Battlestar Galactica ist die Neuauflage von Kampfstern Galactica, einer Science Fiction-Serie aus den späten 70er-Jahren. Inwiefern es zwischen den beiden Serien Parallelen und Unterschiede gibt, soll hier allerdings nicht Thema sein, denn Battlestar Galactica funktioniert auch völlig eigenständig. Keine Serie hat mich in den letzten Jahren auf vergleichbare Weise fasziniert und in ihr Universum gesaugt wie diese, deshalb geht Mein Herz für Serie heute an Battlestar Galactica.
The Cylons were created by man
Wir begleiten die letzten überlebenen Menschen der zwölf Kolonien von Kobol auf ihrer Suche nach der sagenumwobenen dreizehnten Kolonie, der Erde. Dieses Streben treibt die Flotte unter der Leitung von Commander Bill Adama (Edward James Olmos) durch entfernte Galaxien. Dabei befinden sie sich mitten in einem Krieg mit den Zylonen, einer von den Menschen selbst geschaffenen Cyborg-Lebensform, die ihre eigenen Schöpfer auslöschen will. Zu allem Überfluss erfahren die Überlebenden bald auch noch, dass es den Zylonen gelungen ist, sich menschliches Aussehen zu verleihen. Zwölf verschiedene “Modelle” existieren gleich in mehrfachen Ausführungen, doch wie diese aussehen, wissen die Menschen zunächst nicht.
So lässt sich grob die Grundkonstellation der Serie beschreiben. Die Flucht der Menschheit vor der eigenen Kreation sorgt dann direkt in der ersten Folge für einen ungewöhnlichen Twist in der Erzählung: Alle 33 Minuten mussten die Überreste der menschlichen Flotte einen Raumsprung mit Überlichtgeschwindigkeit durchführen, um den Zylonen zu entfliehen, die ihnen genau in demselben Zeitabstand folgten. Eine Welt, die völlig durch dieses zeitliche Limit strukturiert ist, in der niemand mehr ausreichend schlafen kann und alle Figuren auf dem Zahnfleisch gehen – ich war gefesselt. Zwar behielt Battlestar Galactica diesen extremen Erzählrhythmus nicht bei, doch das tat ihrer Qualität in meinen Augen keinen Abbruch.
Noch eine Besonderheit zieht sich durch sämtliche Episoden der Science Fiction-Serie. Immer zu Beginn einer Folge bekommen wir eine schnell zusammengeschnittene Vorschau der gleich folgenden Ereignisse zu sehen. Dieser winzige Einblick in das, was sowieso gleich passiert, nimmt keinesfalls die Spannung, er erhöht sie nur. Ich weiß noch, wie oft ich angesichts dieses Mini-Teasers mit einem Whoa! im Kopf vor dem Bildschirm gesessen habe, weil ich nicht glauben konnte, was mir da gerade in Höchstgeschwindigkeit um die Ohren geflogen war.
There are many copies
Auf dem Grundkonflikt mit den Zylonen und den Problemen, die innerhalb der menschlichen Flotte entstehen, baut die Serie Battlestar Galactica ihre große Stärke auf: die Figurenentwicklung. Sobald klar ist, dass die Zylonen genau wie Menschen aussehen, wird das Vertrauen des Zuschauers in stabile Identitäten zutiefst erschüttert. Wer ist tatsächlich ein Mensch und wer vielleicht ein Feind in den eigenen Reihen? Der Umgang der Flottenmitglieder miteinander ist schnell von Misstrauen geprägt.
Geprägt ist das Leben der Menschen wie der Zylonen außerdem von ihrer jeweiligen Religion, und hier zeichnet sich ein weiterer Erzählpfeiler von Battlestar ab. Während die Zylonenreligion von dem einen Schöpfergott ausgeht, sind es die Menschen, die an die Götter von Kobol glauben und sich von deren Prophezeiungen Anleitung zur Entdeckung der Erde erhoffen. Es fällt schwer, bei diesem Thema Spoiler zu vermeiden, aber soviel sei gesagt: Die Pilotin Kara Thrace (Katee Sackhoff) alias Starbuck, eine der großartigsten Frauenfiguren in einer US-TV-Serie seit langem, entpuppt sich als ein bedeutender Charakter für die religiöse Suche. Doch über die vier Staffeln hinweg scheinen die dunklen Seiten jeder Figur auf. Battlestar schafft es, keinen einzigen Charakter als uneingeschränkt sympathisch darzustellen und ist gerade dadurch so faszinierend.
In ihrem Umgang mit den Themen Paranoia und Terrorismus im Innern ist Battlestar Galactica eine typische Post-9/11-Serie. Doch gerade weil die Sci-Fi-Serie Politik und Religion immer sehr differenziert von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet und in großartige, actiongeladene Storybögen von riesiger Tragweite einspannt, ist sie so einzigartig. So habe ich es nach vier Staffeln ohne nennenswerte Erzählausfälle dann fast nicht gewagt, mir die letzten zwei Episoden anzuschauen. Ich litt unter der furchtbaren Angst, ein misslungenes Finale könnte mir rückwirkend die ganze Serie zerstören. Doch das passierte zum Glück nicht.
Ohne etwas über die einzelnen Erzählkniffe verraten zu wollen, kann ich sagen, dass das Ende von Battlestar zwar nicht berauschend oder genial war, aber die Autoren immerhin einen guten Schluss für die zahlreichen Erzählbögen gefunden haben. Das befürchtete Debakel blieb aus und Battlestar Galactica blieb für mich die beste Science Fiction-Serie, die ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe.
The Cylons were created by man. They evolved.