Aliens – Die Rückkehr, Terminator, True Lies – Wahre Lügen – das sind doch alles Jungsfilme! Auch die Vorliebe für Technik, Maschinen, Roboter und Raumschiffe: James Cameron ist in seinem Herzen ein kleiner Junge. Unter seinen Transformers-Comics versteckt James Cameron allerdings Emma-Hefte, denn seine wahre Leidenschaft liegt woanders: bei den Frauen. In jedem seiner Filme spielen sie die eigentliche Hauptrolle und zeigen den Männern, wie es richtig geht.
James Cameron präsentiert uns starke Frauen, die ihren männlichen Partnern nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen sind. Seine Frauen dringen in klassische Männedomänen ein und bereichern sie um ihre Fähigkeiten. Dennoch sind sie keine Mann-Weiber: Wo ein Mann nur blind um sich schlagen oder kühl berechnen kann, wissen die Frauen bei James Cameron intuitiv, dass sie mit blinder Gewalt nicht weiter kommen. Bei ihm sind Männer die Zerstörer und Frauen die Bewahrer. Es gibt keinen Zweifel, das ihnen die Zukunft unserer Gesellschaft gehört.
James Cameron ist offensichtlich fasziniert von der Art, wie Frauen die Welt wahrnehemen und gestalten. Darin ist er das genaue Gegenteil seiner Exfrau und guten Freundin Kathryn Bigelow (Gefährliche Brandung, Tödliches Kommando – The Hurt Locker) und ihrer Begeisterung für männliche Testosteron-Rituale zwischen Krieg und Schulterklopfen. In ihrer Verehrung für das jeweils andere Geschlecht sind sie wohl das seltsamste (Ex-)Paar Hollywoods. Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Filme von James Cameron:
Terminator – Von der Kellnerin zur Kämpferin
Bereits der erste echte James Cameron-Film Terminator (Piranhas II – Die Rache der Killerfische können wir hier wohl außer Acht lassen) ist im Grunde die Geschichte einer weiblichen Emanzipation. Spielt seine Ex-Frau Linda Hamilton zu Beginn des Filmes noch die einfache Kellnerin Sarah Connor, wächst sie durch die Gefahr, die von dem Terminator ausgeht, über sich hinaus. In Terminator 2 – Tag der Abrechnung ist sie sowohl Kämpferin, als auch Mutter. Sie vertraut dem umprogrammierten Terminator erst dann, als sie erkennt, dass dieser ebenso bereit ist, sich für das Überleben ihres Sohnes zu opfern.
Aliens – Die Rückkehr – Sigourney Weaver überlebt, wo Marines sterben
Auch im zweiten Aliens-Film taucht Sigourney Weaver als Ellen Ripley auf. Während ihre männlichen Kollegen wie die Fliegen sterben, kann nur sie sich gegen die Aliens zur Wert setzen. Am Schluss kommt es zum Showdown der Mütter. Ellen Ripley, die mittlerweile ein überlebendes Mädchen adoptiert hat, kämpft gegen die Alien-Königin: Powerfrau gegen Gebärmaschine.
The Abyss – Frauen retten die Welt
Während die Männer in The Abyss noch vor russischen Spionage-U-Booten Angst haben, hat die Bohrunternehmerin Lindsey Brigman (Mary Elizabeth Mastrantonio) schon die wahre Herkunft der Unterwasser-Besucher erkannt. Damit nicht genug: Intuitiv weiß sie, dass von den Außeridischen keine Gefahr ausgeht. Nachdem das Energiebündel sogar dem Sensenmann von der Schippe gesprungen ist, plant sie die Rettung der Alien-Spezies und rettet damit letztlich die Welt vor dem Atomkrieg.
True Lies – Wahre Lügen – Die High-Tech-Ehetherapie
Hier entwickelt sich Helen Tasker (Jamie Curtis) von der braven Hausfrau zumindest ansatzweise zur Geheimagentin, auch wenn sie eher die Ambitionen, als das Talent dafür hat. Viel mehr geht es in True Lies – Wahre Lügen jedoch darum, zu zeigen, wie abhängig Männer mitunter von ihren Frauen sind und was für unglaubliche Strapatzen sie auf sich nehmen, um sich der Liebe ihrer Partnerin zu versichern.
