt Pakistans herhielt.
In Staffel 6 wird es dann wieder komplett authentisch, wenn sich die neuen Episoden diesmal in New York City abspielen, wo auch die Dreharbeiten stattfanden. Die schnelllebige US-Großstadt eignet sich hervorragend für Verfolgungsjagden und die fieberhafte Atmosphäre, die Homeland so auszeichnet. Zudem gilt New York als eine der Hauptstädte des Jazz, womit sie kaum besser zur verwendeten Musik der Serie passen könnte. Es wird also interessant, welche Orte, Ecken und Gassen des Big Apple uns die Macher von Homeland präsentieren werden.
Anspruch auf Aktualität
Die Homeland-Schöpfer Alex Gansa und Howard Gordon sind immer bemüht, das aktuelle Geschehen der realen Welt in die jeweilige neue Staffel der Serie einfließen zu lassen. Das wird auch diesmal wieder der Fall sein. Wie bereits erwähnt, spielen die neuen Episoden während der Wahlkampagnen der US-Präsidentschaftskandidaten, zu denen auch die von Elizabeth Marvel gespielte Elizabeth Keane gehört. Es bedarf keines Politikstudiums, um die Parallelen zu Hillary Clinton und ihrem zurückliegenden Wahlkampf 2016 gegen Donald Trump zu erkennen, der große mediale Aufmerksamkeit erregte. Zweifellos werden die Macher es zu verstehen wissen, die Stimmung in den Vereinigten Staaten, die während des bevorstehenden Regierungswechsels herrschte, auch in der Serie widerzuspiegeln. Auch wenn es kaum möglich sein wird, den Verlauf in Homeland noch beängstigender als den in der Realität darzustellen.
Die allgegenwärtige und seit Beginn der Serie stärker werdende Angst vor Terror wird sicher auch in Staffel 6 ausreichend thematisiert werden. Einen Anschlag wird es darin aber nicht geben, wie Gansa gegenüber Variety erklärte. Dies wäre schließlich "schlechtes Karma", nachdem ein derartiger Gewaltakt im Berlin der 5. Staffel sich leider als schreckliche Prophezeiung für die wirkliche Welt herausstellte. Nichtsdestotrotz sorgt das Konzept von Homeland, Bezüge zur Realität herzustellen, immer wieder für neue Spannung.
Claire Danes als Carrie Mathison
Homeland wäre nicht Homeland ohne die virtuos aufspielende Claire Danes, die als CIA-Analystin Carrie Mathison wohl die Rolle ihres Lebens verkörpern darf. Dabei macht ihre Serienfigur es uns Zuschauern nicht immer leicht, sie zu mögen. Carrie steht zwar auf der guten Seite im Kampf gegen den Terror, kann aber durchaus anstrengend sein. Schuld daran ist ihre bipolare Störung, gepaart mit ihrem unerbittlichen Ehrgeiz, der oft in obsessives Verhalten ausartet.
Dass der Charakter manchmal diese entnervende Wirkung hat, zeigt nur, wie überzeugend Danes in ihrer Darstellung ist. Sie vermittelt überaus glaubhaft die ambivalente Persönlichkeit Carries, die bekanntlich nicht immer nach Gesetz handelt, und übertrumpft damit oftmals ihre ebenso hochtalentierten Kollegen vor der Kamera. Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Schauspielerin für ihre Rolle in Homeland jeweils zweimal mit dem Emmy und dem Golden Globe geehrt wurde. Auch in Staffel 6 wird Danes zweifellos wieder ihr Bestes geben.
Immer für eine Überraschung gut
Bei so gut wie jeder Serie, die auf Spannung setzt, sind überraschende Wendungen im Verlauf der Handlung natürlich das Salz in der Suppe. Da ist auch Homeland keine Ausnahme. So sorgte die Serie in den bisherigen 5 Staffeln regelmäßig für wahre Schockmomente. Achtung, Spoiler: Sei es der plötzliche Anschlag am Ende von Staffel 2, Brodys (Damian Lewis) Hinrichtung in der 3. Staffel oder die unerwartete Zusammenarbeit des Terroristen Haqqani (Numan Açar) mit dem CIA. Spoiler Ende. Mit dem Gefühl, dass es jederzeit erneut zum Tod eines lieb gewonnenen Charakters oder einen anderen Twist kommen könnte, baut sich beim Zuschauen eine unterschwellige Spannung auf, die unweigerlich Lust auf die nächste Episode macht. Welche Überraschungen die 6. Staffel Homeland für uns bereithält, sehen wir im deutschen TV vermutlich erst ab Sommer oder Herbst dieses Jahres.
Werdet ihr euch die 6. Staffel von Homeland anschauen?