Bruce Willis ist ein Arschloch - Inside Hollywood

26.03.2009 - 16:28 Uhr
Inside Hollywood
Constantin
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Robert De Niro gegen den Bart von Bruce Willis und andere Hollywood-Satiren

Hollywood hat schon seit jeher einen eher schizophrenen Blick auf sich selbst. Auf der einen Seite der Glamour, die Stars, die Welterfolge, auf der anderen die dunkle Seite, die Skandale, die Intrigen, die Verlogenheit und der verzweifelte Kampf um künstlerische Integrität.

Da verwundert es nicht, dass aus Hollywood seit den Anfangstagen auch immer wieder Filme kommen, die die Filmwelt aufs Korn nehmen. Ob Hellzappopin in den Anfangstagen eine schrille Klamotte ablieferte, Billy Wilder mit Sunset Boulevard – Boulevard der Dämmerung einen sarkastischen Klassiker ablieferte, Richard Dreyfuss in Nahaufnahmen als abgewrackter Regisseur Sexfilmchen drehte, Blake Edwards die Branche in S.O.B. – Hollywoods letzter Heuler demontierte, Robert Altman in The Player eine der bösesten Hollywood-Satiren schuf oder Barry Levinson mit Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt ganz beiläufige Bösartigekeiten verteilte.

Sogar Star-Drehbuchschreiber Joe Eszterhas und Regisseur Arthur Hiller versuchten sich an einer ultimativen Abrechnung mit der Traumfabrik: Fahr zur Hölle Hollywood wollte mit der Verlogenheit der Branche aufräumen und trug den ironischen Untertitel “An Alan Smithee Film” – Alan Smithee ist der Name den Regisseure bis ins Jahr 2000 als Pseudonym verwenden konnten, wenn sie nach Studioeingriffen oder anderen Unerfreulichkeiten nicht mehr ihren eigenen für einen mißlungenen Film hergeben wollen. Ein netter, garstiger Injoke.

Leider zerstritten sich Esterhas und Hiller in der Postproduktion derartig, so dass der Film dann tatsächlich als “Alan Smithee”-Film herauskam und grandios floppte. Die Satire war weder lustig, noch treffend und zählt heute zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten.

Mehr Glück hatte da Ben Stiller der im vergangenen Jahr mit der aufwendigen und prominent besetzten Film-Satire Tropic Thunder einen echten Hit landete. Wirklich böse waren die Gags zwar nicht und trotz kleiner Seitenhiebe, war es mehr eine verspielte Liebeserklärung an die Branche, doch die Gags saßen und Robert Downey Jr. durfte als australischer Method-Actor, der einen Schwarzen spielt einen weiteren Erfolf für sich verbuchen.

Heute startet mit Inside Hollywood nun eine weitere Attacke auf die Traumfabrik. Robert De Niro spielt hier den Erfolgsproduzenten Ben, dessen letztes Projekt nach einer desaströsen Testvorführung auf der Kippe steht. Zwar spielt mit Sean Penn ein Star die Hauptrolle, doch das Publikum wurde mit dem Film nicht warm und die drastische Schlusszene in der sowohl Penn als auch sein Hund erschossen werden, löste bei den Zuschauern reinen Hass aus.

Das Studio setzt Ben jetzt unter Druck den Film umschneiden zu lassen, was nicht ganz unproblematisch ist, denn der Regisseur – ein Alkoholiker der unter starken Psychopharmaka steht – ist wenig kooperativ.

Zusätzlich zu diesen Problemen und einem völlig verkorksten Privatleben droht auch noch das nächste von Ben produzierte Projekt zu platzen, weil Megastar Bruce Willis sich entschieden hat einen Grizzly-Adams-Vollbart zu tragen und ordentlich zugelegt hat. Das Studio stellt Ben vor die Wahl: Entweder er schafft es Willis zum rasieren und abnehmen zu bewegen oder der Film ist gestorben. Eine scheinbar unlösbare Aufgabe, denn Willis geriert sich hier (in einigen nett-selbstironischen Szenen) als wahre Diva. Er schreit, flucht, beschimpft jeden aufs derbste und verwüstet mal nebenbei ein komplettes Büro. Ben steht von allen Seiten unter Feuer und sieht nicht nur sein Privatleben, sondern auch seine Karriere in erstlicher Gefahr…

Der Kritik zufolge ist der Film von Barry Levinson zwar nett gemeint, lässt aber echten Biss vermissen. Die Klischees der bösen Studios, eitlen Stars und der allgemeinen Geldgier waren in anderen Filmen schon besser zu sehen und so richtig viel neues hat der Film leider nicht zu erzählen. Die gute Besetzung sorgt zwar für einen unterhaltsamen Kinoabend, aber als Satire funktioniert der Film nur schaumgebremst. Altmans The Player – in dem Bruce Willis ebenfalls eine Minirolle spielt – bleibt hier auch nach all den Jahren der bessere Film.

Alternativ empfehle ich an dieser Stelle The TV Set – der beschäftigt sich zwar mit der TV-Branche, wirft dafür aber einen wirklich bösartigen und ernüchternden Blick hinter die Kulissen, wenn er erzählt wie ein ambitionierter Drehbuchautor während des Drehs zu seiner Serie miterleben muss, wie diese mehr und mehr verwässert und geglättet wird.

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