John Matrix, der unsterblichste Actionheld aller Zeiten

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Ds Phantom Commando
20th Century Fox / moviepilot
Ds Phantom Commando
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Einer unserer User ist Action-Liebhaber. Nicht umsonst schickt er uns einen Text zu einem Film, in dem der Held mit Arnold Schwarzenegger noch überlebensgroß ist. Lest selbst!

Was ist wohl die größte Tragödie, die das harte und kompromisslose Filmbusiness je hervorgebracht hat? Welcher Schmerz war der quälendste, mit dem es uns folterte oder welche Freude war die wunderbarste, die es uns vorenthalten hat? Trotz des Superlativs in der Fragestellung gibt es nicht eine Antwort. Vielmehr gibt es ein Konstrukt aus Antworten.

Wieso wurde Das Phantom Kommando nicht fortgesetzt, wieso hat Mark L. Lester nie wieder die Gelegenheit bekommen, sich mit einem Werk ähnlicher Qualität einen Ruf als Filmemacher zu erarbeiten, der ihn unsterblich hätte werden lassen? Als Fragen formuliert repräsentieren diese die Antworten auf die Fragen des vorhergegangenen Satzes. Nur eben statt als Antworten als Fragen formuliert. Ich hoffe, das ist trotzdem verständlich. So bleibt Das Phantom Kommando eine Anekdote, eine vielerzählte und allseits beliebte, aber doch nur eine Randnotiz. Und von Mark L. Lester spricht heute kaum noch jemand.

Wie konnte das passieren? Hat Arnold Schwarzenegger, der zum ersten Mal die Möglichkeit erhielt, sein gesamtes schauspielerisches Potential auf den Tisch zu legen, nicht ähnliche Rollen gespielt, bis er nicht mehr schauspielen durfte, ohne seinen Hauptberuf zu vernachlässigen bzw. diesen zu diskreditieren bzw. sich lächerlich zu machen? Gab es nicht sogar bereits fertige Drehbücher für die Fortsetzung? Doch doch doch. Doch es half alles nichts: John Matrix, der vielleicht unsterblichste Actionheld aller Zeiten durfte nur einmal seine Tochter retten.

Der Plot ist somit bereits zusammengefasst. Doch als ob es jemanden wundern würde, wenn ich verrate, dass dieser nie im Mittelpunkt stand. Nein. Im Mittelpunkt steht Arnold Schwarzenegger. Die Redewendung „wie ein Baum“ bekommt im Kontext dieses Filmes eine ganz neue Bedeutung, denn sein Charakter wird einen Baumstamm tragend eingeführt. Wir wissen also bereits, wie stark der Mann ist, doch damit nicht genug, sein zweites Charakteristikum ( und damit erschöpft sich die Vielseitigkeit unseres Protagonisten auch bereits) ist die uneingeschränkte Liebe zu seiner Tochter. Die beiden gehen Fischen, Rehe füttern, Schwimmen und wenn sie Zeit finden ( die beiden leben abgeschottet im Wald und er ist arbeitslos) bringt er ihr Kampftechniken bei.

Doch dann kommt alles Schlag auf Schlag: Der ehemalige Vorgesetzte Matrix’ kommt mit dem Hubschrauber vorbei und warnt ihn: Seine alte Einheit wird Mann für Mann umgebracht. Matrix macht sich keine Sorgen. Er ist schon lange kein Soldat mehr, er ist nur noch Vater für „Tscheni“, seine Tochter. Kaum ist der Hubschrauber wieder weg geht es auch schon los: Die Terroristen kommen von allen Seiten, die beiden zum Schutz von Matrix’ Holzhütte abgestellten Soldaten sind ihre ersten Opfer, Matrix schafft es soeben gerade, den Holzschrank mit dicker Metalltür und Zahlencode Schloss zu öffnen und das Maschinengewehr zu holen aber es ist zu spät: Tscheni ist entführt. Matrix weigert sich zu kooperieren, stattdessen schießt er dem Überbringer der Botschaft ein Loch in den Kopf und macht sich selbst auf den Weg. Das Abenteuer beginnt.

Was folgt sind -zig Minuten atemberaubender Action, cooler Sprüche, nerviger Dialoge, Blut, Schweiß und Tränen. Hin und her schwankend zwischen homoerotischer Zurschaustellung des Pferdemannes Arnold Schwarzenegger, sich konstant steigernder One-Liner und ewig anmutenden Schießereien, wirkt die aufgebaute Spannung nie inflationär. Der Film ist so spannend, dass es schon fast langweilig ist. (Denkt da mal drüber nach!) Seine aller größte Errungenschaft ist hierbei, dass er sich so gezielt an alle Klischees hält, die man dem 80er Jahre Actionfilm zuschreibt, dass er es immer wieder schafft zu überraschen, indem er die Klischees nutzt, um Erwartungen aufzubauen, nur um diese dann durch noch übertriebenere Gewaltdarstellung, noch gnadenloseres Agieren des Protagonisten und noch blödere Sprüche in die Luft zu sprengen. Hier überlebt niemand, der sich mit Schwarzenegger angelegt hat, und wenn er wehrlos am Boden liegt.

Und natürlich, wie sollte es anders sein: Alles dreht sich um Arnold Schwarzenegger. Kaum eine Szene, in der er nicht zu sehen ist. Und es ist bemerkenswert, wie wenig seine Gesichtszüge die Gefühle vermitteln, die die Atmosphäre oder sogar seine Worte suggerieren. Wenn er lächelt wirkt er nicht glücklich, sondern diabolisch und vor allem wahnsinnig. Er wirkt nicht so, als wollte er mit seiner Tochter friedlich die Natur genießen, er will nicht das Reh füttern, er will ihm mit seiner übermenschlichen Kraft in den Bauch schlagen und das Herz verzehren, bevor er das Gleiche mit seiner Tochter macht. Doch natürlich verzeihen wir ihm das, denn viel zu lachen hat der Mann schließlich nicht.

„Wer is Tschenni?!“: Die Frage, die unseren Protagonisten über geschätzte 30 Minuten quälen wird, bis er die Antwort findet und die restliche Stunde damit verbringt, zu dem Aufenthaltsort zu gelangen, um diesen dann in den letzten zehn Minuten wieder zu vernichten. Doch das fasst den Film weniger gut zusammen als ein anderes, viel prägnanteres und symbolischeres, die Szene wurde weiter oben bereits beschrieben, hier die Details: Der Lateinamerikaner sitzt gemütlich auf einem Stuhl, als Arnold Schwarzenegger, seine Tochter suchend in den Raum stürzt, der Südamerikaner: „My people have some business with you. And if you want you kid back, you will have to cooperate. Right?“

„Frong!!!“ Und Arnie schießt ihm bereits erwähntes Loch in den Schädel, sodass der fiese Handlanger der noch viel fieseren Strippenzieher, denen ein James Bond Bösewicht wie der freundlich lächelnde und auf unbestimmte Art weise wirkende UNO-Generalsekretär vorkommen würde, mit seinem Stuhl nach hinten geworfen wird (und stirbt). Und Junge!: Wie falsch er lag!


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