Dan Browns Bücher zeichnen vor allem durch eines aus: Sie sind “Pageturners” wie die Angelsachsen jene Werke nennen, die einen sofort in den Bann ziehen und sich innerhalb weniger Stunden durchschmökern lassen.
Das liegt zum einen an ihrer rasanten Erzählweise, die sich wenig mit tieferer Charakterisierung aufhält sondern von Anfang an ein immenses Tempo vorlegt, zum anderen sicher auch am extrem einfachen Stil. Dan Brown schreibt nicht schön, nicht literarisch, er schreibt Fast-Food-Romane, die einem wirkungsvollen, aber auch sehr vorhersehbaren Schema folgen. Noch simpler als Michael Crichton, der auch gerne Fiction und Fakten zu Abenteuergeschichten destilliert, verfasst Brown Pulp Faction für die Generation ADS.
Er appeliert an den Verschwörungssucher in uns allen, an den Teil von uns, der Glauben will, daß sich böse Mächte über Jahrtausende hinweg konspirierend zusammenschließen, um die Menschheit nach ihrem Gusto zu dirigieren.
Böse Zungen nannten The Da Vinci Code – Sakrileg deswegen auch die Nutten-Version von Umberto Ecos Foucaultschem Pendel – Wo Eco die Mechanismen der Paranoia und Gefährlichkeit der Konspirationstheoretiker seziert und satirisch bloßstellt, würfelt Dan Brown geschickt süffige Abenteuerstories zusammen, die Halbwissen und historische Küchenphilosophie zu spannender Unterhaltung verquirlen und seine Leser mit dem falschen Gefühl zurücklassen, tatsächlich etwas relevantes, ja vielleicht sogar wahres gelesen zu haben.
Umso mehr verblüffte 2006 Ron Howard mit einer behäbigen, konfusen und weitgehend spannungsfreien Adaption von Browns erfolgreichstem Roman. The Da Vinci Code – Sakrileg hatte nichts von dem, was das Buch so unwiderstehlich machte. Tom Hanks erscheint blaß und antriebslos als Symbologe Robert Langdon, Jean Reno hätte seine Rolle auch im Koma spielen können und die Inszenierung wirkte so fußlahm und betulich, daß ich mich fragte, wie man es schafft ein so nach Verfilmung schreiendes, ein so auf Oberflächenreize und pausenloses Tempo angelegtes Buch, derartig in den Sand zu setzen.
Sowohl Zuschauer als auch Kritiker sahen den Film mit gemischten Gefühlen. Die Kritiker verrissen das Werk beinah einhellig. Was als sicherer Mainstream-Hit konzipiert war, lief letztlich nur durchschnittlich.
Mit dem Prequel Angels & Demons (auf deutsch Illuminati) hat man nun die Chance, es besser zu machen. Die Story folgt in ihrem Aufbau 1:1 der Struktur von Da Vinci-Code, inkl. der “überraschenden” Auflösung am Ende und dem virtuosen Jonglieren mit Fakten und Fiktion.
Ob es im zweiten Anlauf besser gelingt Browns atemlose Erzählweise in Bilder zu packen? Auf Seiten der Macher hat sich wenig verändert. Regie wird einmal mehr Ron Howard führen, dessen Filme sich von jeher eher im unspektakulären Mittelmaß bewegen. Weder richtig gut, noch richtig schlecht stellen Howards Filme immer den kleinsten gemeinsamen Nenner des Unterhaltungskinos dar. Dazu passt dann auch der gnadenlos sympathische Tom Hanks, der für actionreiche Unterhaltung nicht wirklich geeignet ist. Ob Ewan McGregor als zwielichtiger Camerlengo und Naomi Watts als Romantic Interest es schaffen dem Film aus dem Quark zu helfen, darf abgewartet werden. Vom Drehbuch ist wenig Abwechslung zu erhoffen, denn dafür zeichnet einmal mehr Akiva Goldsman verantwortlicht, der auch schon den Vorgänger und Gurken wie Batman Forever, Batman & Robin, I am Legend oder Cinderella Man verbrochen hat.
Zur Not bleibt immer noch, sich von den kunstvoll designeten Ambigrammen faszinieren zu lassen, jenen kaligraphischen Kleinoden die auch dann noch lesbar sind, wenn man sie auf den Kopf stellt.
Für “Angels and Demons” ließ Dan Brown verschiedene davon entwerfen, die man hier bestaunen und herumdrehen kann. Weitere Ambigramme finden sich in dieser Gallery.