Ich, Batman und das Genie Jack Nicholson

07.07.2015 - 09:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Michael Keaton als BatmanWarner Bros.
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Der heutige Klassiker ist einer der jüngsten in dieser Rubrik und ist gleichzeitig einer meiner Lieblingsfilme. Er ebnete den Weg für spätere Comic-Verfilmungen und ist aufgrund des einprägsamen Stils schon jetzt Gold wert.

Eigentlich ist Batman von Tim Burton so aktuell wie selten zuvor. Zum einen liegen Comic-Verfilmungen derzeit so sehr im Trend, dass wir uns vor ihnen kaum retten können. Zum anderen wurde Batman-Darsteller Michael Keaton als Hauptdarsteller in Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit für einen Oscar nominiert und diese Rolle hätte er ohne seine Superhelden-Erfahrung bestimmt nicht so authentisch ausfüllen können.

Der Film behandelt neben dem Kampf Batmans mit dem Joker und dessen Ursprungsgeschichte auch das Drama um Bruce Waynes Eltern. Es wird angedeutet, dass der Name des Jokers Jack Napier ist, welcher in jungen Jahren Thomas und Martha Wayne getötet hat. So wird es neben der Pflicht, die Bürger vor der Anarchie zu bewahren, zur persönlichen Angelegenheit von Bruce, den Joker aufzuhalten und seinen Wahnsinn zu stoppen. Unterstützt wird er dabei von altbekannten Figuren wie James Gordon und einem noch absoluten Herr seiner Selbst, Harvey Dent.

Christopher Nolan beschreibt den Film folgendermaßen:

...ein brillanter Film, visionär und äußerst eigensinnig...

Diese Aussage bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt. Batman ist kein gewöhnlicher Superheldenfilm, sondern ein Kunstwerk für sich.

Warum ich Batman mein Herz schenke:

Batman trifft genau den Zeitgeist der anbrechenden 90er Jahre. Es ändert sich etwas am Design und auch der Humor geht in eine etwas subtilere Richtung. Die Atmosphäre des Films vereint die Genres der Comicverfilmung und des Gangsterfilms mit humoristischen Akzenten. Die Geschichte wird getragen von ihren großartigen Charakteren, die alle auf ihre Weise einzigartig sind. Angefangen mit Michael Keaton als Titelheld. Er verkörpert den Zwiespalt, den die Figur in sich trägt, sehr glaubwürdig und er gibt einen eigenständigen Darsteller ab. Das heißt, er verblasst nicht hinter Val Kilmer oder gar George Clooney, die seine Nachfolger sein werden - im Gegenteil. Weiter geht es mit Kim Basinger, die zwar eine mutig auftretende Journalistin ist, jedoch dem Wahnsinn des Jokers nicht entscheidend entgegenwirken kann und so auf die Hilfe Batmans angewiesen ist. Sie ist erschöpft vom undurchdringlichen Charakter ihres Liebhabers Bruce Wayne und muss sich eingestehen, dass sie nicht alles selbst in der Hand hat. Die Oscar-Preisträgerin schafft es, mit ihrer unaufdringlichen Art, dass wir sie im Laufe des Films ins Herz schließen. Und zuletzt natürlich der Charakter des Joker - großartig gespielt von Jack Nicholson, der diese Figur als eine seiner Lieblingsrollen beschreibt. Die durch seine unglaubliche Bühnenpräsenz herrschende psychische Instabilität könnte keiner besser vermitteln als er. Ich persönlich habe bei jeder Sichtung das Gefühl, dass er sich völlig in seiner Rolle befindet, und wäre ich Kameramann gewesen, wäre es mir eiskalt den Rücken heruntergelaufen.

Auch das Maskenbild ist, wie für Tim Burton typisch, herrlich skurril und überdreht. Keineswegs lächerlich, aber es bietet einen Schauwert, der zur Folge hat, dass wir Batman nie wieder vergessen können. Eine wunderbare Szene entwickelt sich, als der Joker im Takt zu einem schrillen Lied aus dem Ghetto-Blaster Gemälde übermalt und die Treppen hochtanzt. Nicholson kommt seiner Rolle als Jack Torrance in Shining gefährlich nahe und ich selbst bin durchgehend am Schmunzeln, weil das Ganze so schön durchgedreht ist.

Warum auch andere Batman lieben werden:

Wenn du diesen Film noch nicht liebst, dann nur, weil du ihn noch nicht gesehen hast! Ohne ihn wäre The Dark Knight nicht, was er ist, und auch die Marke Batman wäre nicht so populär. Dieser Film hinterlässt einen tollen Eindruck und spricht jeden an, der sich auch mal einen düsteren Film mit ausgeflippten Charakteren ansieht. Batman unterscheidet sich von überzogenem Klamauk à la Joel Schumacher und verzichtet auf seinen Helfer namens Robin, und so steht einem tollen Filmabend nichts mehr im Weg. Auch die schon ausführlich beschriebene, herausragende Leistung von Jack Nicholson wird keinen Filmliebhaber kalt lassen.

Warum Batman die Jahrzehnte überdauern wird:

Vor dieser Verfilmung war der ernste Tonfall bei Comic-Helden im Kino eher rar gesät. Blicken wir heute 50 Jahre zurück, so denken wir zuerst an Batman hält die Welt in Atem mit Adam West, wo nicht an Klamauk gespart wurde, und an enge, bunte Anzüge, die die Stimmung aufheiterten. Burtons Verfilmung wagt nun den Schritt und hebt den Mythos Batman auf eine höhere Stufe. Der Anblick von Gotham City lässt mich aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskommen. Tim Burton fängt den Flair der verrotteten Großstadt mit einem gewissen Sinn für Kultur perfekt ein und so lässt er auch das Finale auf einer alten Kirche stattfinden und schließlich wird ein Bauteil der Stadt dem Joker buchstäblich zum Verhängnis. Batman bildet den Übergang zum modernen Superhelden-Film und hatte maßgeblich Einfluss auf diesen. Er wird in die Geschichte als "der" Batman-Film eingehen.

In diesem Sinne: "Never rub another man's rhubarb." (The Joker)

Mit dem Theme Song der alten Batman-Reihe als Ansporn würde mich interessieren, was ihr von Tim Burtons Batman haltet. Welche Fledermaus-Verfilmung ist euer Favorit?

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