Titanic – Emanzen mit Auftrieb
Auch wenn Titanic als Chick-Flick verschrien ist, bedeutet der Film auch eine Verbeugung vor der Emanzipationsbewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Rose Bukater (Kate Winslet) folgt ihrem Herzen, kann so aus ihrem engen gesellschaftlichen Korsett ausbrechen und die sozialen Schranken überwinden. Die Titanic, die auch für den männlichen Irrglauben steht, die Kontrolle zu besitzen, sinkt am Ende, aber die zur modernen Frau gereifte Rose überlebt die Katastrophe als Botschafterin einer neuen Zeit.
Avatar – Aufbruch nach Pandora – Die Vision vom Frauenstaat
Die Frauenverehrung James Camerons findet in Avatar – Aufbruch nach Pandora ihren Ziel- und Höhepunkt. Der Film ist ein einziges Plädoyer für Gleichberechtigung. Eine ganze Gruppe starker Frauen führt am Ende Jake Sully (Sam Worthington) zum Sieg.
Die erste wichtige Frauenfigur ist Dr. Grace Augustine (Sigourney Weaver). Die ruppige Naturforscherin hat den wahren Wert der Dschungelwelt Pandora schon erkannt, als ihre männlichen Kollegen noch immer von Rohstoff-Ausbeutung und Krieg träumen. Sie wird in der Männerwelt der Militärs allerdings nicht ernst genommen und ihre Warnungen verhallen ungehört. Auch die Hubschrauberpilotin Trudy kann gegen die Kriegsmaschinerie der Männer nichts ausrichten. Die weibliche Soldatin scheint übrigens die einzige in der Söldnerarmee zu sein, die nicht sklavisch der Befehlshierarchie, sondern ihrem Gewissen folgt und daher desertiert.
Anders sieht es in der utopischen Gesellschaft der Na’vi aus: Frauen sind den Männern in allen Bereichen gleich gestellt. Die Kriegerkaste besteht auch aus Frauen und jeder Na’vi Stamm wird von einer Frau mitregiert. Die Frauen zeichnen sich durch ihre besondere Wahrnehmungsfähigkeit und Sensibilität aus. Die Schamanin, die den Stamm gemeinsam mit ihrem Mann regiert, macht Politik im Einklang mit der Natur. Nur deshalb gelingt es Jake, die ersten 5 Minuten unter den Na’vi zu überleben: Die männlichen Krieger wollen den Eindringling sofort töten, aber die beiden Frauen, Neytiri und die Schamanin Moat, erkennen intuitiv seine wahre Berufung. Im Gegensatz zur Menschenwelt höhren die Na’vi Männer auf ihre Frauen und nehmen Jake sogar in ihren Stamm auf. Nur aufgrund dieser intuitiven Entscheidung können die Na’vi am Ende als Gewinner aus dem Konflikt mit den Menschen hervor gehen.
Die Überlegenheit der weiblichen Na’vi-Gesellschaft zeigt sich in einer Schlüsselszene gegen Ende des Filmes: Jake Sully wurde aus seinem Container gerissen und ist der giftigen Atmosphäre des Planeten schutzlos ausgesetzt. Seine etwa 2,50 Meter große Na’vi-Freundin Neytiri eilt herbei und nimmt ihn schützend in ihren Arm. Diese Szene, die sowohl Überlegenheit als auch Mütterlichkeit ausstrahlt, zeigt das militärisch trainierte Menschen-Männchen in der Hilflosigkeit eines kleinen Babys. Neytiri reagiert jedoch nicht mit Abscheu, sondern erkennt die neugewonnene Größe im Herzen des Ex-Soldaten, der nun bereit ist, selbst ein Na’vi zu werden.
Wir sehen: Auch wenn Männer meist die Hauptfiguren in den Filmen von James Cameron spielen, sagen ihnen die Frauen, wo es lang geht. Im richtigen Leben war es jedoch anders herum: James Cameron hat Kathryn Bigelow dazu überedet, Tödliches Kommando – The Hurt Locker zu drehen und sich damit einen der Hauptkonkurrenten um den Oscar selbst ans Bein genagelt.