Jean Dujardin - Auf den Spuren von Gene Kelly

25.01.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Jean Dujardin in The Artist
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Jean Dujardin in The Artist
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Seit gestern darf er sich über eine Oscar-Nominierung freuen. Doch bis vor kurzem war Jean Dujardin ein französischer Geheimtipp. Der Hauptdarsteller aus The Artist hat sich ein Porträt redlich verdient.

In seinem Heimatland Frankreich ist Jean Dujardin seit einer Weile der bestbezahlte Schauspieler und das noch vor Dany Boon (Willkommen bei den Sch’tis, Nichts zu verzollen). Seit Jahren schätzen unsere Nachbarn den Mann mit der hyperaktiven linken Augenbraue für sein komödiantisches Talent. Doch seit gestern wissen wir: Manchmal braucht es ausgerechnet einen Stummfilm, um einen internationalen Star hervorzubringen. Am Dienstag nämlich erhielt Jean Dujardin eine Oscar-Nominierung als Bester Hauptdarsteller für The Artist.

Über zehn Jahre ist es tatsächlich schon her, dass der in einem Vorort von Paris geborene Jean Dujardin die ersten französischen Zuschauerherzen für sich gewann. Als Teil der französischen Comedy-Truppe Nous C Nous sorgte er bei verschiedenen Talentshows der 90er Jahre für Wirbel. Als Karrieresprungbrett erwies sich allerdings die Comedy-Serie Un gars, une fille, in der er zwischen 1999 und 2003 mit seiner späteren Ehefrau Alexandra Lamy die Geschlechterstereotype aufs Korn nahm. Zeitweise erreichten die kurzweiligen Episoden gar einen Marktanteil von 25 Prozent. Diese Beliebtheit spiegelte sich schon bald im Kino wider. Als trotteliger Surfer mit blonder Mähne und Rapsong lockte Jean Dujardin 2004 in Cool Waves über vier Millionen Franzosen in die Kinos.

Zwar starteten auch spätere Erfolge wie 39,90, OSS 117 – Der Spion, der sich liebte oder OSS 117 – Er selbst ist sich genug! in Deutschland bzw. erhielten DVD-Premieren. Dem endgültigen Durchbruch zum europäischen Star schien allerdings stets die Sprache im Weg zu stehen. Cool Waves lebt von französischen Wortspielen. Die OSS 117-Filme, geschmackvolle Persiflagen des Agentengenres, machen auch auf Deutsch Spaß, aber verlieren in der Snychro doch viel von ihrem Charme. Der (un)gelernte Komiker Jean Dujardin ist jedoch nicht nur ein Darsteller mit hervorragendem komischen Timing. Der Sprachwitz gehört bei seinen Komödien einfach dazu und er selbst sieht sich als Komiker, der die Franzosen endlich dazu bringt, über sich zu lachen.

Bei den OSS 117-Filmen arbeitete Jean Durjardin außerdem mit dem jetzt ebenfalls Oscar-nominierten Regisseur Michel Hazanavicius. So wie The Artist setzen die beiden Streifen auf Nostalgie, allerdings auf eine, die neben den James Bond-Parodien von einer schwer beschreiblichen französischen Atmosphäre lebt. Wenig verwunderlich ist es da, dass sie hierzulande nicht zum Kultobjekt geworden sind. Der Komiker Jean Dujardin hat sich in den letzten Jahren zudem als fähiger Schauspieler präsentiert. Sein Auftritt in einer Plansequenz gleich zu Beginn von Kleine wahre Lügen ist mit seiner rohen Vitalität ein echter Scene Stealer des ansonsten überlangen Films. In Der Klang von Eiswürfeln spielt er gar einen alkoholkranken Autor, dessen Krebs sich verselbstständigt. Eine Oscar-Nominierung scheint da gar nicht mehr so überraschend.

Die Sprachbarrieren überwindend bietet The Artist nun die ultimative Gelegenheit für den internationalen Ruhm. Da kommt es ganz auf Körpersprache und Mimik an. Da verwandeln sich die spitze Augenbraue, die charismatischen Augen und das breite Lächeln in eine Geheimwaffe. Als französischer George Clooney wird er schon gehandelt, doch der Vergleich mit Gene Kelly liegt eigentlich viel näher. Der sprüht in seinen großen Rollen auch nur so vor Lebensfreude und Dynamik und lässt diese in ernsteren Filmen an den Klippen der Realität zerschellen. Aber warum immer Vergleiche ziehen? Selbst wenn kein Oscar und keine internationale Karriere auf Jean Dujardin in der Zukunft wartet, so können wir immer noch eine ganze französische Karriere entdecken.

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