Johnny Depp - Peter Pan ist erwachsen geworden

09.06.2011 - 08:50 Uhr
Johnny Depp in Pirates Of The Caribbean - Fremde Gezeiten
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Johnny Depp in Pirates Of The Caribbean - Fremde Gezeiten
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Pirates Of The Caribbean 4 hat weltweit bereits um die 600 Millionen Dollar eingespielt. Zu verdanken haben die Macher das vor allem einem Mann. Denn aus dem einstigen Teenie-Idol Johnny Depp ist der bestbezahlte Hollywood-Star geworden.

Am Anfang ward 21-jump-street-–-tatort-klassenzimmer und der aktuellste Meilenstein in der bemerkenswert kontinuierlich verlaufenden Karriere des Johnny Depp markiert Zahlen wie diese hier: 639.074.780. So viele Dollar hat Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten bisher weltweit eingespielt. Dabei ist der Vorgänger schon vier Jahre alt, eine halbe Ewigkeit im Sequelbusiness. Der Erfolg von Pirates Of The Caribbean 4 ist Ausdruck der ungeheuren Zugkraft von Johnny Depp als Leading Man. Ganz ohne das Zielgruppenliebespaar Keira Knightley und Orlando Bloom kommt die Fortsetzung aus. Denn am Ende steht auf dem Kinoticket nur das Versprechen, mit Captain Jack Sparrow für eine Weile aus der Wirklichkeit zu fliehen. Dieses Versprechen hat Johnny Depp zum bestbezahlten Hollywood-Star gemacht. Heute feiert er seinen 48. Geburtstag.

Teenie-Arthouse-Blockbuster-Idol
Vor 10-15 Jahren hätte die gegenwärtige Karrierestufe von Johnny Depp bei Beobachtern höchstens ein belustigtes Kopfschütteln hervorgerufen. Zwar erlangte der 1963 geborene Johnny Depp mit der Fernsehserie 21 Jump Street erste Bekanntheit und den Rang eines Teenie-Idols. Doch danach schien er sich mit jeder Faser gegen die Konventionalität der kleinen Mattscheibe zu wehren. Durch Edward mit den Scherenhänden wurde er zu einem Star, der stets bekannter war, als es die Einspielergebnisse seiner Filme rechtfertigten. Statt Blockbuster drehte er mit Jim Jarmusch und Terry Gilliam, mit Emir Kusturica und Julian Schnabel, zerschmetterte Hotelzimmer, schlug sich mit Paparazzi. Was einer eben so macht, der dazugehört, aber nicht dazugehören will. Heute ist er ein zweifacher Sexiest Man Alive und wenn es einen Mainstream-Ritterschlag gibt, dann ist es dieser.

Schritt für Schritt begleitet hat ihn Tim Burton auf diesem Weg. Die bisher sieben Filme umfassende Zusammenarbeit mit dem Regisseur versorgte Johnny Depp schließlich mit seinem klassischen Rollentypus, der Abweichungen wie The Astronaut’s Wife erlaubt, aber nicht die Oberhand gewinnen lässt. Ein Kind-Mann, der den althergebrachten gesellschaftlichen Erwartungen insbesondere an das männliche Erwachsensein nicht entspricht. Nicht zufällig strebt er häufig androgynen Rollen zu, wie in Edward mit den Scherenhänden und Sleepy Hollow. Dabei begehrt er selten bewusst auf gegen die Normen, die ihn zum Außenseiter stempeln. Stattdessen wird er häufig zufällig aus seinem passiven Dasein gerissen. Selbst in seinen wilden Jahren war Johnny Depp kein James Dean, nicht mal ein River Phoenix.

Der Triumph des Außenseiters
Der im neuen Jahrtausend einsetzende Triumph des Arthouse-Lieblings an den Kassen der Multiplexe ist im Grunde eine logische Konsequenz der vorangegangenen Karriere. Auch die wilde Jugend muss mal ein Ende haben und Captain Jack Sparrow ist eine gelungene Parodie und Erweiterung von Johnny Depps Rollen aus den 90ern und 00er Jahren. So als würde einer mit einem leichten Lächeln auf seine Hippie-Zeit zurückblicken. Der Hedonist und Trinker (Fear and Loathing in Las Vegas, From Hell, The Libertine) wird von seinen psychischen Belastungen befreit, in eine ewig jungenhafte Hülle gesteckt und heraus kommt der einzige echte Blockbusterheld, den Johnny Depp je gespielt hat und vielleicht jemals spielen wird.

So führt der Weg von Tim Burton über Jim Jarmusch zu Gore Verbinski und nun Rob Marshall, mit dem er auch das The Thin Man drehen wird. Dass Johnny Depp nicht auf ewig der widerspenstige A-List-Star ohne Franchise und Megahit bleiben würde, hätten Realisten erwarten können. So läuft das, wenn man seinen Platz als Teil in der Maschine eingenommen hat. Zu hoffen bleibt aber, dass Johnny Depp seine Wurzeln nicht völlig dem Massengeschmack und damit dem Piraten Captain Jack Sparrow aufopfert. In einem Kinojahrzehnt, das so versessen ist auf Männer in Superheldenstrumpfhosen, auf Nerds und Geeks, ist Johnny Depp mit Jack Sparrow der König all seiner Außenseiter gelungen.

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