Horror-Nervenkitzel oder Phobie? Der Bloater in The Last of Us hat mich fast dazu gebracht, mich zu übergeben

18.02.2023 - 09:00 Uhr
The Last of Us
HBO
The Last of Us
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The Last of Us entfesselt sein größtes Ungeheuer. Der Bloater aus der 6. Folge löst körperliche Reaktionen in mir aus. Hat das was mit der sogenannten Trypophobie zu tun?

Nach fünf Wochen mit The Last of Us sollten wir eigentlich auf alles vorbereitet sein, was die Zombie-Apokalypse an Grausamkeiten zu bieten hat. Gleich die erste Episode überwältigt mit einer Vielzahl an schockierenden Momenten, wenn ganze Landstriche zerstört und Familien auseinandergerissen werden. Plötzlich verwandeln sich Menschen in rasende Ungeheuer und jagen ihren Liebsten hinterher.

Mehrmals erleben wir in The Last of Us, wie sich ein eben noch harmloses, erschöpftes Gesicht in eine völlig entmenschlichte Furie ohne Verstand verwandelt, die ausschließlich dem Instinkt des Tötens folgt. Doch das schlimmste Monster haben wir noch nicht gesehen: den Bloater. Er markiert die vierte und letzte Entwicklungsstufe der Infizierten und gleicht einem Geschöpf, das direkt aus der Hölle kommt.

Der Bloater löst körperliche Reaktionen in mir aus. Mir wird übel, wenn ich ihn sehe. Aber woran liegt das? Eine spezifische Phobie könnte schuld sein.

Achtung, es folgen Spoiler!

Horrormonster in The Last of Us: Wenige Dinge sind ekliger als die Pilz-Textur eines Bloaters

Die 6. Folge von The Last of Us reißt ein solches Höllentor direkt vor unseren Augen auf. Zuerst bricht eine Armee an Clickern aus dem Untergrund von Kansas City, als würden sich alle Dinge rächen, die von den Menschen verdrängt wurden, um zu überleben. Das ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Mit dem Bloater schlummert im Abgrund ein schnaubendes, stampfendes Geschwür.

Hier könnt ihr den Trailer zu The Last of Us Folge 5 schauen:

The Last of Us - S01 E05 Trailer (English) HD
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Warum mich der Bloater nicht mehr loslässt, liegt nicht an seiner furchteinflößenden Inszenierung, sondern schlicht am absolut ekligen Design der Kreatur. Nach über zehn Jahren The Walking Dead und allen anderen Zombiefilmen, die ich in meinem Leben gesehen habe, dachte ich eigentlich, dass mein Magen recht robust ist, wenn es um Zombies geht. Ich habe mich geirrt.

Als ich nach der Episode in Hintergrundberichten zu der neuen The Last of Us-Episode versunken bin, tauchte irgendwann ein gut ausgeleuchtetes Behind-the-Scenes-Bild auf, von dem ich mich nicht mehr lösen konnte. Es zeigt das aufwendige und beeindruckende Bloater-Kostüm. Überall quillt der Pilz heraus und übersät den ganzen Körper. Genau in dem Moment, wo ich angefangen habe, mir die Textur genauer anzuschauen, musste ich mich fast übergeben.

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Ehrlich gesagt schreibe ich diesen Text mit einem flauen Gefühl im Magen, weil ich mir das Bild nochmal zur Vorbereitung angeschaut habe. Das Bloater-Kostüm hat etwas absolut Hypnotisierendes, doch sobald ich in den Details versinke, wird es sehr unangenehm und die Faszination schlägt im Bruchteil einer Sekunde in puren Ekel um.

The Last of Us inszeniert den Bloater als Horrormonster, doch dahinter steckt noch mehr

Bloater tauchen bereits in der Videospielvorlage von The Last of Us auf und gehören dort zu den fiesesten Gegnern. Komplett ummantelt von einer dicken Pilzschicht haben wir es mit einer Erscheinung zu tun, die unendliches Albtraummaterial liefert. Die Clicker sind angsteinflößend, weil das wichtigste Merkmal eines Menschen, sein Gesicht, von einem wuchernden Pilz verdrängt wird. Bloater übernehmen die Menschen komplett.

Diese Mutation hat mehr mit einer Bestie aus dem Jenseits gemein als einer Person, die eben noch nichtsahnend zum Einkaufen gegangen ist und von einer verheerenden Pandemie überrascht wurde.

Spannend finde ich, dass ich ihn in der Serie selbst nur halb so ekelerregend finde, wie das obige Standbild, das uns jede Pore des Kostüms erforschen lässt. Überall sind Blasen, Löcher und komische Muster, die den Anblick in eine schwindelerregende Erfahrung verwandeln und meine Knie weich werden lassen.

Wenn ich nach einer Erklärung dafür suche, komme ich am ehesten bei dem Begriff Trypophobie heraus.

Der gigantische Bloater in The Last of Us Folge 6 ist ein absoluter Trypophobie-Abtraum

Als Trypophobie wird ein Gefühl von Abscheu und Angst bezeichnet, das beim Anblick solcher Blasen, Löcher und Muster entsteht. Bereits ein alltäglicher Gegenstand wie ein Schwamm kann diesen Effekt auslösen. Der National Geograhic  schreibt:

Der Begriff [Trypophobie] wird von der American Psychiatric Association nicht anerkannt und Experten auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit streiten darüber, ob es sich um eine echte Phobie oder eher um Idiosynkrasie (ungewöhnliches Verhalten) handelt.
Das Magazin eine Studie ins Spiel, die die Angst vor Löchern als eine Art Abwehrmechanismus beschreibt.
Menschen, die sich vor dem Anblick von kleinen Ansammlungen von Löchern fürchten, könnten im Grunde Angst vor Parasiten oder Krankheiten haben, die sich einfach von Mensch zu Mensch übertragen. Die Forscher vermuteten, dass die Ansammlungen kleiner Löcher bei Menschen mit Pocken, Masern, Typhus oder anderen Krankheiten ursächlich für die übermäßige Reaktion von Trypophobikern sein könnten, wenn diese ähnliche Muster in alltäglichen Objekten sehen.

Kein Wunder, dass Trypophobie in Kombination mit einer endzeitlichen, pandemischen Erzählung wie The Last of Us und den darin auftauchenden Monstern zum absoluten Garant für eine Gruselerfahrung wird, die mehr als ein bisschen Gänsehaut auslöst. Neben dem offensichtlichen Horroreffekt des Kreaturendesigns triggert der Bloater in The Last of Us ganz unterbewusst etwas, das für meinen übermäßigen Ekel sorgt.

In einem starken Moment verspüre ich den Drang, die Pilz-Textur des Bloaters anzufassen, um meine Angst davor besser zu verstehen. Ich würde es allerdings niemals tun, denn selbst wenn der Bloater regungslos vor mir steht, hätte ich Angst, dass mich das Gewebe einfach verschlingt, aufsaugt und in dieses riesige, unheimliche Wesen aufnimmt, das mit jedem Tag, den es vor sich hin modert, gewaltiger und ungeheuerlicher wird.

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