Ich gebe zu, ich war ein wenig voreingenommen. Was soll bei einem bayerischen Polizeiruf mit Bundeswehr-Thema schon herauskommen? Aber ich wurde überrascht und ziehe meinen Hut: Bei Polizeiruf 110: Klick gemacht wurde nichts verklärt und niemals der offensichtliche Weg genommen. Ein rundum auf allen Ebenen exzellenter Krimi, der einen perfekten Start für das neue Team Jörg Hube und Stefanie Stappenbeck bedeutete hätte. Leider verstarb der große bayerische Kabarettist Hube im Juni dieses Jahres, und somit bleibt Polizeiruf 110: Klick gemacht ein einmaliger Höhepunkt.
Wäre der Tod mehrerer deutscher Soldaten durch einen Anschlag in Afghanistan vermeidbar gewesen? Wieder daheim wird der Befehlshaber Darkow entführt und im Wald vor laufender Kamera auf einer Landmine abgestellt – entweder er gesteht seine Schuld oder er stirbt. Die Zeit läuft ab und Kommissar Papen (Jörg Hube) muß bei seinem ersten Fall in der neuen Dienststelle gleich mit dem Hauptmann Ulrike Steiger (Stefanie Stappenbeck) zusammenarbeiten.
Die Bilder zum Polizeiruf 110 – Klick gemacht
So weit so gut. Bei dem Thema hätte vieles schief gehen können. Aber Regisseur Stephan Wagner und Drehbuchautor Christian Jeltsch tappten nicht in die Falle, Sachverhalte zu glorifizieren, weder die Bundeswehr noch die Kriegsgegner. Stattdessen lebte Polizeiruf 110: Klick gemacht von den Gegensätzen, wie beim Gefühlsmenschen Papen und der unterkühlten Soldatin Steiger. Ebenso die Gegenüberstellung von militärischer und ziviler Wirklichkeit, die die Bundeswehr als eine Subkultur zeigte, in der das Zugeben von Fehlleistungen mit Aufbauschen gleichgesetzt wird.
Die Täter haben wir, aber wer ist schuld?
Die schauspielerischen Leistungen waren durchgehend gut. Insbesondere der Kurzauftritt von Bjarne Mädel hinterließ einen bleibenden Eindruck und ließ ihn endlich aus seinem Stromberg-Schatten treten. Ebenso ergreifend: zu sehen, wie der Offizier im Wald allmählich die Fassung verlor. Und auch Stefanie Stappenbeck zeigte eine glaubwürdige Entwicklung von der pflichtbewussten, obrigkeitsgläubigen Tochter, die erkennen muss, dass die Täter nicht immer die Schuldigen sind. Zwar waren die Entführer die Hinterbliebenen der toten Soldaten – das größere Unrecht innerhalb der Bundeswehr blieb aber ungesühnt.
Auch technisch erwies sich Polizeiruf 110: Klick gemacht als Meisterleistung. Schon bei der Verfolgungsszene des Verdächtigen sahen wir, dass der Bayerische Rundfunk sich wirklich Mühe gab. Was auch immer das Publikum kritisieren mag, die Schnittarbeit und die Kameraführung waren erstklassig. So gute Schnitte sieht man selten im deutschen Fernsehen, das sonst alles tut, um so durchschnittlich wie möglich zu sein.
Besonders eindrucksvoll auch das Ende, als die enttäuschte Soldatin nicht nur mit der Bundeswehr und ihrem Vater, sondern auch mit allem brach, an das sie bisher geglaubt hatte. Das neue Team war komplett und wir hätten gerne gesehen, wohin sich die beiden entwickelt hätten. Vielleicht bleibt uns wenigstens Ulrike Steiger erhalten, denn so eine kann nicht nur Friedrich Papen gut gebrauchen…
Und jetzt angetreten zum Appell! Wie fandet Ihr den gestrigen Polizeiruf 110: Klick gemacht? Ist das Lob übertrieben?