Ein Shot aus der Vogelperspektive. Wie ein Adler fliegt die Kamera über die ellenlange Start- und Landebahn. Am angrenzenden Gebäudekomplex drängeln sich
Menschenmassen
gegen die Absperrungen. Sie weinen, sie flehen, sie brüllen. Sie schwenken Taschentücher. Die Führung ist im Urlaub. Die beiden Organisatorinnen recken ein Banner in die Höhe. Auch die beiden neuen Fluglotsen winken trauernd zum Abschied. Eine zweite Düsenjägerin wird mit mir den Hafen der Kenntnis verlassen. Quellen besagen, das Kerosin sei bereits eingetrichtert. Ja, liebe Leute im Hemd (wie bei mir in der Heimat zu sagen gepflegt wird), aller Abschied ist schwer. "Hallo, Flieger!", höre ich mein freies Leben rufen.
Ich erinnere mich noch an meinen ersten Arbeitstag im Büro. In Berlin war es noch affenheiß, Schweiß hieß der Preis für die Anreise auf dem Rad quer durch die Stadt. Hochmotiviert und voller Tatendrang nahm ich vor meiner Steuerzentrale Platz. Umgehend begann ich auf die Tastatur einzuhacken wie ein wildgewordener Irrer. Einen Text nach dem anderen jagte ich über das Fließband und moviepilot erstickte fast im Minutentakt in Wellen qualitativ hochwertiger News... na ja, vielleicht war es anfangs nicht ganz so. Bleiben wir bei der Wahrheit. Entlang des langen Stuhlkorridors bis hin zum Redaktionstisch fühlte ich mich wie am ersten Schultag. "Ein neuer Knecht!", hallte es durch den Raum. "Dreh wieder um, noch hast du ein Leben!", rief eine verängstigte Stimme in der Meute. Doch ich schritt voran wie eine umgedrehte Hose. Am Redaktionstisch angelangt wurde ich erst einmal einer Inspektion unterzogen: "Sind deine Finger auch schlank und agil genug, um dich ertragreich zu versklaven?" Es schien der Fall zu sein, so lässt mich zumindest das nächste Bild erkennen, das gerade durch meine Erinnerung blitzt. Ich saß auf einem Bürostuhl, kerzengerade, mit Headset vorm Bildschirm und haute den ersten Trailer in den Webplayer - und mir um die Ohren.
Auch das ist natürlich größtenteils Blödsinn. Und das führt mich auch gleich dazu, einen wichtigen Aspekt zu benennen, den ich bei moviepilot unter einem ernsteren Blickwinkel betrachten musste. Geschrieben werden kann viel, doch wer weiß schon, wo es herkommt? Recherche ist das Alpha und das Omega. So oder so ähnlich wurde jedermann (so lässt sich übrigens das verbotene "man" der Redaktion umgehen) bei der wöchentlichen Redaktionsmesse in der kleinen Kapelle bekehrt. Und als ich langsam dieses Gespür entwickelte, kam dieses Gefühl des Glaubens an eine gute Recherche in mir auf und ich riss schwungvoll die Arme für ein kräftiges "Halleluja!" in die Luft - und empfing von den Predigern den Segen zum Schreiben eines äußerst spannenden TV-Tipps zu Drei Caballeros. Mannomann, was ein Hit! Für gewöhnlich lief die Themenvergabe jedoch nach Interessengebieten - ein großes Dankeschön an die Redaktion - und zu großen Teilen in Eigenverantwortung. Jeden Mittwoch hatte ich einen perfektionistischen Pitch parat, mit dem ich die Gemeinde zum Jubeln brachte und die Bekräftigung erhielt, auch die nächste Top 7 der Morgan-Freeman-Filme unter dem Titel Guten Morgan meistern zu können. Außerdem heimste ich von Ines Walk das Lob ein, dass ich viel von the gaffer gelernt hätte. Vielen Dank für deinen erschrockenen, kritischen, ungläubigen Blick, diese Situation hat sich mit einem Lachen in meine Erinnerung gebrannt.
Ich könnte jetzt lang und breit erzählen, was ich so gelernt habe... Aber wollt ihr das wirklich hören? Ich mache es kurz: redaktionelle Arbeit, viel über Filme und Serien. Dass ein gewöhnlicher Mensch tatsächlich über einen längeren Zeitraum ab morgens um acht Uhr arbeiten kann. Wie viel Kaffee ich am Tag trinken kann, bis mir schlecht wird. Und natürlich, wie viele offene Tabs in so einen Explorer passen können!
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Liebe Leute, der nächste Absatz ist eine Zeremonie des Dankes. An Ines Walk, die - sozusagen - immer mit einem Rat zur Seite stand und ihre Autoritätsfunktion auf eine sehr liebevolle Art und Weise verkörperte. An the gaffer, die die verschiedenen Abschnitte bei den Learnings der Redaktionssitzungen stets mit humorvollen (und dennoch überzeugenden) Beispielen untermauerte. Filmwissenschaftlich bewandert wie ein Trampelpfad - wo du all dein Wissen speicherst, mein Gott, ich weiß es nicht. An sciencefiction, die am Platz neben mir viel Spaß verbreitete und dennoch immer "bereit zur Arbeit" war (Ich habe noch nie jemanden getroffen, der auch über WC3-Sounds lachen kann). Es war auch schön, dich zu belustigen, zum Beispiel als ich beim Schauen des neuen Trailers von Annabelle auf meinem Stuhl zusammenzuckte und nicht mehr hinschauen wollte. An ClaraJ, das Arbeitstier, die die News so schnell abarbeitete, dass für mich kaum noch etwas übrig blieb. An Django11, der bei jedem Jennifer-Lawrence-Witz auf Kosten des Fanboys unserer Redaktion (verzeih mir) noch einen draufsetzte. Sie ist aber auch sympathisch! An Itchy91, dass er uns das nicht übel genommen hat und dass ich mit ihm auch mal über etwas anderes als Filme reden konnte. An borcomatic für witzige Gespräche in der Küche. Und natürlich an all die anderen netten Leute, mit denen ich mittags zum traditionellen Burgeressen oder zum schmackhaften Billig-Italiener gegangen bin. Ein Gruß geht noch an die Gamesredaktion, da sie bei jedem Essen für grandiose "Gags" gesorgt hat. Und mich tatsächlich ein-, zweimal zu einem Schmunzeln überreden konnte.
Natürlich geht auch ein Dank an die Community, die mir mit hitzigen Diskussionen im Kommentarbereich so manchen Tag versüßte.
Adieu, Freunde.